Himmelsschatten
vorausgeeilt. Sie und Taj waren mitgekommen, um ihn an den Ort zu führen, an dem der tote Pogo lag.
»Ihr habt ihn nicht begraben.«
»Womit?«, fragte Taj über Teas Schulter hinweg. »Unser einziges Instrument, das einer Schaufel auch nur nahe kommt, ist ein Astronautenstift.«
Abrupt blieb sie stehen. Zack lief zu ihr, kniete nieder, hob behutsam riesige Blätter hoch und legte die Über reste des verstorbenen Pogo Downey frei, im Wesent lichen ein paar große Stücke von etwas, das einmal ein Mensch gewesen war, eingehüllt in blutdurchtränkte Fetzen von EVA -Unterbekleidung. »Habt ihr ihn so zurückgelassen?«
»Nein! Er steckte noch in seinem Raumanzug!«, sagte Tea. Dann fügte sie hinzu: »Seinen Helm habe ich exakt an diese Stelle gelegt. Gewissermaßen als Grabmal …«
»War dieser Fleck schon hier?« Zack deutete auf eine Verfärbung rings um den Leichnam … sie war dunkel, hatte nicht direkt die Farbe von Blut, obwohl man das bei diesem Licht schlecht beurteilen konnte.
»Nein«, erwiderte Tea. »Vorher hatte der Boden nicht diese Farbe. Was könnte das deiner Ansicht nach be deuten?«
»Ich habe keinen blassen Schimmer.« Er bemerkte noch etwas – das Laub war zur Seite gebogen worden. »Ich glaube, ich habe eine Spur entdeckt.« Er stand auf und folgte der Spur tiefer ins Dickicht hinein.
Weit brauchte er nicht zu gehen, vielleicht zwanzig Meter. »Ich hab ihn gefunden!«
Tea und Taj waren nur wenige Schritte hinter ihm. Sie blieben stehen, als sie sahen, was vor Zack auf dem Boden lag. »Da ist er ja!«
Der weiße EVA -Anzug und der klobige Rucksacktornister lagen auf dem Boden wie ein gefallener Soldat. Der Anzug war schwer beschädigt, vorne klafften drei große Lücken, eine davon so tief, dass sie den Raumanzug buchstäblich in zwei Hälften teilte.
Zack berührte die ausgezackten Schnitte; das mehrlagige Material, aus dem der Anzug bestand, fühlte sich unglaublich fest an. Es war schon viel Kraft erforderlich, um einen solchen Anzug zu durchschneiden.
»Das ist ja mehr als seltsam«, äußerte Tea.
»Okay«, sagte Zack, »wenn Pogos Leiche noch hier liegt … wer ist dann der rothaarige nackte Kerl?«
»Wäre es möglich, dass Camilla gar nicht Pogo gesehen hat, sondern irgendein anderes wieder zum Leben erwecktes Wesen?«, fragte Taj.
»So muss es sein!«, betonte Tea. »Dieser Fall ist gänzlich anders als die Sache mit Megan und Camilla! Deren Leichen befanden sich nicht hier drin in Keanu!«
»So kann man es sehen«, räumte Zack ein. »Trotzdem kann es ein paar Gemeinsamkeiten zwischen diesen Wiedererweckungen geben.« Mit der Hand wies er auf den liegen gelassenen Anzug. »Ich meine, seht euch das doch mal an.«
Taj wackelte mit dem erhobenen Zeigefinger und erinnerte Zack an einen College-Professor. »Ich denke, diese Welt besteht aus Molekularmaschinen oder Nanomaschinen, wie immer man das nennen will. Alles, was in diese Umgebung hineingelangt, ist nichts weiter als Energie oder Material, das bei Bedarf neu zusammengesetzt wird. Alles, was ihr hier seht, kann jede beliebige Form annehmen, die die Designer bestimmen.«
Tea gestattete es sich, an den Spekulationen teilzunehmen. »Sogar das Eis und der Schnee an der Oberfläche …« Sie blickte erschrocken drein. »Ist irgendwas davon in unsere Körper gelangt?«
»Sämtliche Nahrung und alles Wasser, das wir zu uns genommen haben, stammt aus unseren Vorräten«, erklärte Zack, dem die offensichtliche Konsequenz nicht behagte – dass sie alle infiziert waren. »Aber seit mehr als einem Dutzend Stunden atmen wir diese Luft ein.«
»Scheiße!«
Tea drehte sich um und ging weg. Zack folgte ihr und fasste sanft nach ihrem Arm. »Hey, hey, hey, bleib bei mir. Es tut mir leid … aber du kennst mich ja, ich greife zu gern einen schlimmen Gedanken auf und spiele damit. Noch wissen wir nichts. Selbst für den Fall, dass wir kontaminiert sind, steht noch lange nicht fest, ob dies für uns eine Gefährdung darstellt.«
»Genau«, pflichtete Taj ihm bei. »Ihr müsst es mal so sehen: Das bedeutet, dass wir niemals sterben können.«
»Eine beruhigende Vorstellung«, kommentierte Zack trocken, »in Anbetracht der Optionen, mit denen wir im Augenblick konfrontiert werden.«
Tea starrte die beiden Männer an. »Arschlöcher!«
Zehn Minuten später waren sie wieder beim Rover angelangt.
Wegen der immer bedrohlicher werdenden Situation – Zack versuchte, das Bild eines wiederbelebten Patrick »Pogo« Downey, wie er durch
Weitere Kostenlose Bücher