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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Menschheit an einen Ort tragen, der weit außerhalb unserer Vorstellungskraft liegt?«
    Bella starrte reglos in die Kamera. Die Nachrichtenpuppe sah sie weiterhin mit einem schiefen Lächeln hoffnungsvoller Erwartung an. Irgendwo im aeroponischen Labor blies der Aerator pfeifend Feuchtigkeit in die Luft.
    »Nein«, sagte Bella. »Dazu fällt mir nichts ein.« Sie griff nach der Kamera und wollte sie bereits vom Gestell reißen, als sie plötzlich von einem Gefühl der Versöhnlichkeit überwältigt wurde.
    »Also gut«, sagte sie, während ihr bewusst war, dass CNN ihr Zögern herausschneiden und ihre Antworten nahtlos vermorphen würde. »Ich werde etwas sagen. Es ist ein schwerer Job, den wir übernommen haben, daran gibt es keinen Zweifel. Die ganze Welt hofft darauf, dass wir keinen Fehler machen. Wir befinden uns auf einer der kritischsten Missionen in der Geschichte der Weltraumfahrt – vielleicht sogar der ganzen Geschichte – und keiner von uns wurde dafür ausgebildet. Sie können mir glauben, dass meine Leute die Besten im Geschäft sind. Aber unser Geschäft ist der Kometenbergbau. Wir schieben Eis, und das machen wir ziemlich gut. Von der Erkundung außerirdischer Artefakte war nirgendwo die Rede, als wir die Verträge für diese Arbeit unterschrieben haben. Aber wir werden unser Bestes geben. Wenn wir Janus erreicht haben, werden wir kein Auge zutun, bis wir die letzten Daten aus diesem Ding herausgequetscht haben. Ganz gleich, was geschieht, wir werden nicht aufhören, Daten nach Hause zu schicken. Das versprechen wir der ganzen Welt.«
    Bella atmete einmal tief durch, bevor sie fortfuhr. »Ich möchte noch ein paar Worte über meine Leute verlieren. Keiner von uns hat den Befehl erhalten, Janus anzufliegen. Man hat eine offizielle Bitte an uns gerichtet, die wir hätten ablehnen können. Ich habe die Besatzung abstimmen lassen. Einige von uns wollen es tun, einige nicht. Die Sache ging so aus, dass sich die Mehrheit für die Mission entschieden hat, aber nachdem wir diese Entscheidung getroffen haben, ist keine Sekunde vergangen, in der ich nicht an die Leute gedacht habe, die nicht für Janus gestimmt haben. Es sind alles Menschen, die Familie oder Freunde zu Hause haben. Trotzdem habe ich nicht das leiseste Flüstern der Missbilligung von ihnen gehört. In dem Augenblick, als wir das Triebwerk zündeten, haben sich alle ohne Zögern für diese Unternehmung engagiert. Genau das habe ich von meinem Team erwartet, aber das bedeutet nicht, dass ich deswegen nicht stolz auf meine Leute wäre. Ich könnte mir keine bessere Besatzung wünschen. Und wir werden heil und gesund zurückkommen. Darauf gebe ich mein Wort.«
    »Vielen Dank«, sagte die Sprecherin. »Dürfte ich Sie nun bitten, folgende kurze Werbebotschaft vorzulesen?«
     
    Bella goss einen Schluck Glenmorangie in Svetlanas Glas. Sie saßen zusammen in Bellas Büro, wie sie es oft nach einem arbeits- oder stressreichen Tag taten. Bella hatte die Beleuchtung gedimmt, um den Fischen etwas Ruhe zu gönnen. Außerdem hatte sie Musik angestellt, ein beruhigendes Cello-Stück, das Svetlana nicht kannte. Es war nett, sich ganz entspannt berieseln zu lassen. Dieser Raum war eine der wenigen Stellen im Schiff, wo Musik nicht mit Pumpen und Generatoren konkurrieren musste.
    Bella drehte die Flasche auf den Kopf und ließ die letzten paar Tropfen herauslaufen. »Damit hat der Spaß nun ein Ende. Jedenfalls bis zur nächsten Rotation.«
    »Du bekommst Whisky über die Vorratslieferungen?«, fragte Svetlana verblüfft. Aus irgendeinem Grund war sie nie auf die Idee gekommen, nach Bellas Quelle für diese seltene Delikatesse zu fragen.
    »Nicht offiziell. Falls es für Single Malt ein Feld zum Ankreuzen gibt, habe ich es noch nicht gefunden.« Sie lachte. »Aber ich habe in der Tat meine Quellen.«
    »Zum Beispiel?«
    Bella senkte die Stimme, als würden die beiden Frauen sich ein Schulhofgeheimnis anvertrauen. »Hauptsächlich Piloten von Frachtshuttles. Meistens Typen mit mindestens zwanzig Jahren Dienst auf dem Buckel, und fast alle haben ihre Karriere auf der Erde-Mars-Linie begonnen – wie Garrison, versteht sich.«
    Svetlana blickte unwillkürlich zum Bild von Garrison Lind auf Bellas Schreibtisch, auch wenn sie es schon tausendmal gesehen hatte. Er war ein auffallend attraktiver junger Mann in einem strahlend orangefarbenen Raumanzug, den Helm unter einen Arm geklemmt, breit grinsend, vor dem vergrößerten Emblem einer alten multinationalen

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