Himmelskrieg: Roman (German Edition)
die Rampen hoch und runter liefen, während Harley und Nayar ihren »Kriegsrat« abhielten.
Und Gabriel Jones’ brüchige Stimme war zu vernehmen. Ein paar Schritte von ihnen entfernt sprach er über den Tik-Talk mit seiner Tochter Yvonne, die bei der entsetzlichen und heimtückischen Detonation der Mini-Atombombe auf Keanu ums Leben gekommen war.
Sie war tot und jetzt ist sie wieder am Leben . Dieser Gedanke kreiste unentwegt in Harleys Kopf.
Er war froh, dass der Tik-Talk immer noch funktionierte, und dass sie Zack Stewart und die anderen hatten orten können. Sie wussten, dass die Reivers das Vesikel gestartet hatten und unterwegs zur Erde waren. Und dass sie im Wesentlichen Keanus Energiekern abgeschaltet hatten.
Das waren verdammt schlechte Nachrichten. Wenn der Energiekern nicht neu gestartet werden konnte, waren sie alle so gut wie tot. Und wenn Keanu ebenfalls starb, konnten sie vermutlich keine Revenants werden.
Aber seit sie diese Informationen hatten, konnten sie konkrete Pläne schmieden. Zack und sein Team wollten versuchen, den Kern zu reaktivieren. Der Tempel sollte die Reivers mit einem Gegenangriff vernichten, da diese Kreaturen für sämtliche Probleme verantwortlich waren. Jaidev und seine Magier hatten einen Vorschlag Zhaos aufgegriffen, und bevor es zu einem totalen Systemausfall kam, war es ihnen gelungen, eine Dosis dieses Horrorzeugs herzustellen, das das Gehirn schädigte. Ihre Biowaffe basierte auf Proben, die man Gabriel Jones’ Körper entnommen hatte. Harley durchschaute das ganze Prozedere nicht hundertprozentig, aber Biochemie war noch nie sein Fachbereich gewesen. Er wusste so gut wie gar nichts darüber.
»Die Reivers reproduzieren sich rasch und effizient«, sagte Jaidev. »Sie geben Informationen und offenbar auch genetisches Material von einem Konglomerat zum anderen weiter. Es genügt, wenn das Datenverarbeitungszentrum, nämlich das Gehirn, eines einzigen Individuums durch ein Gift oder einen anderen Stoff geschädigt wird, und die Beeinträchtigung wird sich auf alle anderen Elemente übertragen.«
»Ich kapiere immer noch nicht, wie wir ihnen das Toxin verabreichen wollen«, sagte Weldon. »Die Reivers haben Keanus gesamtes System überschwemmt und korrumpiert. Was ist der eigentliche Vektor? Man sticht diesen Injektor doch nicht einfach in den nächstbesten Haufen aus Reiver-Goo.«
»Man benutzt einen menschlichen Wirt«, erwiderte Harley.
Es gab eine Unterbrechung, als eine Gruppe Leute vom drit ten Stockwerk herunterkam, während ein einzelner Mann versuchte, den zweiten Stock zu erreichen. Es war Xavier Toutant, der die traurige Botschaft verkündete: »Mr. Bynum ist tot.«
Das gab Harley weiteren Stoff zum Nachdenken: das »Verfallsdatum« für die Keanu-Revenants. Es schien, als würden sie zu einem neuen Leben erweckt, um eine ganz bestimmte Aufgabe zu übernehmen, und danach weggworfen.
Natürlich erwartete nicht jeden Revenant dasselbe Schicksal, und ihre Verweildauer war unterschiedlich. Man sehe sich nur Camilla an. Für Tiere schienen gleichfalls andere Regeln zu gelten – während der letzten Tagen waren Kühe, Katzen, Vögel, Fledermäuse und anderes Getier aus dem Bienenstock aufgetaucht. Bis jetzt hatte man noch nicht feststellen können, nach welchem Muster dies geschah – vorausgesetzt, es gab überhaupt ein Schema –, aber eines stand fest: Keines der Tiere zeigte die Verschleißerscheinungen, denen die wiedergeborenen Menschen unterworfen waren.
»Ist das der Käfer-Killer?«, fragte Xavier und zeigte auf den Injektor.
»Es ist zu spät, um an strenge Geheimhaltung und operative Security zu denken«, sagte Weldon, »aber sollten wir nicht etwas vorsichtiger sein mit dem, was wir sagen? Was ist, wenn sie hören, was wir mit ihnen vorhaben?«
»Die Reivers?«, fragte Nayar und rüstete sich, seinem Team Rückendeckung zu geben. »Wenn sie uns im wahrsten Sinne des Wortes ›verwanzen‹, dann sind sie längst über alles, was wir unternehmen, im Bilde, und wir vergeuden nur unsere Zeit. Eines sollten wir nicht vergessen – auch wenn sie Keanus Systeme beschädigt haben, sind sie immer noch quasiorganische Wesen mit spezifischen Schwachstellen und Einschränkungen. Und diese Verletzlichkeiten nutzen wir zu unserem Vorteil.«
»Indem wir jemandem eine Injektion mit dem … Käfer-Killer verpassen?«, fragte Weldon.
»Nein, Shane«, erwiderte Harley. »Indem wir jemanden mit einer sich rasant ausbreitenden tödlichen Krankheit
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