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Himmelskinder

Himmelskinder

Titel: Himmelskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Feldhausen
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Stunden später saßen sie alle bis auf Bulleken im Gelben Zimmer. König öffnete die Fenster; es stank nach Nikotin und Fisch, eine ziemlich ekelhafte Mischung. Nicht nur Alvermann und Masur schienen das Rauchverbot zu ignorieren. Die Mappe mit Fotos und einigen wenigen Papieren, die sie in den letzten Stunden bei Bergen aussortiert hatte, lag auf dem Arbeitstisch. Masur verschwand und kam kurz darauf mit einer Packung Mohrenköpfe zurück, die er von zu Hause mitgebracht haben musste. So etwas gab es in der Kantine nicht. Er winkte ab, als Alvermann ihm eine zweite Abarisco anbot.
    »Nee, lass mal, ich esse lieber was Gesundes.«
    Er riss die Packung auf und drückte sich eines der süßen Teile vollständig in den Mund. Er würgte ein wenig.
    »Wie ’ne Mastgans bei der Stopfung.«, meinte sein Freund. König nickte. »Ja, stimmt. Neulich war ein Bericht im Fernsehen darüber; die sahen genauso aus.«
    Sie öffnete die Mappe.
    »Hier«, sie schob drei Fotos, die sie mehrfach vergrößert hatte, in die Mitte des Tischs, »unser Himmelskind.«
    Es wurde ruhig im Gelben Zimmer.
    Eines der Fotos zeigte eindeutig das Mädchen aus dem Stettnerpark. Die beiden anderen waren zu unscharf, um eine Zuordnung sicher vornehmen zu können.
    Der Regisseur hatte sich einiges einfallen lassen.
    »Die Sache mit dem so genannten Natursekt werde ich nie verstehen.«
    Masur klärte Meiners auf:
    »Wenn du zu früh aufs Töpfchen gesetzt worden wärst, hättest du heute auch Spaß daran, glaub mal. Und meiner Meinung geht es nicht in erster Linie darum, was wer mag, sondern mit wem er die Dinge treibt, die er mag.«
    König legte Foto für Foto auf den Arbeitstisch. Manche Fotos hatten durch das Feuer erheblich Schaden genommen und blieben trotz Nachbearbeitung unscharf. Andere waren qualitativ gut. Einige dieser Fotos ließen nur den Schluss zu, dass es bei den gezeigten Handlungen zu Verletzungen der Kinder gekommen sein musste. Eines zeigte einen winzigen Jungen, dessen Mundwinkel aufgerissen waren. Er lag in einer Blutlache, und es sah nicht so aus, als habe er überlebt. Sie schluckte, bevor sie sich an Alvermann wandte:
    »Meinst du, das ist echt? So was kann man doch heute leicht am Computer faken, oder?«
    »Ja, kann man. Aber es ist nicht auszuschließen, dass das echt ist. Wir wissen, dass es Abnehmer gibt, die bereit sind, dafür richtig Geld zu bezahlen, vor allem für entsprechende Videos. Wir wissen das, Johanna; es hat keinen Zweck, sich was vorzumachen.«
    Weitere Bilder, andere Gräuel.
    Die Männer auf den Fotos hatten dafür Sorge getragen, unkenntlich zu bleiben: Ihre Gesichter waren abgewandt, oder sie trugen Masken.
    Alvermann hatte sich wieder das Foto des Himmelskindes genommen und betrachtete es eingehend.
    »Bulleken war doch auf dieser Fortbildung. Vielleicht weiß er was über Therapieerfolge bei pädosexuellen Straftätern? Würde mich interessieren, echt«, behauptete Masur.
    Meiners war für die billigere Variante:
    »Jeden Morgen eine ordentliche Portion Hängolin in den Kaffee, und gut ist. Und wenn sich dann noch was rührt, Schwanz ab.«
    Irritiert sah Alvermann von den Fotos auf und kratzte sich an der bekannten Stelle.
    »So sahen also ihre letzten Wochen und Monate aus, Herrgott noch mal«, beendete er die müßige Diskussion und begann, die Fotos zusammenzulegen.
    »Wieso haben die erstens solche Fotos zurückgelassen?«, fragte Meiners in die Runde. »Und zweitens: Wieso haben die das Feuer überstanden? Ich denke, der Kasten ist bis auf die Grundmauern abgebrannt.«
    »Die Aldenburger haben mitgeteilt, dass es reiner Zufall war. Das Material befand sich im Keller in einem der Lagerräume mit Metalltür, und die hat das Feuer länger aufhalten können.«
    »Und, Johanna? Das ist nicht alles, oder?«, fragte Alvermann und zeigte auf die Mappe. »Was sind das noch für Papiere?«
    »Eine Menge Zeugs, mit dem ich nichts anfangen konnte, Reste einer alten Kartei, unleserlich, Kopien von Briefen und Werbung, und dann allerdings das hier.«
    Sie legte ein Stück Papier zwischen die Fotos, das links unten einige leserliche Buchstaben aufwies.
    Alvermann beugte sich über den Tisch und zog es zu sich heran.
    »Was ist das?«
    »Das sieht für mich nach einer ausgedruckten Liste mit Orten und Namen aus. Hier kann man, zumindest nach etlichen Vergrößerungen, ›Aldenburg‹ lesen und darunter ein Wort, das auf jeden Fall mit ›den‹ endet. Die Straße ist besser zu erkennen, ›uche‹, und

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