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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Kontaktteam sich noch einmal das kauernde Schiff angesehen hatten.
    Es lag auf der Außenseite des Eisernen Himmels und wirkte wie ein Kronleuchter, der von der Decke gefallen war, ohne zu zerbrechen. Er stand auf mindestens einem Dutzend geschwungener Arme, die sich zum Boden senkten und sich wieder erhoben, um in dünne, fast horizontale Spitzen auszulaufen. Der Einstiegsarm unterschied sich von den anderen, indem er mit dem Ende flach auf dem Boden lag, und er zeigte genau in Richtung des Lochs. Die Extremität hatte ein flaches Profil, abgesehen von den zwei wandartigen Einfassungen, die über die gesamte Länge verliefen. Svetlana mochte zuvor gewisse Zweifel gehegt haben, doch aus dieser Perspektive wirkte das Ganze mehr wie eine Rampe als je zuvor. Es war eine unmissverständliche Aufforderung zum Eintreten.
    Die Rampe führte zu einer knollenförmigen Zentraleinheit, die aus vielen konzentrischen Schichten glasartigen Materials bestand. Lange Ketten aus spicanischen Symbolen schwebten wie Neonlichter auf der äußersten Schicht. Drinnen waren unklar dunklere Strukturen zu erkennen, wie die Andeutungen innerer Organe bei Glasbarschen. Mehrere Dutzend dünnerer Arme ragten aus der Zentraleinheit hervor, ohne den Boden zu berühren. Manche endeten in Verdickungen, die Sensoren, Maschinen, Wohnquartiere oder Waffen sein mochten. Sanftes Licht schimmerte auf den gewölbten Flächen und an den Verbindungen, teils ein Widerschein des Umgebungslichts, teils Helligkeit, die vom Schiff selbst ausging.
    Es war sehr, sehr groß. Allein die Zentraleinheit hätte Crabtree vom Untergrund bis zum Habitat aufnehmen können.
    Sie hielten an, gingen weiter, hielten wieder an.
    »Keine sichtbare Veränderung«, sagte Parry, »aber sie haben auch noch nicht die Zugbrücke eingezogen.«
    »Gibt es schon Erkenntnisse über diese Symbole?«, fragte Svetlana.
    »Jake und Christine arbeiten noch an den Korrelationen. Ihr werdet es unverzüglich erfahren, sobald sie zu irgendwelchen Ergebnissen gelangt sind.«
    »Aber es wäre besser, wenn ich mich nicht darauf verlasse.«
    »Das wollte ich damit andeuten.«
    Svetlana stieß ein makabres Lachen aus. »Vielleicht sollten wir die Symbolisten holen und uns anhören, was sie dazu sagen.«
    »So verzweifelt sind wir zum Glück nicht«, gab Parry zurück.
    Sie gingen, blieben stehen, gingen weiter. Nach zehn oder zwölf Minuten schätzte Svetlana, dass sie die Hälfte der Strecke zum Schiff zurückgelegt hatten. Sie blickte sich um und sah das Loch im Himmel in perspektivischer Verkürzung. Es war nur noch schwer vor dem dunklen zinngrauen Hintergrund der unbeschädigten Oberfläche zu erkennen. Sie fragte sich, warum die Spicaner es für nötig gehalten hatten, ein Loch hineinzuschneiden, statt der intelligenten Materie des Eisernen Himmels einfach zu befehlen, eine Tür zu öffnen. So viele Fragen. So wenige Antworten.
    Nach ein paar weiteren Etappen ragte das Schiff immer gewaltiger vor ihnen auf. Die gläserne Komplexität wirkte umso erstaunlicher, je näher sie kamen. Doch statt seine Geheimnisse zu enthüllen, wirkte das Schiff aus der Nähe noch verwirrender und komplizierter als zuvor.
    »Beruhigt euch ein wenig«, sagte Parry.
    Svetlana nickte, als ihr bewusst wurde, dass sie wieder zu schwer geatmet hatte. Der langsame Todesmarsch über die andere Seite des Himmels zerrte an ihren Nerven. »Ist die Verbindung immer noch in Ordnung?«, fragte sie, um irgendetwas zu sagen.
    »Sie wird schwächer, aber damit können wir leben. Wie geht es dir?«
    »Als müsste ich gleich die Fische füttern, aber ansonsten … komme ich einigermaßen klar.«
    »Und Craig?«
    Schrope meldete sich selbst zu Wort. »Ich bekomme langsam weiche Knie, aber auch ich werde durchhalten.«
    »Das ist gut. Muss von dort ein phantastischer Anblick sein – ich meine, mit nur einem Zentimeter Glas zwischen euch und dem Ding.«
    »Du hast recht«, sagte Schrope, und plötzlich hatte seine Stimme einen Tonfall, bei dem Svetlana ein kalter Schauder über den Rücken lief. »Wir sollten nicht vergessen, wie privilegiert wir sind. Dies ist … der große Augenblick. Auf den wir all die Jahre gewartet haben. Nicht nur während der dreizehn Jahre, die wir auf Janus festsaßen, sondern all die Jahrtausende, die vergangen sind – all die Jahrzehntausende, seit der Erste von uns zum Himmel aufgeschaut hat, zur unendlichen Finsternis, und sich gefragt hat, was es da oben geben könnte. Nicht, ob es dort etwas gibt, sondern

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