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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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wenn die Spicaner erwartet haben, dass wir Janus für unsere Zwecke nutzen? Und um sich darüber zu amüsieren. Ich glaube, dass das der Sinn des Ganzen war, Parry. Ich glaube, Janus war ein Rätsel, das uns am Leben erhalten und unseren Verstand herausfordern sollte, wie ein Käfig im Zoo. Man gibt den Tieren Wasser und Nahrung, und man gibt ihnen Spielsachen und Herausforderungen, damit sie geistig beweglich bleiben.«
    »Wir sind nur versehentlich auf diesem Ding gelandet«, sagte er. »Der Pannenstrudel, weißt du noch?«
    »Golf Bravo«, sagte sie und nickte. »Ja, wir haben Fehler gemacht. Aber auch ein Tier macht einen Fehler, wenn es in die Falle tappt. Janus war unsere Falle und unser Käfig. Er war dazu gedacht, uns zu animieren, ihn genau zu untersuchen. Er sollte uns entführen und uns während der Reise am Leben erhalten.«
    Parrys Stimme klang papierdünn. »Die Reise wohin, Bella?«
    »Wohin schon?« Sie klappte den Deckel ihrer Teetasse zurück, um einen Schluck zu nehmen. »Zum Zoo natürlich.«
     
    Nachdem sie mit dem Tee fertig waren, konnten sie die verpackten Sachen nicht länger ignorieren. Bella werkelte mit einer Fröhlichkeit, die er seit dreizehn Jahren nicht mehr an ihr erlebt hatte, als sie das Teegeschirr abwusch.
    »Es stimmt, was ich dir erzählt habe«, sagte sie über die Schulter, während Parry seinen Helm untersuchte, als wäre er das faszinierendste Artefakt, das die Welt zu bieten hatte. Er studierte jeden Mikrometeoritenkrater, jeden Kratzer kosmischer Strahlung. »Ich hatte hier draußen viel Zeit zum Nachdenken. Jetzt werde ich wenigstens einen kleinen Einfluss auf die Politik haben, auch wenn ich nur etwas über den anonymen Kanal bewirken kann. Zuerst hat mir diese Lösung gar nicht gefallen, aber nachdem ich darüber geschlafen habe, halte ich es für ein recht gutes Arrangement. Sehr demokratisch. Auch wenn du es kaum glauben wirst, aber ich stand tatsächlich die meiste Zeit auf der Seite der Interimsverwaltung. Svieta hätte besser mit den Symbolisten umgehen können, aber das war von Anfang an ein heikles Problem.«
    »Sie hat gelogen.«
    Bella hantierte unbeirrt weiter. »Und es wird mir gut tun, wieder in der Nähe von Crabtree zu sein. Ich weiß, dass ich trotzdem sehr isoliert leben werde und keine ungeplanten Besuche machen kann, aber wenigstens wird es für andere Leute nicht mehr so schwierig sein, mich zu besuchen, auch wenn es hauptsächlich Besuche von Axford sein werden. Aber Ryan war in all den Jahren sehr freundlich zu mir. Er ist ein guter Mann – ohne ihn hätte es uns schlimmer treffen können.«
    »Sie hat gelogen«, wiederholte Parry.
    Bella drehte sich um. »Wie bitte?«
    »Svetlana hat dich angelogen«, sagte er mit matter, kraftloser Stimme, ohne von seinem Helm aufzublicken. »Du wirst nicht bekommen, was dir versprochen wurde.«
    »Nein«, sagte Bella mit einem missglückten Lächeln.
    »Alles, was ich zu dir gesagt habe, habe ich in voller Überzeugung gesagt. Jedes Wort war ehrlich gemeint.«
    Jetzt war das Lächeln verschwunden, als die Wahrheit zu ihr durchdrang. »Nein. Das kann sie nicht tun.«
    »Sie hat es schon getan. Du hattest etwas, das sie haben wollte. Jetzt hat sie es. Damit hast du für sie keinen Nutzen mehr.«
    Bellas Stimme zerfiel zu einem Krächzen. »Das kannst du ihr nicht einfach durchgehen lassen.«
    »Ich habe es versucht. Sie hört nicht auf mich.«
    Bella setzte sich auf eine der gepackten Kisten. Ihr fröhlicher Schwung hatte sich spurlos verflüchtigt. »Es war dumm von mir«, sagte sie schließlich, als wollte sie sich selbst einen Tadel erteilen. »Ich bin das Risiko eingegangen, ihr zu vertrauen.«
    »Du hast nichts Falsches getan«, sagte Parry. Er wollte sie trösten, aber er wusste, dass es nichts gab, das ihr den Schmerz dieses Verrat nehmen würde.
    »Ich habe ihr vertraut.«
    »Du hast das Richtige getan. Du hast uns etwas gesagt, das für uns wichtig ist.«
    »Ich habe verhandelt, Parry. Ich dachte, ich würde etwas als Gegenleistung erhalten.«
    »Aber am Ende hättest du es uns sowieso gesagt, auch wenn ich dir nichts versprochen hätte, weil es dir letztlich um das Wohl von Crabtree geht. Und um die Erfüllung von Jims letztem Willen.«
    »Parry«, sagte sie leise, »würdest du jetzt bitte gehen? Es war sehr freundlich von dir, dich persönlich hierher zu bemühen. Ich weiß, dass es nicht einfach gewesen sein kann. Aber jetzt würde ich sehr gern allein sein.«
     
    Er folgte dem Stromkabel nach

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