Himmelsschatten

menschliche Geist unter hohem Stress auch auf Nebensächlichkeiten konzentrieren kann?«
    Zack lachte. »Okay, eine andere wissenschaftliche Frage lautet, ob es tatsächlich möglich ist, im Innern von Keanu ein Feuer anzuzünden. Hier gibt es zwar Sauerstoff, aber haben wir auch brennbares Material?«
    Er unterbrach sich und deutete auf die kürzlich entstandenen Gewächse; dürre, belaubte Strukturen, die Bäumen glichen. Im Moment erinnerten sie ihn an die kümmerlichen, in Töpfe gepflanzten Stöcke, die über die neue Siedlung verteilt waren, in der er im Alter von sieben Jahren gewohnt hatte.
    Natalia vergaß ihre eigenen Probleme und Ängste lange genug, um mitzuspielen. »Nun, sogar wenn diese Dinger hier aus Holz oder etwas Zelluloseähnlichem bestehen, müssen wir berücksichtigen, dass sie noch ganz frisch sind. Ich kann mir nicht vorstellen, dass so ein grünes Zeug leicht brennt.«
    »Es gibt noch einen anderen Grund, weshalb ich ein Feuer anzünden möchte«, erklärte er ihr. »Ich habe etwas zu tun, während die beiden schlafen und der Rover hierher unterwegs ist.« Er riss ein wenig von dem blattartigen Stoff ab, der sich an den jungen Gewächsen befand. Dieser fühlte sich trocken an, aber nicht besonders empfindlich. Das Zeug hatte Substanz.
    Wenige Minuten später hatte er einen Armvoll dieser Vegetation eingesammelt. »Eines würde mich mal interessieren«, hob er betont beiläufig an. »Was ist zwischen dir und Konstantin vorgefallen? War er …?«
    »Dieses Ding war kein er , sondern ein es , also kein Mensch oder eine wie auch immer geartete Person. Und – ja! – ich habe es getötet.« Sie gab die Tat so selbstverständlich zu, als ob sie erzählte, sie hätte eine Straße überquert.
    »Darf ich wissen, warum? Hat … es … dich attackiert?«
    »Ich hatte Angst, es könnte dazu kommen.«
    Zack nickte nur. Welche Optionen blieben ihm? Sollte er Natalia festnehmen und einsperren? Sie war nicht mal ein Mitglied seiner Crew. »Und danach bist du weggerannt.«
    »Ich war in Panik.« Erst jetzt blickte sie ihn an. »Und ich bin es auch jetzt noch.«
    »Mir scheint, das sind wir alle«, räumte er ein. »Was ist mit Megan und Camilla? Sind die beiden auch … Dinge ?«
    »Ja.«
    »Aber vor ihnen ängstigst du dich nicht.«
    »In ihrer Nähe werde ich auf der Hut sein, aber ich habe keine Angst vor ihnen … nicht wie vor Konstantin.«
    »Warum nicht?«
    »Weil der Mensch Konstantin ein brutaler Kerl war, ein Stück Vieh! Jede Replik von ihm musste genauso gefährlich sein. Hattest du Angst vor deiner Frau, als sie noch lebte? Sollen wir uns vor diesem kleinen Mädchen fürchten? Ich denke nicht.« Sie stand vor ihm, in den Armen ein Bündel dieser seltsamen Vegetation. »Wir sollten wieder umkehren.«
    Zack wusste keine bessere Alternative.
    »Ich habe ihnen Wasser und etwas zu essen gegeben«, erklärte Lucas, als Zack und Natalia zurückkamen.
    »Das ist gut.« Zack kniete sich hin und stapelte das im Innern von Keanu gesammelte Anmachholz in typischer Pfadfinder-Manier zu einem Holzstoß auf.
    Zu jeder anderen Zeit hätte Lucas darüber gelächelt. Jetzt blickte er nur betroffen drein. »Selbst wenn das Zeug brennbar ist, wie willst du es anzünden?«
    »Tja, wir wissen, dass es hier Sauerstoff gibt, andernfalls könnte keiner von uns diese Luft atmen.«
    »Bist du dir sicher, was die beiden da betrifft?« Natalia nickte in Richtung der schlafenden Untoten. »Dass sie genauso atmen wie wir?«
    Zack zog es vor, diesen Einwand zu überhören; er zerkleinerte die beblätterten Stängel so gut er konnte und häufte einen kleinen Berg aus weniger schwerem Material an, das hoffentlich leichter entflammbar war. Dann stand er auf. »Alles, was wir jetzt brauchen, ist ein Funke.«
    »Reiben die Jungen Pioniere nicht zwei Stöcke aneinander?«, fragte Natalia.
    Lucas sprang ein. »Wir könnten versuchen, mithilfe von Steinen Funken zu schlagen. Vielleicht …« Er zeigte Zack zwei eventuell geeignete Gesteinsbrocken.
    Zack bedankte sich für die Hilfe und nahm einen Stein in die Hand. »Aber zuerst …« Er zog seinen Rucksacktornister an den Holzstapel heran und öffnete ein Ventil. »Ein bisschen zusätzliches O 2 …«
    Als Nächstes nahm er den Geologenhammer aus einer Tasche an seinem Anzug. Den Hammer in der einen, den Stein in der anderen Hand, kniete er sich und hielt beides dicht über dem Anmachholz in den Sauerstoffstrahl, der aus seinem Rucksack strömte.
    Einmal, zweimal. »Ich sehe keinen