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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Crabtree und machte sich auf den Weg in Svetlanas Büro, ohne seinen Anzug vollständig auszuziehen. Er musste durch die Zentrifugensektion, wo er auf ein Ge beschleunigt wurde, aber er hatte den größten Teil seines Ballasts aus abgereichertem Uran im Traktor gelassen, bevor er den Aufzug genommen hatte.
    Mit seinem Schlüssel öffnete er die Tür zum Büro. Es war dunkel. Svetlana war noch in Underhole, wie er erwartet hatte. Er schaltete die Beleuchtung auf schwächster Stufe ein und ging zum vertrauten Kasten des Aquariums, der leise im Zwielicht blubberte. Die Fische hatten sich problemlos an die Beinahe-Schwerelosigkeit gewöhnt, was angesichts seines Vorhabens gut war.
    Nachdem Parry den Tank von der Strom- und Wasserversorgung abgekoppelt hatte, vergewisserte er sich, dass der Deckel geschlossen war, damit er nichts verschüttete. Er legte seinen Helm auf den Deckel, um ihn zur Hand zu haben, wenn er den Traktor erreicht hatte. Der Tank war groß, aber er konnte ihn gerade mit den Händen von beiden Seiten packen, ohne sich allzu sehr anstrengen zu müssen. Mit einem unwillkürlichen Ächzen versuchte er das Ding anzuheben.
    Auf der Erde hätte das Aquarium eine gute Tonne gewogen, da es bestimmt einen Kubikmeter Wasser enthielt, ganz zu schweigen vom Sand und den Steinen, die darin lagen. Auf Janus hätte das Ganze nicht mehr als ein paar Kilogramm wiegen dürfen, trotzdem ließ sich das Ding nicht von der Stelle bewegen. Er versuchte es erneut, wieder ohne Erfolg, dann erkannte er – wie dumm von ihm! – dass das Aquarium mit vier Klecksen Geckoflex auf dem Tisch befestigt war. Er hob die vier Ecken nacheinander an, und plötzlich hatte es sich gelöst. Die Masse besaß immer noch ein respekteinflößendes Trägheitsmoment, aber Parry war es gewohnt, schwere Objekte auf Janus durch die Gegend zu bewegen. Er bemühte sich, das Ganze in der Waagerechten zu halten und stapfte vorsichtig zur Tür.
    In diesem Moment sah er Svetlana, die ihn als vage Silhouette aus dem Korridor beobachtete.
    »Ich dachte, du wärst noch in Underhole«, sagte er unbehaglich.
    »Es scheint so.« Eine Hand hatte sie in die Hüfte ihres Anzugs gestemmt, in der anderen hielt sie ihren Helm. »Was machst du da?«
    Er blieb stehen, ohne das Aquarium loszulassen. »Ich mache das, was es mir ermöglicht, diesen Tag mit einem letzten Funken Würde zu überstehen. Und du?«
    Sie drückte ihren Helm gegen einen Geckoflexstreifen an der Decke. »Stell das Aquarium zurück.«
    »Ich bringe es zu Bella. Wir haben sie bei der Sache mit Jim übers Ohr gehauen. Ihr dafür etwas zu geben ist das Mindeste, was wir für sie tun können.«
    »Stell das Aquarium zurück«, wiederholte sie.
    Er ging einen Schritt auf die Tür zu. »Nein.«
    »Stell es zurück!«
    »Geh mir aus dem Weg, Svieta!«
    Sie kam ihm entgegen und legte ihre Handschuhe an das Aquarium. Geckoflex haftete vorzüglich an Glas. Svetlana war kräftiger, als er gedacht hatte. Sie hatte sich immer genug Zeit genommen, um in Form zu bleiben, selbst in den schwierigen Tagen des Eisernen Himmels. Trotzdem war Parry stärker als sie. Auch er war durchtrainiert, und er hatte das Aquarium besser im Griff als sie. Sie kämpften darum, doch keiner konnte sich gegen den anderen durchsetzen. Parrys Helm rutschte vom Deckel und schwebte mit federgleicher Langsamkeit zu Boden. Obwohl er den Deckel verschlossen hatte, spritzte etwas Wasser heraus. Es flog wie eine verbogene Glasscheibe durch die Luft, die sich in silbrige Klumpen auflöste, während sie zu Boden driftete.
    »Stell es zurück«, sagte Svetlana schwer keuchend. »Sie wird es nicht bekommen.«
    »Es sind jetzt dreizehn verdammte Jahre«, erwiderte Parry angestrengt schnaufend. »Hat sie nicht schon genug bezahlt, ohne dass wir sie anlügen müssen, ohne dass wir sie hintergehen müssen?«
    »Stell … das … Aquarium … zurück!«
    Er verlor den Halt, wo das Geckoflex an seinem rechten Handschuh zu dünn geworden war. Svetlana nutzte seine Schwäche und zog das Aquarium in ihre Richtung, um es ihm ganz aus den Händen zu reißen. Parry versuchte nachzufassen, sorgte aber für eine Überkompensierung der Drehbewegung, die Svetlana eingeleitet hatte. Dadurch entglitt ihm das Aquarium. Für einen kurzen Moment hatte Svetlana es. Mit dem Gewicht kam sie problemlos zurecht, aber das Ding hatte trotzdem ein Trägheitsmoment von über einer Tonne. Während dieses Gerangels entwickelte die Masse eine gefährliche Geschwindigkeit. Es war,

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