Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmelsschatten

Himmelsschatten

Titel: Himmelsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cassutt , David S. Goyer
Vom Netzwerk:
Es war wie beim Skilanglauf, aber er hatte keine Zeit, die Landschaft zu genießen, die ihn mit ihren zerklüfteten, unberührten Schneeanhäufungen an die längst abgeschmolzene Eiskappe der Arktis erinnerte. Bis auf den Unterschied, dass sie unter einem schwarzen Himmel und der riesigen blauen Kugel der Erde lag.
    Rechts von ihm – war das ein Dunstfetzen? Dampf! Entweichendes Gas aus Yvonnes Rückentornister, mög licherweise auch ein Leck. »Yvonne, ich hab dich im Blickfeld!«
    Kurz darauf konnte er sie sehen. Sie lag auf dem Rücken, das Gesicht von ihm abgewandt, ein Bein fürchterlich abgeknickt. Als Zack näher kam, bemerkte er zum ersten Mal die Spur einer richtigen Farbe auf Keanus Oberfläche … einen blutroten Nebel, der von Yvonnes verletztem Bein hochstieg und rasch gefror.
    »Sag Pogo, er soll sich beeilen!«, rief er.

9
    »Lieber Gott, gib, dass ich keinen Mist baue.«
    GEBET EINES ASTRONAUTEN
    Yvonne Hall träumte.
    Es hatte so wunderbar angefangen, als sie auf Keanus Oberfläche hinunterstieg. In ihrem Anzug fühlte sie sich behaglich, sicher und stark … gewiss, der Boden war vereist und tückisch gewesen. Doch nach ein paar Schritten hatte sie gelernt sich zu bewegen, ohne dauernd das Gefühl zu haben, sie würde umkippen.
    Sie hatte den Kopf hoch genug heben können, um die Erde am schwarzen Himmel zu sehen und sich zu fragen, wie viele von den Milliarden Menschen, die dort lebten, ihre Schritte hier draußen beobachteten.
    Dann hatte sich der schöne Traum in einen Albtraum verwandelt. Es war so seltsam! Sie hatte nichts gespürt bis auf eine Empfindung, dass der Schnee unter ihren Füßen geschmolzen war.
    Ihr Helmvisier wurde weiß, und sie fühlte, wie sie hochgehoben wurde.
    Vor zweiundzwanzig Jahren, kurz bevor ihre Eltern sich trennten, hatte die Familie in einem letzten Versuch, die Ehe zu retten, in Mexiko Urlaub gemacht. Dort hatte Yvonne sich einen Fallschirm anschnallen und sich von einem Schnellboot in die Luft ziehen lassen. Nach einem Moment der Angst hatte sie es genossen, nichts unter den Füßen zu spüren.
    Das Erlebnis auf Keanu hatte genauso begonnen, sich jedoch binnen weniger Sekunden zu einem Horrortrip entwickelt, als sie durch den Nebel und Dampf taumelte.
    Sie sah, wie sich zehn Meter oder mehr der Boden unter ihr merkwürdig drehte. In all ihrer Verwirrung fragte sie sich: Wie lange noch, bevor ich unten aufpralle? und O mein Gott, hab ich Mist gebaut? und Es tut mir ja so leid!
    Doch während der langen Zeitspanne, als sie in hohem Bogen über die Oberfläche segelte, hatte sie überhaupt nichts gefühlt! Der Anzug schützte sie vor dem Dampf, schirmte sie vor Temperaturen ab, hielt sie am Leben – wenn er intakt blieb.
    Langsam sank sie wieder nach unten – genauso, wie sie damals in Mexiko am Strand niedergegangen war –, aber sie war außerstande, sich zu drehen. Sie fiel wie eine weggeworfene Puppe auf den Schnee und die Felsen, mit dem Gesicht zuerst.
    Sie versuchte die Arme zu heben, zu spät. Ihre Nase knallte gegen das Helmvisier. Ihr Bein knickte so böse unter ihr ein, dass sie spürte, wie Knorpel rissen und Knochen brachen.
    Als sie schlitternd zu einem Halt kam, schmeckte sie Blut, und die Tränen stiegen ihr in die Augen.
    Aber sie hatte überlebt. Was war mit ihrem Anzug? Wenn er gerissen war, würde sie ein Zischen hören und bald anfangen zu frieren – aber nur für wenige Minuten.
    Sie merkte, dass das einzige Geräusch ihr eigener, stoßweiser Atem war.
    Jemand rief sie. Zack!
    Dann vernahm sie ein leises Zischen. Ein Kältegefühl breitete sich langsam aus.
    Ihr Anzug war also doch gerissen! Unter starken Schmerzen wälzte sie sich auf den Rücken … ihr linkes Bein konnte sie nicht spüren.
    Kein Wunder. Es war in einer Weise gebogen, die nichts Gutes verhieß. Und direkt über dem Knie bildete sich ein rosafarbener Nebel.
    Okay, okay. Training. Im Zweifelsfall – Was zum Teufel sagten sich die Astronauten noch mal?
    Sie tastete nach der Ausrüstungstasche auf ihrer Brust. Sie fror immer stärker, und ihr Atem ging schneller. Wie lange noch? Wo blieb Zack? Gottverflucht, warum war er nicht hier?
    Ein Gummiseil. Da war es. Unbeholfen klaubte sie es heraus – Scheiße, nur zur Hälfte!
    Sie wälzte sich abermals herum. Gott, tat das weh .
    Zack: »Yvonne, kannst du mir beschreiben, wo du bist?«
    Geschafft! Um das Bein binden. Anziehen. Fest. Fest! Abdichten . »Ah … Am Boden.«
    Mehr konnte sie nicht tun.
    Die Zeit verging. Es konnten

Weitere Kostenlose Bücher