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Himmelsschatten

Himmelsschatten

Titel: Himmelsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cassutt , David S. Goyer
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    Angreifbar und blind trat er tiefer in die Hauptkammer hinein. Indem er die Zeiss -Lampe eingeschaltet hatte, hatte er sich vorübergehend selbst geblendet.
    Trotzdem wusste er, dass sich vor ihm etwas befand, etwas sehr Großes.
    Er konnte es riechen – kein unangenehmer Duft, beinahe blumig, aber penetrant, und mit jedem vorsichti gen Schritt, den er darauf zuging, wurde der Geruch intensiver.
    Jetzt hörte er es auch. Das eintönige Scharren seiner Füße auf dem Boden wurde überlagert von einem tiefen, langsamen Zischen, wie wenn ein Wal atmete. Von oben, dicht unter der Decke, ertönten zugleich zwitschernde Laute.
    Als würde ein Kolibri den Kopf eines Wals umschwirren.
    Hör auf mit diesen Vergleichen aus deiner eigenen Welt. Fokussiere dich auf das, was tatsächlich da ist .
    Denn hier war etwas. Wenn es möglich war, etwas zu sehen, das noch schwärzer war als die tiefste Finsternis, dann passierte Zack genau dies: Höchstens fünf Meter von ihm entfernt saß ein großes Ding .
    Was zum Teufel war das? Er hob die Kamera und schaltete das Licht ein.
    Das Erste, was er wahrnahm, waren die Decke des Raums und die Wände, die einen Moment lang vor Maden zu wimmeln schienen. Indem Zacks Augen sich anpassten, merkte er, dass er wirbelnde Punkte und Schnörkel sah, die kein erkennbares Muster bildeten.
    Seine unmittelbare Aufmerksamkeit galt jedoch einer fast zehn Meter großen Kreatur, die auf einer Bank oder einem Stuhl saß – wobei »sitzen« der treffende Ausdruck war. Das Wesen hatte einen Kopf und vier Arme, aber lediglich ein Beinpaar. Das Gesicht lag zu weit oben im Dunkeln, als dass Zack Augen oder Nasen hätte zählen können.
    Falls die Kreatur überhaupt solche Körperteile besaß.
    Trug das Wesen eine Panzerung? Oder einen Raumanzug? Möglicherweise. Vielleicht hatte es auch nur … Bekleidung an. Zack hatte sich schon immer gefragt, warum die meisten Science-Fiction-Aliens nackt waren …
    Er musste annehmen, dass er einen dieser Architekten vor sich hatte.
    Und wenn dieser Architekt Zack überhaupt bemerkte, dann war er sehr geduldig – oder völlig desinteressiert.
    Für so etwas hatte Zack keine Zeit. »Hier unten!« Er schwenkte das Licht und erwartete, dass die nächsten paar Sekunden seine letzten sein würden. Er war sogar so töricht sich zu fragen, ob er nach seinem Tod auf Keanu wiedererweckt würde.
    Verdammt, wenn die gigantische Kreatur sich ihm nicht gleich zuwandte, indem sie ihren oberen Torso und das Gesicht drehte – das entweder eine schimmernde, beinahe wächserne und abstruse Ansammlung von Flächen und Reflexionen war … oder eine Maske.
    Die Atemmaske eines Druckanzugs? Nein, der Architekt trug die gleiche zweite Haut, die Megan und Camilla eingehüllt hatte.
    Er war ebenfalls ein Revenant!
    Ob Revenant oder nicht, der Architekt bewegte sich mit erschreckender Geschwindigkeit. Zacks Erfahrung nach war etwas von dieser Größe gar nicht zu solch einer blitzartigen Schnelligkeit fähig. Das deutete auf eine besondere physikalische Struktur hin, einschließlich einer extrem reaktionsschnellen Muskulatur.
    Aber es blieb bei dieser einen, rasanten Geste. Dann presste der Architekt seine vier Arme dicht an seine Brust. Die Haltung erinnerte Zack aus irgendeinem Grund an die Verbeugung eines Asiaten … diese Pose würde man von einem beflissenen Kellner oder Ladenbesitzer erwarten.
    Als wollte der Architekt fragen: Was willst du?
    Die menschliche Rasse hatte die Chance für einen gut gemanagten Erstkontakt verpasst, als Zack und die Crew dem ersten Wächter begegneten. Für die klassische Phrase »Wir kommen in Frieden« war es zu spät. Zack war sich nicht mehr sicher, warum die Menschen überhaupt auf Keanu gelandet waren. Vielleicht um anderen Menschen zuvorzukommen. Jetzt jedenfalls musste er praktisch und resolut handeln. Zum Teufel mit irgendwelchen Feinheiten.
    »Gib mir meine Frau zurück!«

16
    »Die Destiny -Mission Control gibt Folgendes be kannt: Der unbemannte Destiny -Orbiter befindet sich zurz eit in einer Entfernung von achtunddreißig Kilo- metern immer noch auf der Rückseite von Keanu. Der Missionsmanager Shane Weldon und der Chef-Flug-
leiter Josh Kennedy haben bestätigt, dass wegen des sporadischen Kontakts mit den Astronauten Nowinski und Stewart und dem damit zusammenhängenden Kontaktverlust zur Venture -Landefähre der Versuch unternommen wird, die Destiny in einer ›Schneepflug‹-Landung auf Keanus Oberfläche aufzusetzen …«
    SCOTT SHAWLER,

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