Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition)
gleich.
Grace lief zu Pablo und fasste ihn am Arm. „Sie müssen denen sagen, dass diese Götter böse sind! Sagen Sie ihnen das! Schnell!“
Pablo übersetzte die Worte, war dabei sichtlich aufgeregt. Der alte Mann schüttelte jedoch den Kopf, schaute wieder nach oben und der Jubel ging weiter.
„Sagen Sie es ihm! Mir vertraut er nicht!“
Pablo sprach Grace den genauen Wortlaut hinter vorgehaltener Hand ins Ohr. Sie wiederholte den Satz mit kraftvoller Stimme.
Die Eingeborenen sahen sie verwundert an. Sie wiederholte den Hinweis. Pablo setzte den Stammesältesten erneut in Kenntnis, dass sie so schnell wie möglich zurück zum Dorf müssten. Daraufhin rief der alte Mann nach seinen Leuten und wies Pablo an, ihnen zu folgen. Schnellen Schrittes hetzten sie durch den schmalen Pfad zurück zum Dorf.
Bald kamen das Ende des Weges und die friedliche Oase der Eingeborenen in Sicht, als sie eine erneute, folgenschwere Entdeckung machten. Versteckt hinter den hohen Zäunen an der Außenseite der Tiergehege, beobachteten sie hilflos das fürchterliche Geschehen. Vier der zuvor beobachteten Hubschrauber waren inzwischen auf dem Festplatz des Dorfes gelandet. Schwer bewaffnete Soldaten patrouillierten durch den Ort. Die meisten der Eingeborenen gingen in die Hocke und bezeugten mit gesenktem Kopf ihre Unterwürfigkeit.
Andere versuchten panisch, sich irgendwo zu verstecken.
Verwirrt vom rücksichtslosen Verhalten der neuen Abgesandten der Götter.
„Was sollen wir bloß tun, um Himmels willen?“, fragte Grace. Sie atmete schwer, war den Tränen nahe.
„Was wir tun sollen?“ Jack schüttelte den Kopf. Er fasste Grace an beiden Schultern und starrte sie mit großen Augen an.
„Nichts! Nichts können wir dagegen tun! Verstehst du? Gar nichts!
Jetzt meldete sich auch Willy zu Wort. „Die haben das Signal ausgemacht und suchen nach dem Grund dafür. Und der lag in dem Schrein. Das Vermächtnis, die Scheibe in Jacks Tasche. Es wird nicht lange dauern, bis sie herausfinden, dass andere schneller waren. Wir sollten uns also schleunigst aus dem Staub machen, sonst sind wir dran, Freunde!“
„Du hast recht!“, stimmte Jack zu. „Komm, Grace, wir haben keine Zeit für Emotionen! Unsere Mission hat jetzt absolute Priorität! Wir müssen verschwinden, sonst läuft die Sache aus dem Ruder!“
Grace zeigte Einsicht und nickte schweigend. Sie wandte sich an Pablo. „Bitte sagen sie den Eingeborenen, sie sollen ins Dorf gehen, aber sie dürfen sich auf gar keinen Fall gegen die bösen Götter wehren. Verstehen Sie? Auf gar keinen Fall! Sie sollen ihre Waffen hier lassen! Und bitten Sie sie, dass sie uns nicht verraten. Wenn sie danach gefragt werden, wo das Vermächtnis sei, sollen sie antworten, dass es vor langer Zeit von Grabräubern gestohlen wurde.“
Pablo redete eindringlich auf den Stammesältesten ein und legte ihm anschließend die Hände auf die Schultern. Dieser erwiderte die Geste, genauso wie alle anderen Anwesenden des Stammes. Die Krieger legten ihre Waffen ab und gingen das letzte Stück des Zauns entlang, bis sie zum Eingang des Dorfes kamen. Sie blickten kurz zurück und begaben sich in den Ort zu ihren Leuten.
„Ich hoffe, wir haben das Richtige gemacht!“, sagte Grace mit sorgenvollem Blick.
„Wie dem auch sei“, meinte Pablo, „wir können hier sowieso nichts ausrichten. Gehen wir!“
Sie wählten gleich den Weg in den Dschungel, um nicht am Eingang des Ortes entdeckt zu werden. Nach einem mühsamen, aber nicht allzu langen Weg durch dichtes Pflanzenwerk stießen sie auf den Pfad, der sie direkt zum Fluss führte.
Plötzlich blieb Willy stehen, wurde kreidebleich. „Unsere Rucksäcke!“ Er atmete schnell. Sein Herz raste. Auch den anderen stand der Schock ins Gesicht geschrieben.
„Was ist, wenn sie die finden?“ fragte Jack, den Blick zu Pablo gewandt.
„Dann wissen sie, dass jemand hier war und werden uns suchen. Verdammt! Hatten Sie persönliche Sachen eingepackt? Irgendwelche Ausweise, Papiere oder Ähnliches, mit dem man Sie identifizieren könnte?“
Zunächst herrschte Schweigen. Grace öffnete mit zittrigen Händen die Brusttasche ihrer Weste, sah Pablo an und schüttelte den Kopf. „Ich habe alle Papiere bei mir. In meinem Rucksack sind nur Klamotten, Lebensmittel und der übliche Kleinkram.“
Bei Jack und Willy verhielt es sich genauso. Pablo war erleichtert und drängte die drei zur Eile. Die Angst davor, entdeckt zu werden, weckte ungeahnte Kräfte in ihnen.
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