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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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darüber unterhalten, dass sie uns möglicherweise in jeder Hinsicht um viele Millionen Jahre voraus sind. Das erscheint mir völlig logisch. Wir müssten aus unserer eigenen Geschichte gelernt haben, dass Intelligenz etwas sehr Kostbares, Seltenes und Empfindliches ist. Wenn die Spicaner immer noch irgendwo da draußen leben, treiben sie vermutlich schon seit undenklichen Zeiten Raumfahrt. Also schätze ich, dass es für sie ein Leichtes ist, Humpty Dumpty wieder zusammenzuflicken.
    Also bringt mich zu ihnen und schaut, was sie aus mir machen. Im ungünstigsten Fall lernen sie etwas mehr über uns, wenn sie mich auseinandernehmen und schauen, wie ein Mensch funktioniert. Vielleicht klappt es ja. Und wenn nicht, habe ich nichts verloren.«
    Jim Chisholms Lächeln war das eines Toten. »Und wenn ich tatsächlich zurückkommen sollte, werde ich versuchen, euch keinen allzu großen Schrecken einzujagen.«
     
    Svetlana kehrte zum Loch im Himmel zurück. Sie hatte den Frostengel auf einem Schlitten dabei und zog ihn bis zum Schiff der Spicaner, auf dessen Hülle die Symbole weiterhin ihren wilden Tanz aufführten. Doch als sie sich der Rampe näherte, wurde das Flackern langsamer und hörte schließlich ganz auf, als wollte das Schiff zum Ausdruck bringen, dass es ihre Anwesenheit bemerkt hatte. Diese Art von gespannter Aufmerksamkeit verursachte Svetlana eine Gänsehaut.
    Sie ging die Rampe hinauf und folgte Schropes Weg ins gläserne Innere. Sie fand die kugelförmige Kammer, in der er zu Tode gekommen war. Sie schob den Schlitten über die Kante und beobachtete, wie er hinunterrutschte und in der Mulde zur Ruhe kam. Die darauf festgebundene gefrorene Leiche sah wie eine Opfergabe aus.
    Die gläserne Luftschleuse zog sich zwischen ihr und der Kammer zusammen. Nichts geschah dort, wo sie stand. Sie konnte den Schlitten und seine Fracht immer noch durch das Glas erkennen.
    Dann kamen sie.
    Zuerst waren es nur undeutliche Silhouetten, die auf der anderen Seite der Kammer erschienen. Sie waren wirklich groß, wie Craig Schrope gesagt hatte, drei Meter hoch und mindestens genauso breit an der Basis. Sie bewegten sich auf sehr merkwürdige Weise, ganz anders als alle Tiere, die sie jemals beobachtet hatte. Sie waren hauptsächlich blau, ein klares Blau, das von funkelnden Fäden in Grün und Türkis und einem gelegentlich hellroten Klecks durchsetzt war.
    Sie drängten sich ans Glas, um zu sehen, was sie ihnen mitgebracht hatte, wie Kinder, die die Nasen an ein Schaufenster drückten. Langsam, um sie nicht zu beunruhigen, löste Svetlana die Kamera und schoss ein paar Aufnahmen. Falls die Aliens ihre Anwesenheit registrierten, war es ihnen nicht anzumerken.
    Jetzt konnte sie sie besser erkennen. Sie hatten einen zylindrischen Querschnitt, ohne dass es ein offensichtliches Vorne oder Hinten gab. Was im Standbild, das Schrope ihnen geschickt hatte, wie eine massive Gestalt ausgesehen hatte, erwies sich nun als Vorhang aus sehr feinen Fäden, die aus der Mitte entsprangen und in allen Richtungen herabfielen, bis sie den Boden streiften. Nicht wie Bergrücken, sondern wie Perücken! Das war es, was Craig Schrope gesagt hatte.
    Seine Beschreibung fasste ihre Erscheinung mit einem Wort zusammen: Sie waren wie grell gefärbte Langhaarperücken, die sich aus eigener Kraft bewegten und mit den Haarspitzen den Boden berührten. Sie waren in ständiger Bewegung, auch wenn sie still standen. Die Fäden wogten, wellten sich und verschlangen sich ineinander wie glitzernde Schlangen. Sie bewegten sich fort, indem sie die Fäden wellenförmig über den Boden laufen ließen. Wenn sich irgendwo ein Vorhang teilte, sah sie darunter nur weitere Schichten aus den fadenförmigen Strukturen.
    Das also waren die Aliens. Sie waren eindeutig keine mechanischen Elemente des Schiffs. Sie waren auch keine Roboter. Die Art, wie sie sich bewegten, wie sie sich ans Glas drückten, passte eher zu lebenden Individuen als gesteuerten Einheiten.
    Auf der anderen Seite der Kammer öffnete sich eine Tür, und eins der blauen Wesen zwängte sich durch die Lücke. Zuerst wirkte der Durchgang viel zu eng, aber Svetlana hatte erlebt, wie Oktopoden ähnliche Kunststücke zustande brachten. Während es zum Schlitten hinunterfloss, folgte ihm ein zweites Alien. Sie hielt die Kamera auf die beiden Wesen gerichtet, als sie sich um den Schlitten scharten und ihn völlig umschlossen. Für einen Moment schienen die zwei Gestalten miteinander zu verschmelzen, als würden sie

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