Himmelsschatten
Die Arbeit machte sporadische Fortschritte. Ein Tank ließ sich einfach nicht aus dem Frachtraum schaffen. »Als wäre das Scheißding größer geworden!«, schnauzte Pogo und vergegenwärtigte sich nur am Rande, dass er gerade auf einem offenen Kommunikationslink geflucht hatte.
Hier glänzte Zack Stewart mit seiner stoischen Ruhe. Ohne ein Wort zu sagen, übersprang er diesen Punkt auf der Entlade-Checkliste und öffnete den angrenzenden Frachtraum. Geduldig reichte er die dort lagernden Gegenstände an Pogo weiter, bis die Bucht leer war.
Dann nahm er einen Schraubenzieher und stach ein Loch in die benachbarte Wand. Mit einer Zange bog er die einzelnen Wandelemente auf. »Ist das eine gute Idee?« Auf einen derartigen Kniff wäre Pogo nie gekommen. Es erinnerte ihn zu sehr an das Herumgebastele in seiner heimatlichen Garage …
»Das ist keine tragende Wand«, antwortete Zack, griff wieder zum Schraubenzieher und rammte ihn in die Öffnung, um den eingeklemmten Tank frei zu bekommen. »Außerdem lassen wir dieses ganze Zeug zurück, wenn wir wieder starten.«
Pogo wusste nicht, worüber er sich mehr wundern sollte, über die Tatsache, dass der Tank auf diese Weise herausgeschafft wurde, oder darüber, dass das die einzigen Worte waren, die Zack Stewart während der letzten halben Stunde von sich gegeben hatte.
Buzz besaß eine blasenförmige Druckkabine, die vier Astronauten Platz bot – wenn sie so dicht beisammensaßen, dass sie sich beim Atmen abwechseln mussten. Für zwei Personen reichte sie bequem aus. Vorläufig bestand für Zack und Patrick noch keine Notwendigkeit, den Druck aus der Kabine abzulassen, denn Buzz ließ sich auch von außen steuern. Es handelte sich um ein batteriebetriebenes Elektrofahrzeug, kaum komplizierter als ein Golfwagen.
Wie Zack demonstrierte, konnte man es auch auf dem Schnee in Richtung Vesuv schieben und ziehen.
Wenige Minuten später standen die beiden Astronauten am Rand des Kraters. »Alles klar, Chief?«, fragte Pogo. Er war besorgt, weil Zack während ihrer Arbeit mit Buzz so lange geschwiegen hatte.
»Ich kundschafte nur das Gelände aus. Verschaffe mir einen Überblick.« Er hob einen Eisbrocken auf und schleuderte ihn in den Krater. »Ich kann den Eisklumpen nicht einfach nur fallen lassen … bis er unten ist, könnten zehn Minuten vergehen.«
Aus dieser Entfernung erinnerte der Vesuv-Schlot Pogo an den berühmten Meteorkrater in Arizona, ein gewaltiges Loch im Boden, das einen Durchmesser von mindestens einem Klick hatte und fast zweihundert Meter tief war. Allerdings war der Krater in Arizona felsig, während der Vesuv-Schlot im Wesentlichen weiß war, bedeckt mit uraltem Eis und Schnee, bis auf die Stellen, an denen die Hitze des Ausbruchs die Oberfläche freigelegt hatte.
Zack begann mit einer geologischen Analyse der Szene. »Wäre die Eruption vulkanischen Ursprungs gewesen, müssten die kahlen Flächen schwarz sein.«
»Ein paar der Felsbrocken wären dann auch durch die Gegend gerollt«, ergänzte Patrick. Er hatte nicht vor, Zack allein die Einschätzung zu überlassen. Dann wären die fünfhundert Stunden geologisches Training, die er hinter sich hatte, ja umsonst gewesen.
»Es war also tatsächlich keine Eruption, sondern nur eine Entlüftung. Dampf.«
»Da drunten gibt es eine Hitzequelle.«
»Man erkennt Ablagerungen und Schichten.«
»Die aber vor sehr langer Zeit entstanden sein müssen.«
Während sie sprachen, bewegten sie sich im Krebsgang am Kraterrand entlang, weg von der Venture und der Brahma . »Nur schade, dass der Boden im Schatten liegt«, bedauerte Zack.
»Sofern es überhaupt einen Boden gibt und es sich nicht um eine bodenlose Grube handelt.«
»Falls es eine Grube ist, kann sie höchstens hundert Kilometer tief sein.«
Pogo erspähte etwas in der Tiefe und blieb so abrupt stehen, dass er um ein Haar ausgerutscht wäre. Um ganz sicherzugehen, hob er das äußere Visier seines Helms, das mit einer dünnen Goldschicht bedampft war, um Schutz vor der Sonneneinstrahlung zu bieten. »Zack«, sagte er, »sieh dir das mal an.«
Zack stellte sich neben ihn, und beide Männer peilten hinunter in die verschattete Tiefe. » Venture «, sagte Zack, »empfangt ihr Bilder?«
»Nicht, wenn ihr so herumhampelt«, antwortete Tea. Helmkameras waren eine großartige Sache, aber sie hat ten den Nachteil, dass sie auf jede abrupte Bewegung eines Astronauten reagierten.
»Okay, wir werden uns Mühe geben«, versprach Zack. »Wir bezeichnen
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