Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition)
Mikroskop?“
„Nein, tut mir leid. Damit kann ich dir nicht dienen. Für die Scheibe?“
„Ja. Diese feinen Punkte darauf könnten eventuell einen Code darstellen. So was Ähnliches wie Morsezeichen, oder sogar eine binäre Sprache. Aber wir brauchen etwas, um sie zu vergrößern.“
„Nico hat so ein Teil“, sagte Joe. „Das hat er erst kürzlich erwähnt. Soll auch erstklassig funktionieren. Eine kleine Kamera für den Computer, mit USB-Anschluss und 200-facher Vergrößerung.“
Willy nickte zufrieden. „Das wäre natürlich ideal. Dann könnte ich die Daten direkt auf den Rechner ziehen. Das würde uns die Entschlüsselung erheblich erleichtern. Wie kommen wir an das Ding?“
„Er soll es uns vorbeibringen! Ich rufe ihn gleich an.“
Joe wendete seinen Rollstuhl und fuhr mit kräftigen Schüben ins Wohnzimmer. Er nahm das Telefon aus der Station und wählte die Nummer, die er sich aus dem Speicher seines Handys geholt hatte. Er wartete. Nach endlosem Läuten legte er jedoch genervt auf. „Der schläft noch!“, rief er nach hinten ins Arbeitszimmer.
„Um diese Zeit?“, entgegnete Grace, die ihm auf dem Gang entgegenkam.
„Ja, das hab’ ich schon befürchtet. Er ist es gewöhnt, in der Nacht zu arbeiten. Wenn nicht im Observatorium, dann vor seinem Computer. Er schläft meist bis Mittag. Ich versuche es später noch einmal.“
Willy kam ins Wohnzimmer. Er hielt die Festplatte mit dem Film aus dem Dorf der Asaru in der Hand.
„Willst du mal sehen?“, fragte er Joe.
„Da fragst du noch? Mach schon!“
„Das mit dem Mikroskop geht klar?“
„Später, ich habe Nico noch nicht erreicht.“
Willy legte die Festplatte in den Camcorder und stellte eine Verbindung zum Fernsehapparat her. Er schaltete die Geräte ein und setzte sich mit den anderen zusammen auf die Couch. Irgendwie bemerkte man seine Unruhe, bis er Grace einen erwartungsvollen Blick schickte. „Hast du noch Bier im Keller? Eines würde mir reichen.“
„Klar“, antwortete sie und wollte aufstehen, als Willy ihr an die Schulter fasste.
„Bleib hier, ich geh’ schon! Im Fitnessraum?“
„Ja. Die Treppe runter, erste Tür links. Dann rechts im Regal an der Wand.“
„Okay, bis gleich.“
Kaum war er nach unten gegangen, drangen laute Wortfetzen seiner Verärgerung bis nach oben.
Grace drehte den Kopf zu ihren Freunden und zuckte wortlos mit den Schultern. Eine Minute später kam Willy zurück ins Wohnzimmer.
„Scheiß Tennisschläger!“, sagte er grimmig, setzte sich zu den anderen und stellte die Dose auf den Tisch. Dabei griff er vorsichtig an seinen Ellbogen.
Grace war verwirrt. „Wieso Tennisschläger? Ich verstehe nicht ….“
Willy erklärte den Grund seiner Wut. „Ich bin draufgetreten und habe mich flachgelegt. Das blöde Teil war nicht gleich zu sehen, weil die Neonröhre so lange brauchte, um anzugehen.“
Grace bekam große Augen. „Aber … der lag doch in der Ecke. Ich bin mir sicher, dass ich ihn nach links hinten in die Ecke gekickt habe!“
„Schön wärs!“, sagte Willy und zog den Ärmel seines Pullovers hoch, um die blutverschmierte Abschürfung an seinem Ellbogen zu untersuchen.
Grace drehte sich ratlos zu Joe, ihr Blick gefror.
„Irgendjemand war im Keller!“
„Wie wohl?“, antwortete er mit ausgebreiteten Armen.
„Nico?“
„Nein, das wüsste ich. Der war nur kurz hier.“
„Wer dann?“
Sie sprang auf und rannte die Treppe hinunter, Jack und Willy folgten ihr. In der Tür blieben sie stehen. Als das Licht anging, sah sie tatsächlich den kaputten Tennisschläger vor sich liegen.
Willy schaute über ihre Schulter. „Du bist sicher, dass er in der Ecke lag?“
„So wahr ich hier stehe!“ Sie deutete auf die Stelle, wo er sich nach ihrer Erinnerung hätte befinden müssen.
Sie betraten den Raum. Grace konnte nicht sagen, ob sich sonst noch irgendetwas verändert hatte. Nur beim Tennisschläger war sie sich absolut sicher.
Willy ging in die besagte Ecke und sah sich um. „Was ist das?“, fragte er, und zeigte dabei auf einen verschlossenen Verteilerkasten in der Wand.
„Da sind die Anschlüsse für Telefon und Kabelfernsehen drin. Wieso willst du das wissen?“
Sein Gesichtsausdruck wurde merklich ernster. Auch Jack bekam schlagartig mit, was Willy Kopfzerbrechen bereitete. Er begab sich ebenfalls in die Ecke und sah nach unten auf das Türchen. Beide knieten sich nieder. Grace blickte ihnen neugierig über die Schultern. Willy öffnete den Deckel und
Weitere Kostenlose Bücher