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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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verstehen, aber uns mit Gewalt zu etwas zu zwingen, wäre aus zwei Gründen keine sinnvolle Strategie für sie. Erstens sind wir zwar technisch nicht so weit fortgeschritten wie sie, aber wie man es von einer raumfahrenden Zivilisation erwarten kann, besitzen wir grundsätzliche Kenntnisse über die kontrollierte Kernfusion. Auch wenn wir nicht über Nuklearwaffen verfügen, besitzen wir doch die Möglichkeit, welche herzustellen. Und Nuklearwaffen sind bereits ein hinreichender Grund, um den Einsatz von Gewalt auszuschließen. Nicht weil wir diese Waffen sehr effektiv gegen sie einsetzen könnten, obwohl wir es natürlich versuchen könnten, sondern weil wir dabei sehr leicht das zerstören könnten, woran sie interessiert sind. Atomwaffen sind die ultimative Trumpfkarte. Es ist wie Schere, Papier und Stein. Kernkraft zerstört Materie, in jedem Fall.«
    »Sie befürchten, wir könnten Janus in die Luft jagen, damit sie ihn nicht bekommen?«, sagte Parry.
    »Darauf läuft es hinaus. Ähnliche Vereitelungsaktionen sind zur Genüge aus der Vergangenheit bekannt, sodass sie eine gewaltsame Lösung nur dann riskieren würden, wenn alle anderen Möglichkeiten erschöpft sind.«
    »Du hast von zwei Gründen gesprochen«, sagte Axford.
    »Zweitens mögen wir den Eindruck eines leichten Opfers erwecken, aber sie – oder andere außerirdische Wesen, die ihnen bekannt sind – hatten gelegentlich Begegnungen mit fortgeschrittenen Zivilisationen, die ein niedrigeres Entwicklungsstadium vorgetäuscht haben. Sie wollen nicht mit einem dicken Knüppel auf uns einschlagen, da es sein könnte, dass wir irgendwo einen noch dickeren Knüppel versteckt haben.«
    »Und das heißt, wenn wir uns weigern, würden sie einfach abziehen?«
    »Nein, ich sagte nur, dass sie unsere Entscheidung respektieren würden. In diesem Fall würden sie nach anderen Verhandlungslösungen suchen. Macht euch klar, dass sie sehr viel Zeit haben. Irgendwann brauchen sie Janus, aber nicht unbedingt heute. Sie planen nur langfristig, bevor sich jemand anderer die Rohstoffquelle unter den Nagel reißt.«
    »Jemand anderer«, wiederholte Svetlana mit leichtem Unbehagen. »Also leben da draußen noch andere Aliens?«
    »Etwas habe ich von ihnen gelernt«, sagte Chisholm. »Dass wir in einem verdammt großen Universum leben und dass nicht alles, was darin kreucht und fleucht, so freundlich wie diese Typen ist.« Er beugte sich auf dem Bett vor. »Das ist der Grund, weshalb wir unbedingt auf sie hören sollten. Sie haben mich wieder zusammengeflickt. Damit sind wir ihnen bereits etwas schuldig.«
     
    Chisholm war immer noch Axfords Patient, und der Arzt ließ nicht zu, dass er durch endlose Fragerunden erschöpft wurde. Svetlana beugte sich seinem Urteil, aber sie achtete darauf, dass sie ihren Schlaf- und Arbeitsrhythmus auf Chisholms Besuchszeiten abstimmte. Jedes Mal, wenn sie zu ihm kam, wirkte er etwas gesünder und weniger wie ein Gespenst. Er lächelte aufmunternd, wenn er sie sah, und tat nur Dinge, die sie eigentlich hätten überzeugen müssen, dass mit ihm alles in Ordnung war. Er plauderte über Nebensächlichkeiten, machte Witze und konnte seine eigene Situation sehr realistisch einschätzen. Aber hin und wieder äußerte er etwas, das ihr sehr außerirdisch vorkam.
    »Der Anzug, in dem du gekommen bist«, sagte Svetlana, als es an der Zeit war, etwas genauer nachzuhaken. »Er hat Thai gesprochen. Er behauptete, im Jahr 2134 auf Triton hergestellt worden zu sein. Weißt du irgendetwas darüber?«
    »Wenn der Anzug behauptet, von Triton zu stammen, bin ich geneigt, ihm zu glauben.«
    »Dieser Anzug beunruhigt uns, Jim.«
    Er hatte sich mit einem Kugelschreiber Notizen auf einem Stück Papier aus den Schmiedekesseln gemacht. Jetzt legte er Blatt und Stift weg. »Dazu besteht kein Grund«, sagte er. »Es ist nur ein Raumanzug. Er kann euch keinen Schaden zufügen.«
    »Darum geht es nicht. Was uns beunruhigt, ist die Frage, wie er nach Spica gelangt ist?«
    »Die Aliens haben ihn gefunden. Es sind übrigens nicht die Spicaner, aber das habt ihr euch wahrscheinlich schon gedacht.«
    Parry hatte ihr bereits von Bellas Vermutungen erzählt. Es fiel ihr schwer, aber sie musste sich eingestehen, dass sie etwas für sich hatten. »Wir bezeichnen sie vorläufig als Perückenköpfe. Falls sich erweisen sollte, dass sie doch mit den Spicanern identisch sind, werden wir es uns noch einmal überlegen.«
    »Perückenköpfe.« Er neigte den Kopf, dann nickte er.

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