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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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weiterzumachen.«
    »Ich weiß, dass du es nur gut meinst.«
    Er sprach zu ihr, als wäre Nick Thale gar nicht anwesend. »Niemand hat erwartet, dass du dich nach dreizehn Jahren im Exil über Nacht änderst, aber wie lange liegt meine Rückkehr schon zurück?« Er hob die Hände und lächelte. »Das ist natürlich nur eine rhetorische Frage.«
    »Natürlich.«
    »Es gibt kein Gesetz, das dir vorschreibt, den Rest deines Lebens allein zu verbringen.«
    »Das hat auch niemand behauptet.«
    »Aber manchmal tust du so.«
    Da sie schon häufiger über dieses Thema gesprochen hatten, wusste Bella genau, dass Jim Chisholm nicht von einer Beziehung zwischen ihnen beiden sprach. Er meinte, dass sie sich einen anderen Mann unter all denen suchen sollte, die verfügbar waren. Als wäre das so einfach! Als wäre es ein Kinderspiel, das Messer herauszuziehen, das man ihr in den Bauch gestoßen hatte. Ein Messer, das so tief in ihr steckte, dass es sich sehr vertraut und gelegentlich sogar tröstlich anfühlte.
    Seit seiner Rückkehr von den Aliens zeichnete er sich durch eine außergewöhnliche Weisheit aus, durch Wissen über Dinge, die er kaum anzusprechen wagte. Andererseits gab es Zeiten, in denen er viel weniger als vor seinem Tod über menschliche Beziehungen zu wissen schien.
    Offenbar hatte er etwas in ihrem Mienenspiel gesehen. »Verzeih mir. Ich wollte dir nicht zu nahe treten.«
    »Ich bin, wie ich bin, Jim. Ich war schon lange vor unserer Reise nach Janus so. Was hier geschehen ist, hat daran nichts geändert.«
    »Das tut mir leid.«
    »Dazu besteht kein Anlass. Vielleicht zu einer anderen Zeit … die noch in ferner Zukunft liegt.«
    »Niemand von uns weiß, wie viel Zukunft noch vor uns liegt«, sagte er. »Dinge verändern sich. Dinge, von denen wir dachten, sie wären ewig, sind plötzlich doch dem Lauf der Zeit unterworfen. Aber es gibt Zeiten – wie diese –, in denen wir die Gelegenheit des Augenblicks ergreifen sollten. Es war unverzeihlich von mir, dass ich dir Ratschläge zu deinem Privatleben erteilen wollte, Bella. Aber ich hoffe, du verstehst, warum ich so sehr um dich besorgt bin.«
    »Also ist etwas geschehen? Etwas, das in dir den Wunsch erweckt, dass ich meine Fähigkeiten so gut wie möglich nutze?«
    »Etwas ist am Horizont aufgetaucht.«
    »Ist es gut oder schlecht?«, wollte Nick Thale wissen.
    »Jedenfalls nicht gut«, antwortete Chisholm und warf Thale einen kurzen Blick zu, bevor er sich wieder Bella zuwandte. »Aber es ist nichts, was uns schon jetzt übermäßig beunruhigen sollte.«
    Bella hätte sich bessere Neuigkeiten gewünscht, aber sie war zumindest froh, dass sie nicht mehr über ihr verkümmertes Liebesleben reden musste. Im Vergleich zu diesem Gesprächsthema war alles eine Verbesserung. »Irgendwie klingt das nicht so angenehm beruhigend, wie du es wahrscheinlich gemeint hast«, sagte sie.
    »Was ist es?«, fragte Thale.
    »Etwas hat ihnen einen Schock versetzt. Ich weiß selber nicht, was genau es ist. Ich konnte nur so viel in Erfahrung bringen, dass es etwas ist, das sie tief in der Röhre entdeckt haben. Etwas, das noch nicht da war, als sie das letzte Mal nachgesehen haben.«
    »Was für ein Etwas?«, fragte Thale.
    »Es ist besser, wenn sie es euch persönlich sagen«, erwiderte Chisholm. »Sie sind bereits auf dem Weg hierher.«
    Eine Deckenstruktur schob sich dem Boden entgegen. Drei Perückenköpfe traten aus einer birnenförmigen Öffnung in der Spitze. Als sie sich näherten und wie Gespenster dahinglitten, gaben ihre zahllosen Fäden flüsternde Geräusche von sich.
    Sie waren drei Meter hoch und verjüngten sich nach oben. Unter normalen Umständen war von ihnen nur der äußere Vorhang aus blauen Strähnen sichtbar, die vom »Scheitel« ausgingen, sich nach unten krümmten und den Boden berührten. Diese Strähnen, die verhältnismäßig dick waren, trugen den größten Teil des Gewichts eines Perückenkopfes. Damit konnten sie sich fortbewegen und ihre Umgebung handhaben. Dass sie auch im Ruhezustand ständig in raschelnder Bewegung waren, hatte einer Theorie zufolge etwas mit Wärmeregulierung, Atmung und dem Abtransport mikroskopisch kleiner Abfallstoffe aus den inneren Schichten zu tun.
    Die nächste Lage bestand aus feineren Fäden, die nur einen Millimeter dick waren. Sie waren durchsichtig wie Glasfasern und nur gelegentlich zu sehen. Die roten und grünen Blitze hingen angeblich mit emotionalen Zuständen zusammen. Außerdem fungierten diese dünneren

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