Himmelsschatten
abstrusen Metallmonster aus Büchern, Filmen und Comics, von denen keines dieser kargen, aber friedvollen Schneelandschaft ähnelte.
Nie im Leben hätte er damit gerechnet, so einem Ding tatsächlich zu begegnen. »Gut zu wissen«, entgegnete er, wobei er entspannter und schnoddriger klang, als er sich fühlte. »Das war in den Missionsplänen aber nicht vorgesehen.«
»Verstanden. Wir bewegen uns hier auf völlig unbekanntem Terrain.«
»Was sollen wir unternehmen?« Er wusste, was er unternehmen wollte … aber die Venture gehörte ihm nicht.
Dann sagte Weldon etwas, auf das Zack total unvorbereitet war. Er hatte nicht geglaubt, von Houston je so etwas zu hören. »Klopft an die Tür. Schaut nach, ob jemand daheim ist.«
Auch jetzt wartete Weldon nicht auf eine Antwort, sondern redete einfach weiter. »Ihr könnt euch weigern. Viele hier sind der Ansicht, ihr solltet eure Sachen packen und schnurstracks nach Hause kommen. Die Flugregeln erfordern den Abbruch einer Mission, wenn ein Crewmitglied arbeitsunfähig wird.
Unsere Empfehlung lautet, kommt zurück, wenn Yvonne in Lebensgefahr schwebt. Ist ihr Zustand stabil, hat die Erforschung des Objekts Vorrang …« Der Rest der Nachricht, falls sie noch weiterging, verlor sich in einem Schwall aus statischem Rauschen.
»Warte einen Moment.«
Zack drehte sich in dem Augenblick um, als Yvonne von Tea in die Kabine getragen wurde; die verletzte Astronautin trug nur noch die zum Raumanzug gehörende Unterbekleidung; ein Leggingbein hatte man abgeschnitten. »Gutes Timing«, meinte Tea. »Kannst du mal mit anfassen?«
Gemeinsam hoben sie Yvonne mühelos hoch und verfrachteten sie in eine Hängematte. Zack hatte Gelegenheit, sich das Bein gründlich anzuschauen: Es sah schlimm aus; ein komplizierter Bruch, zudem war es dem Vakuum ausgesetzt gewesen, was extreme Erfrierungen zur Folge hatte.
Aber wenigstens war Yvonne bei Bewusstsein. Und tap fer reckte sie den Daumen in die Höhe. Zack klopfte ihr auf die Schulter, dann driftete er wieder in die Luftschleuse, wo ein müde aussehender Dennis sich gegen die gekrümmte Wand der Kammer lehnte. »Wie lautet die Prognose?«
»Sie wird überleben, aber das Bein muss wahrscheinlich amputiert werden.«
»Also sollte sie zur Erde zurückkehren.«
Dennis lächelte und spreizte die Finger. »Unbedingt, ihr solltet schnellstmöglich von hier abfliegen. Lasst mich vorher nur raus …«
»Komm schon, Dennis!« Obwohl sie noch nie gemeinsam auf einer Mission geflogen waren, hatte Zack mit dem Arzt und Kosmonauten in den vergangenen Jahren zusammen trainiert. Er wusste, dass Dennis selbst nach russischen Maßstäben ein Fatalist war.
»Ein Tag mehr wird ihren Zustand nicht verschlechtern. Du solltest dich mit Houston beraten. Oder mich morgen noch mal zu einem Hausbesuch bestellen.«
»Gibt es etwas, das du hier und jetzt gleich für sie tun kannst?«
Dennis überlegte kurz. »Ich könnte die gebrochenen Knochen richten. Ich könnte auch das geschädigte Gewebe wegschnippeln …« Ohne auf Zacks Antwort zu warten, begann der Kosmonaut, sich seines Anzugs zu entledigen. »Es dürfte aber einige Zeit in Anspruch nehmen.«
»Ich sage Taj Bescheid.«
Zack kehrte in die Kabine zurück und prallte beinahe mit Tea zusammen, die gerade damit fertig war, Yvonne an medizinische Diagnosegeräte anzuschließen. »Vielleicht möchtest du mich mal aufklären, was zum Teufel hier vorgeht …«
»Wart’s ab, gleich wirst du es erfahren.« Als er merkte, dass das Kommunikationsproblem behoben war, nahm er wieder mit Houston Kontakt auf; er berichtete, wie Dennis Yvonnes Zustand einschätzte und was er als Erste-Hilfe-Maßnahme plante. »Vorausgesetzt, dass die Medizin grünes Licht gibt«, erwiderte Weldon, »erhaltet ihr die Erlaubnis für eine Exkursion in den Schlot.«
»Zeitdauer?« Während der beiden Mondlandemissionen der Venture hatten die Astronauten bewiesen, dass mithilfe des Rovers Übernachtungen und sogar dreitägige Exkursionen möglich waren. Der Rover war ein wichtiger Bestandteil der Ausrüstung; wenn man sich nur auf die standardmäßigen acht Stunden beschränkte, für die ein Raumanzug ausgelegt war, konnte man sich buchstäblich nur zwei Kilometer vom Landeplatz entfernen, um irgendwelche lohnenden wissenschaftlichen oder technischen Arbeiten zu verrichten, das Zeug wieder einzupacken und sich auf den Rückweg zu machen.
»Eine Übernachtung. Währenddessen arbeiten wir an Aufstiegstrajektorien für
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