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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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eine Stelle entdeckt, wo die ohnehin nahezu perfekte Absorption des Himmels hundert Prozent erreichte, da jegliche Strahlung in die Außenwelt entwich. Draußen jedoch war es nicht völlig dunkel. Im optischen wie im infraroten Bereich schimmerte das Loch etwas heller als die Umgebung. Wenn man die Augen vom Streulicht abschirmte und genau wusste, wo man suchen musste, konnte man von Underhole aus einen winzigen Kreis sehen, der nicht total schwarz war. Der Durchmesser entsprach exakt dem Stück, das zu Boden gefallen war. Der Himmel schien nicht von selbst zu verheilen.
    Die Berichte über Sichtungen von Aliens ließen allmählich nach. Seit der Entdeckung des Loches war nichts beobachtet worden, was hinaus- oder hineingelangt wäre. Vielleicht hatten die außerirdischen Maschinen genug gesehen. Nach gründlicher Überlegung entschied Svetlana, dass sie einen Vorstoß wagen konnten, um nachzusehen, was sich auf der anderen Seite befand. Belinda Pagis baute alles aus einem Flugroboter aus, was nicht nötig war, und montierte dann so viele hochauflösende Kameras und Instrumente, wie die Energiezelle und die Telemetriekapazität vertragen konnte. Sie nutzte die Ausrüstung, mit der die Rockhopper früher Kometen vermessen hatte, um Nick Thale und die anderen Spezialisten mit Daten zu versorgen – weitreichendem Radar, Lidar zu Geländekartierung, supragekühlte Photonenzählerkameras mit interner Energieauflösung – Werkzeuge, die jede Information entschlüsseln konnten, die in Licht oder Materie enthalten war. Sie schraubte starke Flutlampen und noch stärkere Treibstofftanks und Reaktionstriebwerke an, um das schwere Ding manövrieren zu können.
    »Gut«, sagte sie, nachdem ihr Werk vollendet war und wie eine gelb-schwarze Wespe in einem Gerüst dreißig Meter von Underhole entfernt hing. »Jetzt können wir die Zündschnur anstecken und das Gaspedal durchtreten.«
    Pagis programmierte einen Vektor für den Flugroboter und startete die Düsen. Die Maschine hob vom Boden ab und flog dem Loch entgegen. Zwanzig Kilometer über Underhole übernahm Pagis den Joystick und ließ den Roboter langsamer werden, bis er fast auf der Stelle schwebte. Er schnüffelte eine Weile unter dem Loch herum und zeichnete das Gegenstück zur Scheibe auf, die unten am Boden lag. Die Ermittlung des Durchmessers bestätigte, dass sie offenbar mit etwas sehr Feinem herausgeschnitten worden war, denn es gab keinen messbaren Unterschied in der Größe des Lochs und der herausgefallenen Scheibe. Vielleicht hatte das Werkzeug einfach nur die atomaren Bindungen überzeugt, sich entlang einer exakten Geraden aufzulösen.
    Pagis kippte den Flugroboter, sodass die vordere Kamera durch das Loch nach draußen sah. Svetlana und Parry drängten sich um die spärliche Ansammlung von Flextops, die sie zusammengeklaubt hatten. Kratzer und tote Hexel verunstalteten die Darstellung, während die kränkelnde Gelware sich abmühte, die Telemetriedaten zu verarbeiten. Es war nicht viel zu sehen – nur eine Leere, die vom Falschfarbendisplay in Orange dargestellt wurde, wie der Himmel über einer Großstadt, der matt von Natriumdampflampen erhellt wurde. Diagramme rahmten den Bildteil ein und zeigten ständig neue Zahlen. Früher einmal hätten sie für Svetlana eine Bedeutung gehabt, aber nun spürte sie nicht mehr als ein schwaches Kribbeln der Erinnerung. Der mühelose Umgang mit Mathematik, vor allem auf technischen oder physikalischen Gebieten, war eine Fähigkeit, die sich schnell verlor, wenn sie nicht ständig ausgeübt wurde.
    In dreizehn Jahren hatte sie sehr viel verloren. Nun blieb ihr nichts anderes übrig, als sich durchzumogeln und zu hoffen, dass Pagis und ihresgleichen nicht bemerkten, wie gewaltig ihre Defizite waren.
    »Ist auf dem Radar etwas zu sehen?«, fragte Svetlana.
    »Bin mir nicht sicher«, sagte Pagis, die auf einer Haarsträhne kaute. »Etwas erzeugt ein Echo, aber ich weiß nicht genau, ob ich glauben soll, was ich sehe.«
    »Könnte Streustrahlung vom Rand des Loches sein«, sagte Parry. »Davon haben wir eine Menge …«
    »Ist keine Streustrahlung«, widersprach Pagis. »Dazu ist es zu weit draußen. Und auch zu schwach. Könnte ein logisches Phantom sein, etwas, das sich im überfüllten Puffer austobt … aber das glaube ich nicht.«
    »Wie weit draußen?«, fragte Svetlana.
    »Achtzigtausend Kilometer – etwas mehr als eine viertel Lichtsekunde.«
    Früher hätte Svetlana über eine so geringe Entfernung gelacht. Im

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