Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition)
Grace verlegen.
„Mein Spanisch reicht wohl doch nicht ganz aus. Sprechen Sie meine Sprache?“
Die junge Frau lächelte. „Selbstverständlich, mein Name ist Zita Campillo. Wie kann ich Ihnen helfen?“
„Ich hatte eine Studienkollegin, Emilia Martinez. Das war in New York, liegt schon ein paar Jahre zurück. Ist die bei Ihnen beschäftigt?“
„Emilia? Ja, die arbeitet hier.“
„Ich müsste sie unbedingt sprechen. Ich weiß, es ist Sonntag. Könnte es eventuell sein, dass sie trotzdem heute anzutreffen ist?“
„Wenn Sie einen Moment warten, dann frage ich nach, ob sie im Hause ist.“
„Ja, kein Problem. Wir warten gerne.“
„Sie können inzwischen Platz nehmen, ich sage Ihnen dann Bescheid.“
„Vielen Dank!“, sagte Grace. Die drei gingen zur angrenzenden Wartezone und machten es sich auf der weich gepolsterten Sitzreihe bequem.
Willy ließ eine Hand über das feine, schwarze Leder gleiten. „Sieht sehr teuer aus.“
„Klar“, meinte Jack, „die wichtigste Zeitung im Land. In diesem Unternehmen steckt sehr viel Geld.“
Willy nickte nur kurz und beobachtete das rege Treiben in den einsehbaren Bereichen der Redaktion. Großzügig geschnittene und mit wuchtigen Glastüren und Sichtscheiben abgetrennte Räume erlaubten den Blick auf die emsig agierenden Mitarbeiter.
„Die sind fleißig wie Bienen“, kommentierte Willy seine Beobachtung.
„Genau wie wir“, entgegnete Grace. „Das ist nun mal so in diesem Job. Immer auf Achse, damit man mit seinen Artikeln auf dem neuesten Stand ist und der Konkurrenz zuvorkommt. Und alles muss penibel recherchiert werden. Man sollte keine Fehler machen, damit die Zeitung nicht als unseriös abgestempelt wird.“
Jack schmunzelte und schüttelte dabei den Kopf.
„Was ist denn?“, fragte Grace.
„Ach, ist schon gut. Ich musste nur gerade an etwas denken.“
„An was? Sag schon!“
„Na ja, unsere Reportagen waren eigentlich immer hieb-und stichfest. Die nächste wird wohl auch wieder perfekt und bombensicher recherchiert. Ich glaube allerdings, dass wir gerade deshalb riesigen Ärger bekommen. Verstehst du? Eben weil alles stimmt! Manche werden sehr böse darauf reagieren, wenn wir die Sache veröffentlichen sollten. Du weißt, von wem ich spreche!“
„Wir behalten die Angelegenheit sowieso erst mal für uns. Publik machen können wir alles, wenn wirklich keine Gefahr bestehen sollte. Ich kann warten!“
Die Dame vom Empfang kam lächelnd auf sie zu. „Sie haben Glück. Bei uns ist momentan Messezeit. Emilia ist gerade wegen eines Interviews unterwegs und kommt anschließend wieder in die Redaktion. Aber ich hätte Ihnen auch gerne ihre Privatadresse gegeben. Wenn Sie möchten, kann ich sie anrufen und ihr Bescheid sagen.“
„Oh ja, das wäre nett.“
„Darf ich fragen, wie Sie heißen?“
„Mein Name ist Grace McClary.”
„Dann versuche ich mal, sie zu erreichen.“ Sie ging zurück zum Tresen und nahm das Telefon zur Hand.
„Hoffentlich geht sie ran“, sagte Grace besorgt. „Ob sie sich überhaupt noch an mich erinnert? Ich bin so aufgedreht, dass ich nicht mehr sitzen kann.“ Sie stand auf und eilte zum Empfang. Dabei bekam sie voller Hoffnung die Unterhaltung auf Spanisch mit. Zita blinzelte ihr mit einem Auge zu und beendete kurz darauf das Gespräch.
„Sie haben sie erreicht?“, fragte Grace.
„Ja, allerdings ist sie noch nicht ganz fertig mit ihren Interviews. Sie wird aber bald zurück sein. Möchten Sie hier auf sie warten?“
„Ja, gerne. Wenn das keine Umstände macht?“
„Aber nein, ich bitte Sie! Sie sind unsere Gäste. Darf ich Ihnen in der Zwischenzeit etwas zu trinken anbieten? Kaffee?“
„Ja, das wäre nett. Vielen Dank.“
Willy ging vor das Gebäude zu Antonio und bezahlte die letzte Fahrt. „Wird wohl etwas länger dauern, bis wir hier wieder wegkommen. Falls wir Sie brauchen sollten, rufen wir an, okay?“
„Ja, Sir, kein Problem. Sie rufen an, Antonio kommt. Hasta la vista.“
Eine halbe Stunde später kam Emilia durch die Drehtür gesaust. Etwas außer Puste blieb sie kurz stehen und spähte durch den Raum. Als sie ihre alte Bekannte sitzen sah, fing sie an zu lächeln und eilte auf sie zu. Grace bemerkte aus den Augenwinkeln heraus etwas huschen, drehte den Kopf und erkannte ihre liebe Studienkollegin nach all den Jahren sofort wieder.
„Emilia!“, jauchzte sie vor Freude, sprang auf und umarmte sie herzlich. Die kleine, zierliche Argentinierin reichte ihr gerade mal bis
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