Himmelsschatten
morgen.«
Jetzt würde er also auf einem von Aliens gebauten Sternenschiff biwakieren! Der Spaß hörte doch nie auf … »Ich fasse zusammen: Mit einem verletzten Crewmitglied, einem Raumfahrzeug der Konkurrenz gleich nebenan, ohne Simulationen oder besondere Vorbereitung, sollen wir ein extraterrestrisches Sternenschiff erforschen.«
»Gutes Resümee.«
Zack drehte sich zu Tea um, die das alles zum ersten Mal hörte. »Du bist die Stellvertreterin des Kommandanten. Irgendwelche Einwände?«
Tea blinzelte. »Du stellst mir eine rein rhetorische Frage.« Zack nickte. »Außerdem«, fuhr sie fort, »wird die Brahma -Crew auch reingehen, oder?«
Zack griff nach dem Headset. »Houston, Venture . Wir sind bereit für einen Erstkontakt.«
11
»Übermenschliche Anstrengungen sind einen Dreck wert, solange sie nicht zu Resultaten führen.«
ERNEST SHACKLETON (1916)
Während Zack sich mit Yvonnes Situation und den größeren Problemen beschäftigte, begleitete Pogo Downey Lucas zur Brahma . »Euer Kumpel opfert seine Zeit, um uns zu helfen. Betrachtet das als Wiedergutmachung.«
Außerdem bot sich ihm so die Gelegenheit, das Raumfahrzeug der Koalition und dessen »Harpune« näher in Augenschein zu nehmen. Zacks Schlussfolgerung erwies sich als korrekt; das Ding war keine Waffe, jedenfalls konnte Pogo nichts in dieser Richtung erkennen. Es war nichts weiter als ein Anker, der die Brahma auf der glatten Oberfläche und in der niedrigen Schwerkraft festhielt.
Über Zack Stewart hatte Pogo widersprüchliche Ansichten. Dass der Mann klug war, stand außer Frage. Er kannte sich in Wissenschaften und Technik aus. Er wusste Bescheid über Systeme und Verfahren. Überdies war er so gut wie der Einzige, der sich mit der Geschichte dieser Dinge befasst hatte und wusste, wie und warum manche Systeme entstanden waren.
Er war nicht nur intelligent, sondern verfügte auch über Einsicht; er kannte seine Stärken und seine Schwächen. Er gab nie vor, ein Pilot zu sein, im Gegensatz zu ein paar der anderen Zivilisten und Wissenschaftlern im Astronautenbüro, die anfingen, mit Begriffen wie shithot und ops tempo um sich zu werfen, wenn sich ein Gespräch gerade um latte und Chardonnay gedreht hatte.
Er war fleißig und gab durch gutes Beispiel ein Vorbild ab. Er hatte keine Angst, sich die Hände schmutzig zu machen, und wenn er Mr. Goodwrench spielte – eine immer wichtiger werdende Rolle auf Raumfahrtmissionen –, dann entpuppte er sich als geschickter Handwerker.
Und er liebte die Wissenschaften, ohne indessen zu übertreiben. Es gelang ihm, selbst die idiotischsten Experimente – die Astronauten als »Sterne angaffen und in Becher schiffen« bezeichneten – bedeutungsvoll erscheinen zu lassen.
Was gleich zu einem anderen Punkt führte – Zack war clever, um nicht zu sagen raffiniert. Er hatte erfolgreiche und dauerhafte Beziehungen zu Wissenschaftlern und Medizinern aufgebaut – obwohl von einem Astronauten, der aus der Gruppe der »Weicheier und Fachidioten« stammte, wie Pogo sich ausdrückte, nichts anderes zu erwarten war.
Aber sich obendrein mit den Typen, die bei den Missionseinsätzen die Fäden zogen, anzufreunden? Das erforderte ein Talent, das eines K-Street-Lobbyisten würdig gewesen wäre, ein Menschenschlag, den Pogo während eines Aufenthalts im Pentagon stets mit Schaudern betrachtet hatte.
Stewart schien sogar Mitarbeiter aus der Verwaltung auf seiner Seite zu haben – die Sekretärinnen und IT -Typen. Dass er auf so tragische Weise Witwer geworden war, blieb bei den Mädchen natürlich nicht ohne Wirkung.
Aber, verdammt noch mal, er musste auch irgendwas an sich haben, dass die NASA ihm das Kommando über die erste bemannte Mondlandung im einundzwanzigsten Jahrhundert übertragen hatte.
Und dennoch …
Pogo kannte nicht wenige Mitglieder von Spezialeinheiten, Navy SEAL s und Rettungsfallschirmspringer der Air Force, die ohne mit der Wimper zu zucken in eiskal tes Wasser sprangen oder in einer mondlosen Nacht einen Gebirgspass überflogen, um einen Aufständischen mit einem Scharfschützengewehr aus dem Verkehr zu ziehen oder ihm mit einem Messer die Kehle durchzuschneiden – ohne den Befehl jemals infrage zu stellen oder sich Gedanken über die Konsequenzen zu machen.
Nach ein paar Drinks schloss er sich gern selbst in diesen speziellen Club mit ein.
Er fragte sich, ob Zack Stewart skrupellos genug wäre, um jemanden zu töten, oder – was noch weit mehr Rück sichtslosigkeit erforderte –
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