Himmelskinder
›cke‹. So, Kollegen, jetzt ihr!«
Masur versuchte sich als Erster:
»Hm, ›… den‹? Waden, Maden, baden, Faden … ah, Laden. Ein Laden. ›… uche‹? ›Kuche‹ und ›cke‹, Kuchenecke. Keine Straße, sondern ein Laden, der Kuchenecke heißt.«
»Und in dem wird Pornografie verschachert? Nee, nie! Was hast du, Johanna?«
»Wir haben einen Kunden, nämlich den ›Sexladen‹ in der Buchenhecke. Steht dick und fett im Internet.«
34
Der Richter Hans G. Bartholdy nutzte die Mittagspause, um sich in sein Zimmer zurückzuziehen. Er goss sich Kaffee aus seiner Thermosflasche ein und holte eine Plastikdose aus seiner Aktentasche.
Von gestern war noch ein wenig Huhn übrig, das er mitgebracht hatte und jetzt mit Meerrettich aus der Tube bestrich. Er aß mit Genuss, leider war der Kaffee nicht mehr richtig heiß.
Die Verhandlung gerade hatte sich komplizierter gestaltet, als er gedacht hatte. Der Anwalt des Angeklagten war ein schlauer Fuchs, das musste man zugeben. Bartholdy machte sich Stichpunkte für das Urteil, das er nach der Mittagspause verkünden würde. Der Zeuge hatte einen vorzüglichen Eindruck hinterlassen, Kleidung, Frisur – alles tadellos, außerdem Akademiker. Er glaubte nicht, dass dieser Mann den Streit angefangen hatte. Der Angeklagte hatte ihn provoziert, und der Zeuge hatte in Notwehr gehandelt, das stand für Bartholdy fest.
Als er das Urteil verkündete, verzichtete die Staatsanwaltschaft auf Rechtsmittel, der Anwalt, wie erwartet, nicht. Na dann.
Die nächste Sache, die nach der Pause aufgerufen wurde, war eine dieser miesen Drogengeschichten, die ihn inzwischen ankotzten. Wie viel Zeit hatten die Justizbehörden mit den kleinen Dealern, die konsumierten, schon vertan. Sobald sie sich für eine Therapie entschieden, konnten sie vorzeitig den Knast verlassen. Und an die Großverdiener war sowieso nicht heranzukommen –die genossen weitab aller Zugriffsmöglichkeiten der Justiz ihr Leben in vollen Zügen.
Der Wachtmeister rief »die Strafsache gegen Schwab, Katharina« auf. Niemand erschien, nur die Zeugen. Nach fünfzehn Minuten erließ Bartholdy gegen Frau Schwab einen Haftbefehl wegen Nichterscheinens vor Gericht. Bis zum nächsten Termin hatte er genügend Zeit, das Gericht zu verlassen und einen Kaffee zu trinken. Vielleicht im »Café Schmitz«, da würde er keinem Kollegen begegnen.
35
»Auf jeden Fall hatte unser Bergen gestern einen richtig schönen Tag, Kollegen. Er konnte der Gruppe Alvermann mal zeigen, wie Ermittlungen geleitet werden.«
Masur wippte auf den Zehenspitzen und hatte die Hände vor dem Bauch gefaltet.
»Gut, dass er den Fall übernehmen konnte, nicht wahr? Wir hätten jämmerlich versagt.«
König schaute sich in der Kollegenrunde um, die sich im Gelben Zimmer eingefunden hatte und Masurs Darbietung interessiert folgte.
»Ich finde, Kollegen«, vermittelte König, »die Aldenburger haben gute Arbeit geleistet … oder eher das lka da oben. Bergen hat deren Früchte geerntet und wir jetzt auch. Aber immerhin hat unser Kollege die Verbindung für uns hergestellt. Also seien wir dankbar … hm … nicht wahr?«
»Wir haben sie bald«, begeisterte sich Meiners. »Nach der Schießerei am Dienstag waren wir uns schon einig, dass die Lennenstraße und vermutlich das »Black Cat« in der Kinderprostitution drinhängt. Und jetzt diese Liste. Dass die Razzia gestern nichts gebracht hat, war zu erwarten; hätten wir uns eigentlich schenken können. Wir stehen im Ring mit Gegnern, die über beste Verbindungen verfügen und zudem alles andere als blöd sind.«
»Mit wem wir es hier zu tun haben, das war mir 99 schon klar.« Masur griff sich das letzte süße Schaumteil, das vom Vortag übergeblieben war. »Und auch, dass Fotos und Videos nur einen Teil der Konsumenten zufriedenstellen. Dank Bullekens kleinem Vortrag weiß ich jetzt, dass unsere Kandidaten unter Verzerrung leiden und auf der Suche nach Beziehung sind. Und ich kann nicht genug von diesem süßen Zeug in mich reinstopfen; das war damals auch so.«
Bulleken fühlte sich als Sachkundiger verpflichtet zu ergänzen:
»Vergewaltiger gibt es unter den Heteros und unter den Pädosexuellen, da unterscheiden die sich nicht.«
»Ja, gut, dann haben wir es hier eben mit Vergewaltigern dieser Spezies zu tun. Übrigens, Kollegen, zu eurer Information: Der Codename Matjes ist entschlüsselt.«
»Ach ja? Lass hören«, forderte Alvermann auf.
»Maciek, Maciek Piecek. Ein einwandfreier Name, du
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