Himmelsschatten

Titel: Himmelsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cassutt , David S. Goyer

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Wetter herrschte bei Megans Beerdigung . Die vier Astronauten standen nur da, und das Wasser pladderte auf ihre Anzüge und Helme. »Wenigstens sieht mein Helm jetzt von außen genauso aus wie von innen«, bemerkte Natalia.
    Es bestand keine unmittelbare Gefahr; Astronauten, die für Außenbordeinsätze trainierten, trugen dieselben Anzüge in riesigen Wassertanks. Gefährlich würde es erst, wenn sie mit diesen Anzügen in die Kälte von minus zweihundert Grad gerieten, die hinter der Membran herrschte.
    Darüber kannst du dir später Gedanken machen . Vorläufig zerrte es an Zacks Nerven, dass Regen auf seinen Helm prasselte … oder besser gesagt, diese Erfahrung hätte an seinen Nerven zerren können, wenn mittlerweile nicht schlichtweg alles enervierend gewesen wäre.
    Nun fing auch noch der Boden an zu rütteln und zu beben. Die korallenartigen Gebilde zerbröselten. »Das ist wie Erdbeben«, sagte Natalia.
    »Das fühlt sich eher an, als wäre man auf einem Schiff«, entgegnete Zack. Er hatte beides kennengelernt; bei Erdbeben gab es jähe Stöße, die sich ohne Vorwarnung ereigneten, während sich Meereswellen aufbauten … man konnte buchstäblich spüren, wie sie sich einem Boot näherten.
    Und diese Keanu-Wellen dauerten länger als eine Minute an. »Ich merke, das ich schwerer werde«, verkündete Lucas.
    »Mir geht es genauso«, sagte Pogo.
    »Tja, wir erleben hier so was wie einen Sonnenaufgang«, erwiderte Zack. »Vielleicht schaltet sich auch die Maschine zur Erzeugung künstlicher Schwerkraft ein.«
    »Ich hoffe nur, dass die Standard-Einstellung nicht der Gravitation von Jupiter entspricht«, legte Natalia nach. Zack hatte gescherzt, wie üblich, aber Natalias Feststellung wirkte ernüchternd; die Ausmaße der Tunnel ließen bereits den Schluss zu, dass die Lebensformen, die Keanu geschaffen hatten, größer waren als Menschen. Da lag es nahe, sich wesentlich massivere Kreaturen vorzustellen, die beispielsweise an eine Schwerkraft angepasst waren, welche zweieinhalb mal höher war als die Gravitation der Erde.
    Er durfte sich gar nicht ausmalen, wie es wäre, in der drei- bis vierfachen irdischen Schwerkraft laufen zu müssen.
    Weit würden sie so oder so nicht kommen, so viel stand fest, selbst wenn Keanu lediglich eine Schwerkraft entwickelte, wie sie auf der Erde herrschte, wo jeder Anzug mehr wog als der darin steckende Astronaut.
    Und wie zum Teufel sollten sie dann aus dem Vesuv-Schlot rauskommen? Um an den Kraterrand zu gelangen, würden die Rampen bis fast an die Peripherie reichen müssen …
    Doch es ließ sich nicht leugnen, dass er sich tatsächlich schwerer fühlte. Vorsichtig machte er ein paar Schritte. Verdammt noch mal, der Ausflug war zu Ende. »Jeder schnappt sich sein Zeug. Und dann nichts wie weg.«
    »Nein!« Das war Lucas, aber Natalia und sogar Pogo protestierten im selben Moment.
    »Wir befinden uns auf unbekanntem Gebiet, Leute! Unsere Mission besteht darin, lebend hier rauszukommen. Ich bin besorgt wegen …«
    Er verstummte, weil er sich nicht mehr sicher war, was er sagte. Sein Blick richtete sich auf die eigentümlichen Gefilde in Keanus Innerem. Es war eine gigantische Höhle – natürlich –, aber sie wurde ausgeleuchtet von verschnörkelten gelben Gebilden, die über einer grünen, purpurroten und pinkrosa Landschaft schwebten, wobei der Begriff sehr weit gefasst war. In dieser »Landschaft«, wenn man die Umgebung so bezeichnen wollte, gedieh eine »Vegetation«, die aus Strukturen bestand, wie man sie noch am ehesten in einem Korallenriff antraf. Und der Himmel erinnerte an das Dach einer riesigen Sport arena, wobei sich die höchsten Punkte in Nebel und Schat ten verloren.
    Der Wind peitschte immer noch Regen vor sich her. Aus der Richtung, in der die Membran lag, wehte eine frische Brise; wäre der scharfe Luftzug von der entgegengesetzten Seite gekommen, hätte Zack eine undichte Stelle befürchtet.
    Moment mal … Da hinten bewegte sich doch etwas. »Äh, hat jemand von euch …?«
    »Wir sehen es auch!«, bestätigte Lucas.
    Etwas, das aussah wie eine vergrößerte Version der Kugellager in der Membran – drei Meter breit und genauso hoch –, rollte über den Boden auf sie zu; das Ding wechselte die Richtung, um den Korallen auszuweichen, verspritzte und verströmte dabei eine Flüssigkeit und hinterließ eine Spur aus Nässe, die selbst auf dem feuchten Untergrund zu sehen war.
    »Irgendeine Idee, was das sein könnte?«, fragte Zack. »Ist das die