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Himmelspfade - Engel weisen uns den Weg

Himmelspfade - Engel weisen uns den Weg

Titel: Himmelspfade - Engel weisen uns den Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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laut gelacht, was aber nichts gemacht hätte, weil ja niemand da war.
    Dann sah ich den Engel Michael. Er saß auf dem Stuhl, der am weitesten von der Anmeldung entfernt war. »Möchtest du, dass ich mich neben dich setze?«, fragte ich ihn. Er antwortete: »Nein, setz dich etwa fünf Reihen vor mich.« Ich tat, worum Michael mich gebeten hatte. Auf den Stühlen lagen ein paar Zeitschriften. Ich nahm eine in die Hand und blätterte sie nervös durch. Da kam Michael zu mir und stellte sich hinter mich. Er legte mir die Hand auf die Schulter und sagte: »Ganz ruhig, Lorna. Es wird alles gut.«
    »Ich kann hier nicht ruhig sein, Michael«, erwiderte ich. »Es ist einfach zu still. Kein Mensch kommt hier vorbei. Man könnte meinen, das Krankenhaus wäre verlassen.«
    Michael lachte und sagte: »Nein, das ist es nicht.«
    Genau in diesem Augenblick kamen drei Krankenschwestern und eine junge Ärztin um die Ecke. Sie unterhielten sich leise und schienen mich nicht einmal zu bemerken.
    »Ich sitze hier nun bestimmt schon 15 bis 20 Minuten«, sagte ich zu Michael. »Ich weiß ja nicht, was Gott mir zeigen will, aber allmählich schwant mir Übles.«
    In dem Moment kamen eine ältere Dame und ihre Enkelin zur Anmeldung. Sie klingelten, und die Empfangsdame erschien. Während ihres Gesprächs konnte ich sehen, dass zwei Engel die ältere Dame stützten. Sie zitterte am ganzen Körper, sodass ich schon befürchtete, ihr Gehstock würde zerbrechen. Ein Engel versuchte, ihr zu helfen, damit sie nicht so zitterte, während der andere mit ihr sprach, um sie zu trösten. Als die beiden an mir vorbeigingen, ließen die Engel mich hören, was die alte Dame zu ihrer Enkelin sagte. »Ich habe solche Angst. Kannst du bitte bei mir bleiben?« Ich war voller Anteilnahme für die beiden, besonders für die alte Dame.
    Als sie um die Ecke gebogen und außer Sichtweite waren, bat ich die Engel, ihr die Angst zu nehmen.
    Der Engel Michael setzte sich neben mich.
    »Vielleicht sind ja gerade alle in der Teepause«, vermutete ich.
    »Hab Geduld, Lorna. Es geht gleich los.« Kaum hatte Michael das gesagt, schien alles stillzustehen. Ich konnte alle Partikel in der Luft um mich herum sehen. Da kam ein junger Mann, offensichtlich bei bester Gesundheit, in den Wartebereich geschlendert. Er blieb einen Augenblick stehen und ging dann zur Anmeldung. Jede seiner Bewegungen lief wie in Zeitlupe ab. Ich weiß, dass nur ich das so wahrnahm, damit ich alles an ihm genau erkennen konnte. Er war Anfang 30.
    »Er sieht gut aus«, sagte ich zu Michael. »Er wirkt auf mich nicht so, als ob er krank wäre.«
    »Pass gut auf, Lorna«, erwiderte Michael, »gleich wirst du sehen, was los ist.«
    Der junge Mann bekam eine Nummer, genau wie ich vorher, und wurde gebeten, sich zu setzen und zu warten. Er schaute die leeren Sitze an und kam dann auf mich zu. Er setzte sich etwa zwei Reihen vor mir hin, aber mit dem Gesicht zu mir.
    Ich hatte nun schon eine ganze Weile dagesessen, aber mir war noch gar nicht aufgefallen, dass mein Sitz den anderen gegenüber angeordnet war. So saßen wir uns also gegenüber. Was sich nun abspielte, versetzte mich in großes Erstaunen. Mit einem Mal veränderte sich der junge Mann. Als er seinen Kopf hob, lief wieder alles wie in Zeitlupe ab. Jetzt wirkte er nicht mehr wie ein Mensch. In seinem Kopf befanden sich offensichtlich Implantate. Sie sahen aus wie Klammern, die die einzelnen Teile seines Gehirns voneinander trennten. Außerdem konnte ich sehen, dass Teile seines Gehirns fehlten. Sein Schädel bestand nicht nur aus Knochen. Was ich sah, belastete mich so sehr, dass ich am liebsten laut geschrien hätte.
    »Er ist ein Rückschlag aus der Zukunft«, erklärte mir Michael.
    »Was bedeutet das?«, fragte ich aufgebracht.
    Der junge Mann stand wieder auf und ging zur Anmeldung. Dabei sah ich, dass auch sein übriger Körper nicht ganz aus Fleisch und Blut bestand. Aber er war auch nicht völlig aus mechanischen Teilen zusammengesetzt. Es ist schwer zu beschreiben, aber es war, als befände sich etwas Unsichtbares in seinen Armen und Beinen, das ihn unzerbrechlich machte – etwas aus Stahl oder einem anderen verstärkenden Material, von dem wir bisher noch nichts gehört haben.
    Solange ich den Mann beobachtete, schwieg Michael, dann sagte er: »Wir zeigen dir, wie manche Menschen in der Zukunft aussehen könnten. Wie du siehst, ist dieser Mann real, aber er ist anders als jeder heutige Mensch. Wir haben ein Bild auf ihn projiziert.

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