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Himmelsschatten

Himmelsschatten

Titel: Himmelsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cassutt , David S. Goyer
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waren.
    Insgesamt betrachtet reichte das aus, um jeden an den Rand der Verzweiflung zu treiben. »Natalia!« Die Russin beschäftigte sich mit dem zu ihrem Raumanzug gehörenden Rucksack, der halb geöffnet war. »Fällt dir was dazu ein?«
    »Wozu?«
    Nur mit Mühe unterdrückte Zack eine vernichtende Antwort. Er durfte nicht vergessen, dass Englisch nicht Natalias Muttersprache war. Vermutlich hatte sie kein Gespür dafür, wie provozierend ihre Gegenfrage klang. »Zu dieser neuen Kreatur zum Beispiel! Zu irgendetwas , das von Interesse ist. Zu den Architekten. Dem Tempel.«
    Natalia zuckte nur mit den Schultern. Sie öffnete den Mund, um zu sprechen, sagte jedoch nichts, als hätte sie es sich plötzlich anders überlegt. Und wenn Zacks Verdacht im Hinblick darauf, was sie mit dem Konstantin-Ding angestellt hatte, zutraf, hätte sie vermutlich ohnehin nichts Vernünftiges zu sagen.
    Dann rückte Lucas mit einer weiteren Information heraus, die er Camilla entlockt hatte. »Da wäre noch was … Camilla sagt, der Mann hatte rotes Haar.«
    »O Scheiße!«, platzte Tea heraus, die intuitiv denselben Schluss zog wie Zack. »Pogo!«
    »Ergibt das einen Sinn?«, fragte Zack. »Glaubst du, Pogo wurde wieder zum Leben erweckt?«
    »Zack, das ergibt genauso viel oder genauso wenig Sinn wie alles, das ich während der letzten sechs Stunden gesehen habe. Komm mit!«

20
    »In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wenn’s nicht so wäre, hätte ich dann zu euch gesagt: Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten.«
    JOHANNES-EVANGELIUM 14,2
    Es war ein einzelnes Wort, eher ein Ton, der mehrere Male auf unterschiedliche Weise wiederholt wurde, als handele es sich um einen Test via Luft-Boden-Funk.
    Pogo.
    Patrick Downeys Rufzeichen war ihm während seiner ersten operativen Tour verpasst worden, als er Maschinen vom Typ F-35 flog. Bei Schießübungen in Nellis hatte er es irgendwie geschafft, sich vor eine seiner eigenen Raketen zu manövrieren.
    Die ihn daraufhin als Ziel anvisierte. Zum Glück handelte es sich bei der Rakete um ein Exerziergeschoss. Indem er hektisch Düppel abwarf und andere Radartäu schungsmaßnahmen anwandte, konnte Second Lieute nant Downey verhindern, von etwas abgeschossen zu werden, das er selbst gestartet hatte. Er wurde sogar von seinem Ausbilder gelobt, weil er »dem Unterrichtsplan voraus« war, denn Schutzmaßnahmen zur Radartäuschung standen erst zwei Wochen später auf dem Programm.
    Als man sich an diesem Abend im O-Club traf, sagte Shawn Beckman vor einem halben Dutzend anderer Pilo ten zu Patrick: »Kumpel, du bist dir selbst dein größter Feind.«
    Und Jeff Zajac, auch ein Pilot, legte nach: »Klar, wie in diesem alten Comicstrip. ›Wir sind dem Feind begegnet, und wir sind es selbst.‹ Wie zum Teufel hieß dieser Comic doch noch mal?«
    Ein dritter Pilot, Rickie Bell, half aus: »Pogo« , und ein Rufzeichen war geboren.
    Für Rufzeichen galt die Regel, wenn der Vorschlag einem nicht gefiel, sollte man sich bloß keine Sorgen machen; es würde auf jeden Fall noch schlimmer kommen. Bell hörte während seiner gesamten Laufbahn als Flieger nur »Tinker«. Beckman erhielt das relativ neutrale »Beckerwood«, aber nachdem Zajac sich einmal beim Rasieren ziemlich verletzt hatte und eine Weile mit lädiertem Gesicht herumlief, wurde er seit diesem Vorfall nur noch »Scabber« gerufen.
    Pogo fand, das geschah ihm recht.
    Aber wieso dachte er jetzt daran? Das Training in Nellis hatte vor fast zwanzig Jahren stattgefunden.
    Er hatte geträumt. Weiter nichts.
    Plötzlich drängten Fragen auf ihn ein. Wo? Was? Wie?
    Er bekam keine Luft! Etwas bedeckte sein Gesicht! Er zerrte mit den Händen daran, merkte, dass er wieder sehen konnte … und er konnte auch wieder tief einatmen. Großer Gott.
    Aber er lag in einem Sarg! Moment mal, da war Licht. Als er anfing, wild um sich zu schlagen, gaben die Wände nach. Sie waren wie dickes Plastik .
    Dann fiel ihm der Wächter wieder ein. Der weit ausholende Schlag … der Horror, der ihn übermannte, als er begriff, dass er in Stücke gehackt worden war; vor seinen Augen sah er nur noch Rot, spürte, wie er in einzelne Teile zerfiel und starb.
    Aber jetzt war er nicht mehr tot.
    Er rutschte aus der Wabe heraus.
    Zum ersten Mal in seinem Leben – in seinen beiden Leben – schrie er los. Er brüllte vor Angst und vor Freude, und er konnte gar nicht mehr aufhören zu schreien. Es war, als hätte allein sein Körper die Kontrolle übernommen, als müsse er

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