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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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beobachtet, die sich auf den Strömen bewegen, aber es scheint sich um eine ähnliche Technik zu handeln.«
    »Wenn die Spicaner uns hierher gebracht haben, sollte uns das vielleicht nicht allzu sehr überraschen«, sagte Svetlana.
    »Das haben wir uns auch gedacht.«
    Das Rasterbild sah wie der Blick in ein Abflussrohr aus. In der Ferne nahm die Dichte der schlängelnden und ineinander verwobenen Lavastraßen perspektivisch zu.
    »Das erste Echo, das ich empfangen habe, stammte von der Wand, die uns am nächsten ist«, sagte Pagis. »Der Durchmesser der Röhre beträgt etwa einhundertsechzigtausend Kilometer, was bedeutet, dass wir uns ziemlich genau in der Mitte befinden. Wir bekommen optische Daten bis zu einer Entfernung von zweihunderttausend Kilometern. Wenn wir eine bessere Kamera hätten, könnten wir tiefer in die Röhre schauen.«
    »Und der Radar?«
    »Die Echos reichen viel weiter. Wir empfangen Signale aus einer Entfernung von zweieinhalb Lichtsekunden. Danach werden die Echos zu schwach. Die Rückkehrzeiten ergeben kein gleichmäßiges Spektrum. Es muss Unregelmäßigkeiten in der Wandung geben, was die reflektierenden Oberflächen betrifft.«
    »Und was liegt hinter dem letzten Echo?«
    »Davon darf sich jeder seine eigene Vorstellung machen. Eins steht jedenfalls fest: Die Röhre ist viel länger, als wir sehen können.«
    »Und in der anderen Richtung?«
    »Dort ist unsere Sicht nicht so gut, da Janus im Weg ist, aber alles deutet darauf hin, dass wir dort ein ähnliches Bild sehen würden.«
    Svetlana wandte sich Parry zu. »Du hast gesagt, du wüsstest, wo wir sind. Wirst du mir das große Geheimnis anvertrauen?«
    »Es ist kein Geheimnis. Wir sind genau dort, wo wir nach zweihundertsechzig Lichtjahren sein müssten. Die Verzögerungsphase ist abgeschlossen. Wir sind im Spica-System.«
    »Und die spicanische Struktur?«
    Er lächelte sanft. »Wir sind mittendrin, Baby.«
    »Wie kann …?«
    »Erinnerst du dich an die Ausmaße des Gebildes? Wir hatten von Anfang an Schwierigkeiten, es uns vorzustellen. Es wirkte filigran wie ein Skelett, aber weißt du noch, was Bella gesagt hat?«
    Sie musste sich zusammenreißen, als sie den Namen hörte. »Was?«
    »Nur einer dieser Längssparren hätte eine innere Oberfläche von fünfzigtausend Erden. Das sind eine Million Erden für die gesamte Struktur. Ich glaube jedenfalls, dass wir uns jetzt im Innern einer dieser Sparren befinden. Oder in einem Verbindungsstück. Die Zahlen passen. Wenn es ein Längssparren ist, könnte die Röhre drei Lichtsekunden lang sein. Wenn wir zweieinhalb Lichtsekunden weit hineinschauen können, geht sie dahinter immer noch ein gutes Stück weiter.«
    »Wir müssen es ganz genau wissen«, sagte sie. »Wir waren vierhundert Tage lang in den einen Käfig gesperrt. Es gefällt mir nicht, wenn wir jetzt rauskommen und schon wieder von Wänden umschlossen sind.«
    »Dem stimme ich vorbehaltlos zu«, sagte Parry nachdrücklich.
    »Was ist das überhaupt für ein beschissener Empfang?« Irrationale, ziellose Wut stieg wie Galle in ihr auf. »Wir sind den ganzen weiten Weg hergekommen – wir wurden den ganzen weiten Weg hergeschleift – und dann passiert nicht mehr, als dass sie ein Loch in den Himmel bohren und sich wieder verpissen.«
    »Da draußen gibt es keine Anzeichen für das Vorhandensein intelligenten Lebens«, sagte Pagis zaghaft. »Wir haben kurzfristig ein seltsames Echo aufgefangen, aber es hat sich nicht wiederholt.«
    Svetlana rieb sich die müden Augen. Sie war den Tränen nahe, stand kurz davor, eine Belastungsgrenze zu überschreiten, doch sie wollte nicht, dass die anderen es mitbekamen. »Was für ein Echo?«
    »Ein kleines, lokal begrenztes.«
    »Vielleicht eine ihrer Sonden auf dem Rückflug?«, sagte Parry.
    »Glaube ich nicht«, entgegnete Pagis. »Solche Sonden hätten wir auf dem Radar sehen müssen. Das war ein dickes, fettes Echo, offenbar mit rotierender Bewegung. Dann war es wieder weg.«
    Parry sah sie scharf an. »Dann ist da draußen vielleicht doch etwas.«
    »Oder es war«, sagte Svetlana.
    Die Öffnung des Himmels war für sie eine neue Hoffnung gewesen. Deshalb hatten sie alle so begeistert reagiert, als er offen geblieben war, dass sich dieser Schimmer einer Dämmerung als dauerhaft erwies. Aber jenseits des Eisernen Himmel lag nur ein anderer Eiserner Himmel – viel ferner, viel gewaltiger, viel unmenschlicher und viel erdrückender.
    Svetlana fühlte sich niedergeschlagen. Sie wusste, dass es

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