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Himmelsschatten

Himmelsschatten

Titel: Himmelsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cassutt , David S. Goyer
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genauso erschlagen wie Rachel Stewart – oder auch Harley. Als er mit seinem Rollstuhl durch den Korridor zu seinem Team fuhr, kam er an zwei Räumen vorbei, in denen andere Gruppen arbeiteten, und in beiden Fällen standen die Türen offen. In den Räumen herrschte eine Totenstille, und Harley sah den Leuten an, dass sie mit ihren Kräften am Ende waren. In diesem Moment wurde ihm bewusst, dass er seine eigene Belastbarkeitsgrenze erreicht hatte. Er brauchte eine ganze Reihe von Dingen, angefangen von einem Bad bis zu einer anständigen Mahlzeit, aber in erster Linie musste er sich ausruhen.
    Vielleicht, wenn die Destiny sicher auf Keanu gelandet war und Tea und die anderen Überlebenden an Bord gingen …
    Aber zuerst musste die Destiny landen. Nach Art eines Schneepflugs. Auf dem Bauch rutschen.
    »Erst wenn das Ding heil runtergekommen ist«, sagte Harley. »Und vielleicht nicht mal dann.« Wahrscheinlich gab die Destiny im Orbit einen besseren Relaissatelliten ab. Auf Keanu mussten ihre Systeme versuchen, Signale durch Felsen und Untergrund hindurch zu senden oder zu empfangen.
    Möglicherweise verlor das Schiff ja auch sämtliche Antennen. Es konnte taub, stumm und blind werden. Und dasselbe würde für den armen Zack gelten.
    Na ja , dachte Harley, diese Brücken können wir verbrennen, wenn wir sie erreicht haben .
    Auf dem Schirm des Home-Teams zeigten die Bilder, die von einer der nach vorn gerichteten Bordkameras aufgenommen wurden, nun deutlich eine verschneite, felsige Landschaft mit richtigen Bergen, oder zumindest hohen Hügeln, die genau voraus lagen. »Das ist wie Fliegen«, meinte Sasha Blaine.
    »Zu niedrig«, kommentierte Harley. »Wenn ich meine Füße fühlen könnte, würde ich sie jetzt hochziehen.« Wie die meisten Leute, die einen seiner kleinen Scherze über seine Behinderung mitbekamen, so gab auch Blaine vor, ihn nicht gehört zu haben.
    Trotzdem, die Destiny war zu niedrig. Jasmine Trieu meldete: »Höhe fünfzig Meter, runter mit zehn … zehn Sekunden bis zum Schneepflug.«
    Harley fiel die Zeitverzögerung ein; die Destiny hatte bereits aufgesetzt – oder war auf der Oberfläche zerschmettert.
    Plötzlich war der Bildschirm leer. »O Scheiße!«, fluchte jemand vom Home-Team.
    Wade Williams ergriff das Wort. »Gibt es Telemetrie?«
    Harley hatte dasselbe gedacht und sich auf die Zahlen unten und seitlich am Bildschirm konzentriert, die Höhe, Sinkgeschwindigkeit und ein Dutzend weiterer Faktoren angaben. Der Schirm flackerte – eine vorübergehende Unterbrechung der Kommunikation oder ein Zeichen, dass die Destiny in Stücke gerissen worden war, als sie über Keanus Landschaft schrammte?
    Doch dann kehrten die Zahlen auf den Schirm zurück. Höhe und Sinkgeschwindigkeit auf null. Andere Zahlen erschienen nominell; wenigstens war keine davon rot.
    »Sie haben es geschafft!«, triumphierte Sasha Blaine.
    »Houston, hier Tea!« In dem Knistern und Zischen in den Lautsprechern war ihre Stimme kaum zu verstehen, aber ihre schiere Begeisterung klang durch. »Wir haben alles beobachtet, Leute! Perfekte Landung ungefähr einen halben Kilometer östlich! Ich glaube, ihr habt ein Solarmodul verloren, aber das andere ist noch intakt! Wir marschieren jetzt zur Landestelle!«
    Harley sah Bilder von einer Kamera der Destiny , ein Ausblick auf Keanus Oberfläche, aber um neunzig Grad gekippt.
    Das Home-Team schwieg … vielleicht war man sich nicht sicher, was das Protokoll jetzt vorschrieb, aber vielleicht waren die Leute auch nur total ausgelaugt.
    »Es darf applaudiert werden«, sagte Harley. Er rollte seinen Stuhl zur Tür und öffnete sie. Man hörte ferne Jubelrufe: »Woo-hoo!« Zum ersten Mal seit zwei Tagen glaubte Harley Drake, dass Tea, Taj, Natalia und Lucas eine Chance hatten, nach Hause zu kommen.
    Es würde ein Leben nach Keanu geben.
    Jedenfalls für einige von ihnen.

17
    »Massenhaft was los auf Tablets, Pads, PDA s. Das Weiße Haus wird bombardiert mit Fragen von Ros- cosmos, ISRO , AEB , nur um die bekanntesten Namen zu nennen. Wahrscheinlich melden sich auch die UNO und der Vatikan. Jemand sollte mir mal verraten, was da draußen vorgeht!«
    GEPOSTET von JSC-TYP auf NEOMISSION.COM
    Rachel Stewart beobachtete die erfolgreiche Schneepflug-Landung der Destiny mit nur geringem Interesse, das schon fast an Ablehnung grenzte. Es war großartig, dass Tea Nowinski und die anderen nach Hause geholt werden konnten. Aber was wurde aus ihrem Vater? Wo war er? Was würde Mission Control

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