Himmelspfade - Engel weisen uns den Weg
Welt dazu. Viele Jahre lang habe ich beobachtet, dass zur Weihnachtszeit Engel über die Häuser flogen und Lichtkugeln darauf fallen ließen. Ich fragte mich stets, was das zu bedeuten hatte. Was um alles in der Welt taten die Engel da? Dann hatte ich eine Vision, durch die mir vieles klarer wurde.
Gelegentlich habe ich Visionen. Sie sind völlig anders als Träume. Visionen habe ich, wenn ich hellwach bin. Dann ist es so, als würde ein Blitz durch mein ganzes Wesen fahren. Meine Seele wird von meinem Körper getrennt, und ich weiß, dass ich dem Tode dann tatsächlich sehr nahe bin. Selbst wenn die Vision an sich schön ist – manchmal ist das nämlich ganz und gar nicht der Fall –, so ist der Übergang in den visionären Zustand immer leidvoll, erschreckend und ungewiss. Er läuft nicht immer gleich ab. Ich weiß, dass Visionen mir etwas sehr Wichtiges zeigen, etwas, das die ganze Welt betrifft und nicht nur mein persönliches Umfeld. Eine Botschaft für die Welt sozusagen.
Die Vision, durch die ich besser verstehen konnte, was die Engel an Weihnachten tun, wurde mir mitten in der hektischen Vorweihnachtszeit zuteil, als Joe noch lebte. Er war im Krankenhaus, und ich wollte ihn an Weihnachten zu Hause haben. Als ich eines Nachmittags im Wohnzimmer betete, spürte ich, dass einige Engel sich um mich versammelten und sich selbst förmlich wie Tücher um mich schlugen, sanft zunächst, aber dann immer fester. Das ist eins der Vorzeichen einer Vision. Würden die Engel mich nicht auf diese Weise stützen, würde mein Körper umfallen wie ein Stein, sobald meine Seele ihn verlassen hat.
Jetzt sind meine Augen weit offen, aber ich schwebe fort von dieser Welt. Sie verblasst. Dann ist es einen erschreckenden Sekundenbruchteil lang so, als würde mir der Atem genommen. Ich habe aufgehört zu atmen. Ich bin anderswo, in einer anderen Dimension. Es ist dunkel. Allmählich nehme ich zwei schattenhafte Gestalten wahr, eine rechts und eine links von mir. Sie führen mich zu einer breiten Steinmauer, die so hoch ist, dass sie bis zum Himmel zu reichen scheint. In der Mitte dieser hohen Mauer befindet sich ein Tor. Im granitgrauen Stein glitzern viele winzig kleine verschiedenfarbige Lichtpünktchen. In das Tor sind Zeichen hineingemeißelt, aber ich konzentriere mich nicht lange genug darauf, um sie erkennen zu können, denn mein Blick wird unweigerlich von zwei riesigen goldenen Engeln angezogen. Sie sind größer als die Bäume im Universitätspark von Maynooth. Sie sind fast so groß wie die Mauer. Sie halten Wache neben dem Tor, jeder auf einer Seite. Ich komme näher, und die beiden Engel drehen sich um und schieben das Tor auf. Es sieht so aus, als bestünde das Tor aus einem einzigen riesigen Steinblock, der in der Mitte durchgeschnitten ist und dessen beide Hälften zusammengedrückt werden. Sie schwingen nicht vor oder zurück, sondern müssen zur Seite geschoben werden wie Schiebetüren. Sie sind ungeheuer dick und schwer. Aber sie geben dem Druck der riesigen Engel nach, denn diese sind unglaublich stark. Während die beiden Flügel des Tors zur Seite gleiten, erkenne ich, dass die behauenen Steinblöcke etwa einen Meter dick sind. Dann sehe ich ein Licht im Öffnungsspalt aufleuchten. »Was sich wohl dahinter befinden mag?«, frage ich mich. Ich versuche, hindurchzugucken …
Als ich mich weiter nähere, wird der Spalt breiter, und das Licht wird heller. Als die Öffnung etwa einen Meter breit ist, kommt es plötzlich zu einer Lichtexplosion, aus der zahllose Engel hervorströmen. Sie sind überall, und im ersten Moment blenden sie mich. Dann gehe ich durch die Öffnung hindurch, und es scheint, als seien Millionen von Engeln da, und jetzt sehe ich, dass jeder Einzelne eine Lichtkugel trägt, ganz behutsam und liebevoll, als sei sie sehr kostbar. Die Lichtkugeln sehen genauso aus wie die, die die Engel zu Weihnachten auf die Häuser fallen ließen. Einige Engel schauen zu mir herüber und lächeln mich an, aber die meisten eilen einfach vorbei, als würden sie mich gar nicht bemerken. Ein starker Luftstrom entsteht, er ist sanft, aber kraftvoll. Und während die Engel herausfliegen, wird auch dieser Luftstrom immer stärker.
Dann ist plötzlich alles vorbei, und ich befinde mich wieder im Dunkeln. Über mir nur der nächtliche Sternenhimmel. Der Boden unter meinen Füßen fühlt sich weich an. Irgendwo vor mir, etwa am Ende eines Gartens, erkenne ich ein schwaches Flackern in der Dunkelheit. Dann erscheinen
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