Himmelspfade - Engel weisen uns den Weg
genauso wie alle anderen. Eines Tages besuchte mich ein junger Mann in Johnstown. Als ich ihn vor meiner Tür stehen sah, bemerkte ich bereits, dass sein Schutzengel mit seinem physischen Körper verflochten war. Er war ein gut aussehender circa 25-jähriger Mann. Sein Engel sagte mir gleich, was los war, aber der junge Mann war sehr unsicher und brauchte ziemlich lange, bis er auf den Punkt kam. Schließlich verriet er mir aber doch, dass er schwul war und Angst davor hatte, dass seine Familie, Freunde oder Arbeitskollegen das herausfinden könnten. Er war der älteste Sohn in der Familie. Er sagte, er habe noch nie jemandem von seiner Homosexualität erzählt. Ich sei die Erste, die es erfahre. Zur Tarnung ging er mit Mädchen aus, aber er fand, dass das falsch und den Mädchen gegenüber unfair sei. Er sagte mir, er sei mehrfach nahe dran gewesen, sich das Leben zu nehmen, habe aber immer im letzten Moment davor zurückgeschreckt. Sein Schutzengel sagte mir, der junge Mann sei immer noch dazu entschlossen, habe aber jedes Mal auf ihn gehört und es deshalb bleiben lassen. Aber sein Schutzengel wusste auch, dass er den jungen Mann nicht mehr davon abhalten können würde, falls er es noch einmal versuchte. Beide brauchten meine Hilfe.
Ich unterhielt mich einige Zeit mit dem jungen Mann und versuchte, ihm den Mut zu schenken, den er brauchte, um mit seinem Vater zu sprechen. Er wusste, dass er etwas tun musste und nicht mehr länger mit einer Lüge leben konnte. Bis heute sehe ich täglich sein Gesicht vor mir. Er macht immer noch eine schwere Zeit durch, aber ich bete darum, dass er den Mut findet, mit seiner Familie zu sprechen, und dass diese die Liebe und Großherzigkeit besitzt, ihn so zu akzeptieren, wie er ist. Und ich bete darum, dass er mit der Zeit den Gedanken aufgibt, seinem Leben ein Ende zu setzen.
Kapitel 13
Ich falle mit der Tür ins Haus
Eines schönen Sommertages, ich war gerade Anfang 20 und noch nicht verheiratet, tat ich etwas für mich eher Ungewöhnliches. Ich wollte einen langen Spaziergang im Phoenix Park machen. Das ist ein großer Park ganz in der Nähe von Old Kilmainham, wo ich als Kind gewohnt habe. Ich nahm den Bus aus Leixlip und ging durch die Eingangstore in den Park. Die Engel forderten mich auf, einem bestimmten Weg durch ein kleines Tal zu folgen. Es war ein schöner, sonniger Tag, aber in dem Park waren nicht viele Menschen. Ein alter Mann ging an mir vorbei. Vor mir sah ich einen Jungen, der quer über den Weg rannte. Hinter ihm kam ein junger Mann – ich nahm an, es war sein Vater – mit einer jungen Frau daher. Plötzlich veränderte sich das Licht, als sei mit einem Mal die Dämmerung hereingebrochen. Der Engel Michael ging neben mir her und hielt mich bei der Hand, und mit einem Mal war ich von vielen Engeln umgeben. Als ich nach vorne sah, wurde der Pfad, auf dem ich ging, schmal und dornig, und ich spürte, dass die Büsche meine bloßen Knöchel streiften.
Michael sagte mir, dass die Engel meine Seele mitnehmen würden. Einen Augenblick lang stockte mir der Atem. Am Ende des Weges leuchtete ein schönes helles Licht. Ich spürte, dass ich dorthin geführt, ja transportiert wurde. Ich konnte meinen Körper nicht mehr wahrnehmen. Ich war ein kleines Kind und rannte barfuß eine sandige Straße mit kleinen Läden entlang. Ich trug etwas in einem Musselintuch, und mein langes Kleid war bis zu den Knien hinauf zerrissen. Ich erinnere mich an jeden Schritt. Ich lief schnell, aber ich war nicht außer Atem. Dann rannte ich ein paar Treppenstufen hinauf und fiel förmlich mit einer nicht sehr soliden Haustür in einen Innenraum hinein. Maria, die Mutter Jesu, war darin an einem kleinen, alten und recht abgenutzten Tisch zugange. Sie bereitete etwas zum Essen zu, und ihre Hände waren ganz mehlig. Das Zimmer war ziemlich leer. Durch eine kleine Öffnung in der Wand kam gerade so viel Licht, dass sie dabei arbeiten konnte. Ich bemerkte, dass Josef nicht da war. Maria brauchte die Zutat, die ich in dem Tuch mitgebracht hatte. Sie fragte mich: »Warum hast du so lange gebraucht?« Ich wusste, dass ich zu spät kam und etwas falsch gemacht hatte.
Ich erinnere mich, dass ich auf einen grob zusammengezimmerten Holzhocker kletterte. Ich wusste, dass Maria liebenswürdig war und dass ich bei ihr sein wollte. Sie war immer noch sehr jung, aber mittlerweile zehn Jahre älter als damals, als ich sie bei der Geburt Jesu gesehen hatte. Sie trug locker sitzende Kleidung in goldbraunen
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