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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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spazierte von einer Gruppe zur nächsten, erzählte immer wieder die gleichen Geschichten und lachte geduldig über die immer gleichen, gut gemeinten Witze. Gelegentlich zog er sich ein Stück von den anderen zurück, um ein paar Momente für sich selbst zu haben, doch wenn Bella mit ihm sprach, versicherte er ihr jedes Mal, dass es ihm gut ginge und er den Trubel genieße. Er war fasziniert von der Vielfalt der getragenen Kostüme – achtzig Jahre Modegeschichte, die er verpasst hatte. Obwohl die Stile kaum zusammenpassten, sorgte das abendliche Ambiente und das sanfte Licht der Laternen dafür, dass alles zu einer subtilen Einheitlichkeit verwischte.
    »Wie gefällt dir die Musik?«, fragte Bella, als sie im Schein einer schwebenden Laterne zusammensaßen. »Wir haben deinen alten Helm wiedergefunden und die Zugriffsstatistik im Speicher abgerufen. Dieses Stück hast du oft gehört.«
    »Es ist großartig. Hauptsache, es ist nicht Puccini.«
    »Puccini?«
    »Ich starb, während ich Turandot hörte. Wie viele Leute können das von sich behaupten?«
    Bella legte ihm eine Hand aufs Knie. »Ich weiß, dass das alles nicht einfach für dich sein wird, Mike, aber du wirst es schaffen. Du bist Bergmann.«
    »Wir schieben Eis«, sagte er, aber etwas zu betont, um überzeugend zu klingen.
    Sie bemerkte, dass er eine junge Frau beobachtet hatte, die in einer Gruppe in der Nähe stand. Ihr leuchtendes Kleid mit Neonmuster war am Rücken tief ausgeschnitten und enthüllte mehr, als es verbarg. Das Laternenlicht spielte auf ihren Schultern und der Biegung ihres Rückens. Bella versuchte sich an den Namen der Frau zu erinnern, aber er wollte ihr nicht einfallen.
    »Ihr hättet euch nur meinetwegen nicht so viel Mühe machen müssen«, sagte Takahashi.
    »Wir haben es gerne getan.«
    »Ich möchte nicht undankbar erscheinen, aber … erhält jeder, der zurückkehrt, so viel Aufmerksamkeit?«
    »Du bist ein anderer Fall«, sagte Bella mit sanftem Tadel. »Wir haben nie damit gerechnet, dass du zurückkehrst. Das ist uns eine Feier wert.«
    »Ihr habt alle sehr schlimme Zeiten durchgemacht. Ich komme mir fast wie ein Betrüger vor … als hätte ich mich vor der ganzen Arbeit gedrückt.«
    »So solltest du es nicht sehen. Ich möchte betonen, dass ich sehr sauer auf dich sein werde, sollte ich jemals den Verdacht haben, dass du so empfindest.«
    Takahashi nahm das Angebot eines Roboters an, sein Weinglas nachzufüllen. Die Gläser waren in Schmiedekesseln gezogen worden, Wunder der kristallinen Zartheit, die Stiele aus einem Bündel hauchfeiner Glasfäden geflochten, wie die Triebwerksspur eines Kampfjets im Spiralflug.
    »Als du mich vom Schiff der Perückenköpfe hierher gebracht hast, sagtest du, es hätte Meinungsverschiedenheiten an Bord der Rockhopper gegeben. Dass es kein einstimmiger Beschluss war, hierher zu kommen.«
    »Das war vor langer Zeit. Es hat keinen Sinn, sich jetzt noch darüber zu streiten.«
    »Ich habe gehört, dass du die Rockhopper hierher gebracht hast, dass es deine Entscheidung war, nicht zu versuchen, nach Hause zurückzufliegen.«
    »Was hättest du an meiner Stelle getan?«
    Takahashi schaute sich die attraktive Frau durch sein Glas an. »Ich glaube, damals wäre ich nicht damit einverstanden gewesen, aber im Nachhinein muss ich sagen, dass du dich richtig entschieden hast. Ihr wärt niemals zurückgekommen. DeepShaft und die VWE hätten niemals eine Rettungsmission für euch auf die Beine gestellt.«
    »Einsicht ist etwas Wunderbares. Nur schade, dass es damals nicht alle genauso gesehen haben.«
    »Svetlana hat dich eingesperrt. Sie hat dich bestraft, weil du uns gerettet hast.«
    Bella spürte einen Kloß in der Kehle. Sie sprach kaum noch über die Zeit ihres Exils oder den Konflikt, der dazu geführt hatte. »Svieta hatte ihre Gründe«, sagte sie und genoss die leichte Anwandlung frömmlerischer Erregung, die die Geste der großherzigen Vergebung ihr bereitete. »Hätte ich auf sie gehört, hätten wir es wahrscheinlich nie geschafft, ins Kielwasser von Janus zu gelangen.«
    »Du hattest genauso zwingende Gründe, anders als sie zu entscheiden.«
    »Ja«, sagte Bella, »aber es war trotzdem ein Fehler. Ich hoffe, ich habe meine Schuld später wettgemacht, aber …« Sie verstummte. Es wäre geschmacklos gewesen, noch mehr zu ihrer Verteidigung vorzubringen.
    »Es hat dich die Freundschaft mit Svieta gekostet«, sagte Takahashi.
    »Früher waren wir oft ähnlicher Meinung. Ich habe sie für eine

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