Himmelssturz
erwiderte Bella, »aber ich habe eine gute Besatzung. Ich könnte mir kein besseres Team wünschen.«
»Trotzdem müssen Sie unter großer Anspannung stehen.«
»Es ist meine Pflicht, eine Mission verantwortungsvoll zu führen. Janus dürfte uns mit einigen Überraschungen konfrontieren, aber das könnte uns genauso gut mit jedem Kometen passieren, den wir zur Erde steuern. Unsere Arbeit als Eisschieber ist niemals Routine.«
»Wie werden Sie reagieren, wenn Sie einem realen Alien begegnen?«
»Sie meinen, im Gegensatz zu einem nicht-realen Alien?« Bella betastete eine der Pflanzen im Gestell. Patentnummern und Copyrightsymbole waren auf den glänzend grünen Blättern zu sehen. »Ich glaube nicht, dass es dazu kommen wird. Ich glaube, dass wir auf automatische Systeme stoßen werden, mehr nicht.«
»Was empfinden Sie bei dieser Vorstellung?«
Bella hob die Schultern. »Wir machen Fotos, nehmen Messungen vor, versuchen vielleicht, eine materielle Probe zu nehmen. Aber ich rechne nicht damit, dass es zu ausführlichen Gesprächen mit einer Maschine kommt.«
Die Sprecherin schnaufte. »Vielleicht sehen wir Maschinen das anders!«
»Ja«, sagte Bella.
Die Miene der Puppe hellte sich wieder auf. »Captain Lind, Sie kommandieren ein ziemlich großes Raumschiff. Doch es war nie für eine derartige Mission gedacht, nicht wahr?«
»Zeigen Sie mir ein Schiff, das dafür gedacht ist.« Bella versuchte, sich nicht in die Defensive drängen zu lassen. »Aber wir verfügen über vielfältige Kapazitäten. Wir sind für wissenschaftliche Fernerkundungen ausgerüstet. Wir werden es nur mit anderen wissenschaftlichen Untersuchungen zu tun haben, als wir sie normalerweise machen. Aber wir werden es schaffen. Wir sind Profis.« Sie blickte in die Kamera und hoffte, dass ihr Gesicht den richtigen Ausdruck stählerner Entschlossenheit zeigte. »Unser Motto lautet: Wir schieben Eis. Deswegen sind wir hier.«
»Das müssen Sie mir etwas genauer erklären, Captain Lind!«
»Damit ist gemeint, dass wir einen Job haben und dass wir ihn erledigen. Meine Leute sind die Besten. Wir haben Menschen vom Mond, Menschen vom Mars, Menschen von den Orbitalen, Menschen aus marinen Habitaten … Unterwasserleute. Vakuum und Wasser unterscheiden sich eigentlich gar nicht so sehr.«
Das Gesicht der Nachrichtenpuppe nahm erneut einen leeren Ausdruck an. Sie hatte Bella wieder nicht verstanden. »Könnten Sie uns etwas mehr über Ihre übrige Besatzung erzählen?«
»Nun, es sind alles gute Leute. Ich würde keinen Einzigen austauschen wollen …«
»Nach unseren Berichten wird Ihr Stellvertreter sterben!«, sagte die Puppe fröhlich.
»John Chisholm ist krank, das ist alles«, sagte Bella gereizt, »und er braucht möglichst bald eine gute Behandlung.«
»Wie finden Sie das?«
»Es versteht sich von selbst, dass ich deswegen nicht begeistert bin. Genauso wie Jim. Aber wir können ihn immer noch rechtzeitig nach Hause bringen. Es ist sogar so – und in diesem Punkt stimmt Jim mir zu –, dass Janus unsere beste Chance darstellt, ihm die medizinische Behandlung zukommen zu lassen, die er braucht. Wir werden in sechs oder sieben Wochen wieder zu Hause sein.«
»Das wollen wir hoffen, Captain Lind. Anderes Thema: Streiten Sie Berichte ab, nach denen Sie Nuklearwaffen an Bord haben?«
»Da gibt es nichts abzustreiten. Wir haben DUEs dabei, Demontageunterstützungseinheiten, das ist alles. Wenn wir an einem Kometen arbeiten, der eine ungewöhnliche Form hat, könnten wir entscheiden, ein paar Ecken und Kanten wegzusprengen, bevor wir versuchen, ihn anzuschieben.«
»Manche Quellen behaupten, die Rockhopper hätte den Auftrag, diese Waffen gegen Janus einzusetzen, um den Mond zu zerstören. Können Sie dazu etwas sagen?«
»Ich kann dazu sagen, dass das eine absolut idiotische Idee wäre. Haben Sie keine konstruktiveren Fragen, die Sie mir stellen können?«
»Wie lautet Ihre Stellungnahme zu Vorwürfen, dass ein großer Teil der Technik, die an Bord der Rockhopper für kommerzielle Zwecke genutzt wird, ursprünglich mit VWE-Subventionen finanziert wurde, die an die Abwehr von Asteroiden und Kometen gebunden waren, die die Erde treffen könnten?«
»Dazu kann ich nichts sagen. Ich mache hier nur meinen Job.«
»Vielen Dank, Captain Lind. Haben Sie zum Abschluss vielleicht eine persönliche Botschaft an die Menschen zu Hause? Ihre Gedanken und Gefühle über diese Mission, Ihre Hoffnungen und Befürchtungen, während Sie die Fackel der
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