Himmelsschatten
Nuklearraketen testeten.
»Ich kenne diese Aufnahmen«, erwiderte Harley. »Aber das hier war anders.«
»Vielleicht handelt es sich wirklich um Plasma«, mutmaßte Josh Kennedy.
»Dann ist es aber keine mächtige Massenvernichtungswaffe«, sagte Harley und deutete auf den Schirm. »Anscheinend wurde das Kontrollzentrum zerstört, aber viel mehr auch nicht.« Mehrere Fenster auf dem Schirm zeigten die Einspielungen anderer Nachrichtensender mit leicht abgewandelten Titeln. » Tragödie in Bangalore!« »Angriff aus dem Weltall? «
»Erzählt das mal dem Brahma -Team«, kommentierte Kennedy.
»Zum Teufel, Josh … das können wir uns selbst erzählen. Wie lange noch, bis wir dran sind?«
»Fünfzehn Minuten«, antwortete Buell. Allmählich ging er Harley auf die Nerven.
»Wir haben unsere Entscheidung getroffen«, sagte Weldon. Er klopfte Jasmine Trieu und Travis Buell auf die Schultern und richtete das Wort an das Kom-Team, das hinter den beiden stand. »Checkt weiter ihre Frequenzen. Taj und seine Leute brauchen uns jetzt.«
»Und wir brauchen göttliche Hilfe!«, sagte Kennedy.
Sasha Blaine betrat die Mission Control und brachte das komplette Home-Team mit. »Das wird ja gemütlich«, meinte Harley.
»Er hat uns hierher beordert.« Mit einem Kopfnicken deutete Blaine auf Shane Weldon.
»Das sollte ein Scherz sein«, entgegnete Harley. »Ich bin froh, dass ihr hier seid.«
Weldon sagte: »In diesem Raum seid ihr durch ein paar zusätzliche Wände besser vor dem geschützt, was da draußen passiert.«
Williams, Creel, Matulka und Valdez hatte man wenigstens in die Besucherzone verbannt, immerhin. Harley fragte sich, ob sich die glänzenden Glasscheiben in den nächsten paar Minuten in messerscharfe Splitter verwandeln würden. Rachel stand neben Harley und Sasha. »Vielleicht sollten wir uns alle bei den Händen halten«, schlug das Mädchen vor.
Blaine fackelte nicht lange, nahm Rachel an die Hand, und sie sorgte auch dafür, dass Harley sich ihrem Griff nicht entziehen konnte.
Aber Harley befasste sich weiterhin mit den operativen Aspekten. Er konnte gar nicht anders; Emotionen und Rührseligkeit waren nicht sein Ding. »Was sagen die Netzwerke?« Er wusste, dass die Sender den Einschlag in Bangalore verfolgt hatten … Bestimmt wusste man dort auch, dass Houston das nächste Ziel sein würde.
»Nachrichten sind auf dem Schirm«, antwortete Weldon. Vier unterschiedliche Bilder zeigten Houston aus verschiedenen Blickwinkeln. Es gab eine Aufnahme von einem Büroturm in der Innenstadt, zwei Bilder stamm ten von Nachrichtenhelikoptern – einer kreiste nörd lich des Johnson Space Center –, und die Aufzeichnung eines Verkehrsflugzeugs, das längs der I-10 in Richtung Osten flog.
»Hätte man damit gerechnet?«, ereiferte sich Travis Buell. »Der Himmel ist bewölkt!« In der Tat machten niedrig hängende Wolken die Bilder unscharf. Die Aufnahmen des Flugzeugs wackelten, als hätte der Pilot mit Turbulenzen zu kämpfen.
»Willst du, dass die Sonne scheint, wenn du stirbst, Travis?«, schnauzte Weldon und löste eine Welle hysterischen Gelächters aus.
Buell ließ sich dadurch nicht aus dem Konzept bringen. »Ich will bloß sehen, was vorgeht!«
»Was hier vorgeht, lässt sich so beschreiben«, mischte sich Harley ein. »Dieser Klumpen aus dem Weltall wird uns treffen. Alles, was darüber hinausgeht, ist pure Spekulation.«
Auch dieser Kommentar schien dem jungen Astronauten nicht zu passen. Er schob seinen Stuhl nach hinten, koppelte sein Headset ab, drängte sich unter Einsatz seiner Ellenbogen an einem anderen Controller vorbei und verließ den Raum.
»Eine Minute bis zum prognostizierten Aufprall«, verkündete Jasmine Trieu.
»Erspare uns den Countdown, vielen Dank, Jazz«, sagte Shane Weldon zu ihr.
Die stationäre Kamera in der City von Houston schwenkte nach oben. Man sah, wie eine hell strahlende Kugel, die exakt der Sphäre glich, die Bangalore Mission Control ausgelöscht hatte, auf die Erde zuraste. Eigenartigerweise entfernte sie sich von der Kamera, die im Stadtzentrum aufgestellt war.
Sie nahm Kurs auf das JSC .
Harley spürte, wie sich Sasha Blaines Griff um seine Hand festigte. Er nahm Rachels Hand und blickte dem Mädchen in die Augen. »Jetzt geht’s los!«
Der Plasmaklumpen flitzte über die anderen Schirme und verschwand.
Nichts passierte.
Plötzlich bebte das ganze Gebäude, als würde es mit einem gigantischen Hammer bearbeitet. Aber nur ein einziges Mal, und auch
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