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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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wir ihm schuldig.«
    »Du wärst überrascht, wie viele Spezies keine so freundliche Einstellung gegenüber schwächeren Artgenossen an den Tag legen«, sagte McKinley mit einem lässigen Schwung seiner Strähnen.
    »Mir war klar, dass du irgendwann auf ein anderes Thema kommen würdest«, sagte sie. »Und das war eine sehr geschickte Überleitung. Ich vermute mal, dass es bei diesem anderen Thema um eine andere Spezies geht.«
    »Du bist eine kluge Frau, Bella Lind.« McKinley vollführte eine seltsame drehende Geste, die sie in seinem üblichen Repertoire noch nicht beobachtet hatte. Es wirkte fast, als würde er einen Blick über die Schulter werfen, um sich zu vergewissern, dass niemand sie belauschte. Er senkte die Stimme, bis sie sich vorbeugen musste, um ihn über die Hintergrundgeräusche zu verstehen. »Es geht um die Sache, die wir vor kurzem besprochen haben … vor deiner Verjüngungskur.«
    »Vor kurzem? Das war vor fünfzehn Jahren, McKinley.«
    Die menschliche Wahrnehmung unterschiedlicher Zeiteinheiten war für die Perückenköpfe immer noch sehr schwer zu verstehen. Im Verlauf ihrer Gespräche war Bella zur Vermutung gelangt, dass sie Zeit nach der Ereignisdichte maßen und nicht nach der Anzahl verstrichener Einheiten. Für die Perückenköpfe waren hundert Jahre, in denen kaum etwas geschehen war, viel weniger Zeit als eine Minute, in der sich die Ereignisse überstürzten.
    »Aber du weißt, worauf ich anspiele«, sagte McKinley.
    Eine FI kam vorbeigestapft und wollte ihr Glas nachfüllen. Bella wehrte den Roboter mit einer Geste ab. »Die Moschushunde, vermute ich.«
    »Es freut mich, dass du dich erinnerst. Sie zeigen wieder verstärktes Interesse an dieser Region der Struktur. Wir glauben, dass ihre Ankunft unmittelbar bevorsteht.«
    »Als wir das letzte Mal darüber sprachen, hast du ›unmittelbar bevorstehend‹ als einen Zeitraum von Jahren oder Jahrzehnten definiert. Wäre es vielleicht möglich, die Sache etwas genauer einzugrenzen?«
    »Jetzt wäre ich geneigt, von Monaten zu sprechen. Ihr solltet auf sie vorbereitet sein.«
    »Vielleicht sind wir das. Du sagtest, es wäre schlecht, wenn wir sozial zu sehr zersplittert sind, falls du dich erinnerst. Vielleicht waren wir es damals, aber unsere Einigkeit war nie stärker als heute. Schau dir nur diese Party an. Heute Abend sind Vertreter aller Fraktionen auf Janus anwesend, und bislang habe ich nicht beobachtet, dass es irgendwo zum Streit gekommen wäre.«
    »Das gibt Anlass zur Hoffnung.«
    »Du scheinst nicht überzeugt zu sein.«
    »Wenn sie kommen, werden sie die winzigste Uneinigkeit ausnutzen und zu einem weiten Spalt aufreißen. Sie werden Erzfeinde aus distanzierten Rivalen machen und Rivalen aus den besten Freunden.«
    Bella schüttelte verzweifelt den Kopf. »Gruppen und Fraktionen zu bilden ist ein Teil unserer Natur.«
    »Vielleicht hast du recht«, sagte das Alien mit einem düsteren Unterton, der ihr nicht entging. »Wenigstens haben sich die Voraussetzungen gebessert. Vielleicht ist das bereits genug.«
    »Wenn die Moschushunde so schlimm sind, warum sorgt ihr nicht dafür, dass sie verschwinden?«
    »Wir können ihnen abraten, aber nur, wenn ihr uns darum bittet.«
    »Was würde ›abraten‹ genau bedeuten?«
    »Es würde bedeuten, dass wir die Exklusivität der Handelsbeziehungen betonen, die wir mit eurem Volk aufgebaut haben. Wenn die Moschushunde keine Möglichkeit sehen, den für unsere beiden Seiten nützlichen Zustand zu unterminieren, werden sie wahrscheinlich weiterziehen.« Nach einer kurzen Pause fügte der Perückenkopf düster hinzu: »Früher oder später wird eine andere anfällige Spezies eintreffen. Es kommen immer wieder welche, auch wenn die Abstände immer größer werden.«
    »Also sind wir nur irgendeine anfällige Spezies?«, sagte sie.
    »Ihr habt eure Schwächen, aber wie die meisten Neuankömmlinge habt ihr etwas, das von immensem Wert für uns ist, die wir schon länger hier sind.«
    »Die Welt, mit der wir eingetroffen sind.«
    »Ihr habt euch gut darauf eingerichtet.«
    »Wir kommen einigermaßen über die Runden, McKinley. Das bedeutet nicht, dass wir vorhaben, hier den Rest der Ewigkeit zu verbringen.«
    Seine Strähnen schwankten nachdenklich. »Es ist gut, Pläne zu haben.«
    Im selben Moment wurde sich Bella bewusst, dass jemand hinter ihr stand. Sie blickte sich um und sah Mike Takahashi mit einem Weinglas in der Hand. Schräg hinter ihm stand Svetlana.
    »Mike …«, wollte sich Bella

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