Himmelspfade - Engel weisen uns den Weg
machte sich gut in der Schule. Eines Tages kam sie ganz aufgeregt nach Hause und erzählte mir, sie sei am Samstag zu einer Geburtstagsparty eingeladen. Als ich sie von der Party abholen wollte, freute ich mich sehr, dass ich hineingebeten wurde, um andere Eltern kennenzulernen. So konnte auch ich neuen Menschen begegnen. Alle wirkten sehr hilfsbereit und nahmen mich herzlich auf.
Meine besten Freunde in Johnstown waren natürlich die Brennans. Sie waren auch weiterhin so nett zu mir, und ohne sie wäre ich verloren gewesen. Ich dankte Gott und den Engeln jeden Tag für ihre Freundschaft. Wir sahen uns sehr häufig. Manchmal schauten wir auf dem Nachhauseweg von der Schule spontan bei ihnen vorbei. Dann spielte Megan mit den Kindern, und ich trank Tee und plauderte mit Maura oder Oma Brennan. Außerdem gab es bei den Brennans zahlreiche Geburtstagsfeiern, weil die Familie so viele Kinder hatte, und Megan genoss das sehr. Manchmal gingen Megan und ich am Wochenende mit den Brennans in der herrlichen Umgebung von Johnstown spazieren. Ich liebe Spaziergänge und die gute Luft in dieser Gegend. Das Landleben bekam Megan ebenfalls sehr gut, und wir waren so glücklich und gesund wie seit Jahren nicht mehr. Ich schloss noch weitere Freundschaften. So traf ich mich zum Beispiel regelmäßig mit Trish in einem Café in Johnstown. Als sie und ihr Mann John umzogen, schenkten sie uns freundlicherweise ihren wunderschönen alten offenen Kaminofen. Er passte ganz wunderbar zu dem gemütlichen Raum im Bauernhaus.
Überhaupt war das alte Bauernhaus ein großartiges Zuhause geworden, das uns ans Herz gewachsen war. Auch meine anderen Kinder kamen sehr gern zu Besuch, wann immer sie konnten. Vom Haus aus können wir die schönsten Sonnenaufgänge beobachten. Wenn die Sonne aufgeht, scheint sie direkt in mein Schlafzimmerfenster hinein. Manchmal sehe ich frühmorgens auf dem Feld hinter dem Vorgarten Füchse oder Hasen und natürlich alle möglichen Vögel.
Megan war inzwischen sieben Jahre alt und bereitete sich auf ihre Kommunion vor. In katholischen Schulen in Irland ist das ein großes Fest und für das betreffende Kind etwas ganz Besonderes. Ruth wollte das Kommunionkleid für Megan kaufen. Eine befreundete ältere Frau in Johnstown bot an, ihr eine weiße Strickjacke zu stricken, und ihre Brüder wollten die Schuhe und die übrigen Sachen besorgen, die sie brauchte.
Eines Freitagnachmittags, etwa sechs Wochen vor der Kommunion im Mai, fuhr ich in die Stadt, um Megan von der Schule abzuholen. Von dort aus wollten wir direkt nach Maynooth weiterfahren, damit wir am Samstag mit Ruth in Dublin Megans Kleid kaufen konnten. Ich saß im Wagen und beobachtete die Kinder, die zum Schultor herauskamen. Die Schutzengel der Kinder öffneten ihr Licht, und ich durfte sehen, wie jeder Schutzengel sein Kind zu seinen Eltern führte. Es war ein wunderschöner Anblick.
Dann kam Megan. Das Licht um ihren Schutzengel öffnete sich nicht, aber zwei weitere Engel gingen neben ihr her, und zu meiner Überraschung erblickte ich den Geist meiner Großmutter. Auch sie ging neben Megan her. Ich sah ihren Geist zum ersten Mal. Sie sah aus wie als Mensch, wie die schöne, sanftmütige Großmutter, die ich aus Kindertagen in Erinnerung habe. Als Megan beim Auto angelangt war, grüßte mich meine Großmutter mit einem Lächeln durch das Wagenfenster hindurch und verschwand dann wieder. Ich dankte ihr – und vergaß dabei ganz, dass Megan nicht ins Auto einsteigen konnte. Sie klopfte ans Fenster, und ich ließ sie hinein. Es herrschte dichter Verkehr, deshalb kamen wir erst nach 18 Uhr in Maynooth an. Megan war sehr müde, konnte aber dennoch nicht schlafen. Als Ruth sich zu ihr ins Bett legte und sie im Arm hielt, schlief Megan in null Komma nichts ein.
Ich setzte mich ins vordere Zimmer. Im Haus war es still. Ich muss wohl in dem Lehnstuhl neben dem Kamin kurz eingeschlafen sein. Als ich wieder aufwachte, saß der Engel Hosus auf der Couch. Er hielt seinen ulkig geformten Hut in der Hand. Ich glaube, ich habe Ihnen noch gar nicht von seinem gelockten Haar erzählt. Er hat wunderschöne weich fallende Locken, fast ein wenig so wie ich als Kind, aber voller, und wenn er seinen Hut abnimmt, dann fallen sie locker über seine Ohren und reichen ihm bis zu den Ohrläppchen. Ich war verblüfft, ihn zu sehen. Noch halb im Schlaf räkelte ich mich im Sessel.
»Ich bin hier, um dir ein Weilchen Gesellschaft zu leisten«, sagte er und setzte seinen Hut
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