Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition)
landeten sie in Rio de Janeiro. Nach dem Hinweis der Stewardess bezüglich der geänderten Zeitzone stellten sie ihre Uhren eine Stunde vor. Auf den Anschlussflug mit Argentina Airways mussten sie die angekündigten fünf Stunden warten. Um im Flughafenhotel abzusteigen, erschien ihnen die Dauer des Aufenthalts jedoch zu kurz und sie nutzten die Zeit, um in Ruhe zu frühstücken und in den zahlreichen Geschäften herumzustöbern. Außerdem besorgten sie sich bei einer Filiale der Banco do Brasil Argentinische Peso. Gegen acht Uhr gings schließlich weiter, ihrem ersehnten Ziel entgegen.
Kapitel 8
La Docta
Erleichtert verließen sie den Flughafen Ingeniero Taravella mit der U-Bahn in Richtung Innenstadt. Dort angekommen, beförderte sie eine Rolltreppe mitten ins Zentrum der Millionenmetropole. Als sie den ersten Schritt unter freien Himmel taten, wurden sie von einem warmen Windhauch empfangen. Grace blieb einen Moment stehen, um das angenehme Klima des sonnenverwöhnten Córdoba zu genießen.
Sie atmete zufrieden auf, als sie in den tiefblauen Himmel blickte. Die gleißenden Sonnenstrahlen drängten sich durch die Lücken der Hochhäuser und schmiegten sich an ihr Gesicht. „Endlich wieder Sonne!“, sagte sie. „Ich hasse den Winter und diese ewige Kälte!“
„Ich gebe dir vollkommen recht“, antwortete Jack. Hier könnte ich es eine Weile aushalten.“
„Tja, wer weiß, vielleicht sind wir ja tatsächlich für längere Zeit hier?“, brachte Willy seine Befürchtung zum Ausdruck, während er seine neu erworbene Sonnenbrille aufsetzte. Die letzten Jahre hatte er nur sehr selten den Glanz der Sonne erblickt und reagierte auf das helle Tageslicht mit tränenden Augen. „Noch stehen wir am Anfang unseres Trips. Mal sehen, was alles auf uns zukommt, das wird bestimmt kein Spaziergang. Wenn ich eines gelernt habe im Leben, dann das, dass man immer mit dem Schlimmsten rechnen muss.“
„Ach, wird schon schiefgehen“, meinte Grace. „Aber jetzt müssen wir uns erst mal informieren, welche Genehmigungen wir brauchen. Außerdem sollten wir uns wegen eines ortskundigen Führers umsehen.“
„Schön“, meinte Jack, „aber an wen sollen wir uns wenden, und womit fangen wir an?“
„Zunächst mal brauchen wir ein Hotel. Wird wohl eine Weile dauern, bis wir alles erledigt haben.“
Sie gingen zum nahe gelegenen Taxistand und hatten sich dem ganz vorne stehenden Wagen kaum genähert, als der ältere, schon etwas ergraute Fahrer seinen Kopf aus der geöffneten Tür streckte und sie anlächelte.
„Buenos días. Amerikaner?“, fragte er.
Grace nickte. „Ja, aus Harrisburg. Schönen guten Morgen. Sind Sie frei?“
„Sie brauchen Taxi? Ich fahre Sie!“, antwortete er in gebrochenem Englisch und vergaß auch jetzt nicht sein angenehmes Strahlen zu zeigen, wobei sich das Licht der Sonne an seinen beiden Goldzähnen spiegelte. Er stieg geschwind aus, öffnete den Kofferraum und verstaute das Gepäck. „Bitte setzen Sie sich in den Wagen! Bequemes Taxi, viel Platz. Sie werden sich wohlfühlen.“
„Sind hier alle so nett?“, fragte Willy. „So etwas ist man aus New York gar nicht gewöhnt. Da läuft das Leben eher muffig und todernst ab.“
„Da hast du wohl recht“, meinte Jack, „ist irgendwie komisch. Je weiter man in den Süden reist, umso freundlicher begegnen einem die Menschen.“
Sie stiegen ein und der Taxifahrer legte sofort los:
„Antonio Campillo, das ist mein Name“, sagte er nickend, wobei er seinen Kopf nach hinten drehte und auf den Schriftzug einer kleinen Plastikkarte zeigte, die auf dem Armaturenbrett angebracht war. „Willkommen in La Docta.“
„La Docta? Was bedeutet das?“ Grace sah Antonio fragend an.
„So nennen wir Einheimischen unsere Stadt. In Ihrer Sprache heißt das die Gelehrte . Wir sind sehr stolz auf unsere gebildeten Bürger und die vielen Universitäten. Man bezeichnet Córdoba aber auch als Ciudad de las Campanas , das bedeutet Stadt der Glocken , wegen der zahlreichen Kirchen hier. Wir sind sehr gläubig.“
„Sehr interessant, diese Bezeichnungen habe ich noch nie gehört.“
„Ja, das wissen viele Touristen nicht. Aber Antonio kann Ihnen noch viel mehr erzählen über Córdoba. Wo darf ich Sie hinbringen?“
„Wir brauchen zuerst mal ein Hotel“, antwortete Grace.
„Es sollte vor allem sauber, muss aber nicht allzu teuer sein. Können Sie uns eines empfehlen?“
Antonio kraulte sein Kinn und sah dabei nach oben.
„Jaaa“, gab er nach
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