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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Raumfahrtorganisation.
    Sie sah wieder Bella an. »Ich kann mir vorstellen, dass sie Garrison kannten.«
    »Sie kannten ihn oder hatten von ihm gehört. Und natürlich … jedenfalls ist es seitdem kein Problem für mich, eine kleine Gefälligkeit einzufordern. Sie könnten in Schwierigkeiten geraten, wenn es irgendwann herauskommen sollte, also bemühe ich mich, ihre Freundlichkeit nicht übermäßig auszunutzen.« Sie schüttelte die Flasche ein letztes Mal und stellte sie mit bedauernder Miene auf das Regal neben eine andere leere Flasche. »Aber es könnte bald nötig werden, sie erneut auszunutzen.«
    »Ich bin überzeugt, dass sie dir gerne einen Gefallen erweisen.«
    »Die Jungs sind schwer in Ordnung.«
    »Sie scheinen verdammt viel Respekt vor Garrison gehabt zu haben.«
    »Das glaube ich auch.« Svetlana dachte, dass Bella nun das Thema wechseln würde, da sie es erschöpfend behandelt hatten, aber sie war nicht mehr zu bremsen. »Er war bei den meisten Leuten, mit denen er zusammengearbeitet hat, sehr beliebt. Er musste nur in ein Zimmer spazieren, und er hatte alle Leute auf seiner Seite. Ich weiß, dass es viele Menschen gibt, die so sind, aber normalerweise nutzt sich der Effekt schon bald ab. Doch bei Garrison war es so, dass die Leute nie aufgehört haben, ihn zu mögen.«
    Dann saßen sie für längere Zeit schweigend da.
    Wenn Bella über ihren Ehemann sprach, hatte Svetlana manchmal den Eindruck, dass sie es nur tat, weil sie es für wichtig hielt, ihn an einem bestimmten Punkt zu erwähnen. Bei anderen Gelegenheiten war sich Svetlana nicht so sicher. Es war schon häufiger vorgekommen, dass sie ein Gespräch mit dem Gefühl beendet hatte, dass Bella insgeheim hoffte, sie hätten noch länger über Garrison gesprochen. Aber trotz ihrer dicken Freundschaft hatte sich Svetlana jedes Mal zurückgezogen. Sie hatte nie die Befürchtung abschütteln können, dass es Bella mehr verletzen könnte, als ihr selbst bewusst war, wenn sie das Thema vertieften.
    Doch in diesem Moment spürte sie deutlicher als sonst, dass Bella sie aufforderte, über Garrison zu sprechen, die ungestellten Fragen zu stellen, die seit langem zwischen ihnen im Raum hingen.
    »Wie lange ist es jetzt her?«, wagte sie sich vor, obwohl sie die Antwort selbst wusste. Es war eine ganz einfache Rechenaufgabe.
    »Einundzwanzig Jahre«, sagte Bella mit einem flüchtigen Lächeln. »Ich kann dir die Zahl der Stunden nennen, wenn du möchtest. Ich weiß nicht genau warum, aber in den letzten paar Tagen musste ich oft an ihn denken.«
    »Ich vermute, Janus hat etwas damit zu tun.« Svetlana schnupperte am bernsteingelben Getränk in ihrem Glas und genoss das torfige Aroma.
    »Es scheint so. Garrison wäre ganz versessen darauf gewesen, an dieser Aktion teilzunehmen. Er hätte gemordet, um an Bord des Schiffes zu sein, das zu dieser Mission aufbricht.«
    »Er wäre auch so stolz auf dich gewesen.«
    »Das sage ich mir auch ständig – als hätte ich nicht schon genug eingebildete Erwartungen erfüllt.« Bella sah Svetlana vorsichtig an und schien auf eine Pause in der Musik zu warten, bevor sie fortfuhr. »Das habe ich nie gesagt, okay?«
    Svetlana nickte, ohne etwas zu erwidern. Vor gespannter Erwartung hielt sie beinahe den Atem an.
    »Vor zehn oder zwölf Jahren – vielleicht ist es sogar schon länger her – habe ich eine schlimme Phase durchgemacht.« Bella hielt kurz inne, um sich eine Zigarette anzuzünden. »Garrison war von uns beiden immer der Ehrgeizigere. Er war derjenige mit den großen Ideen, den großen Träumen. Ich habe mich nie an Bord eines Schiffes wie der Rockhopper gesehen, mit einhundertfünfzig Leuten unter mir. Selbst Garrison hätte so etwas ziemlich optimistisch gefunden.«
    »Die Zeiten ändern sich«, murmelte Svetlana. Sie wollte den Fluss der Geschichte nicht unterbrechen.
    »Nicht so sehr, wie man glaubt.« Bella rauchte ohne Eile, bevor sie fortfuhr. »Nach Garrisons Tod habe ich mich weiterbewegt. Hauptsächlich habe ich mich vom Schwung treiben lassen, ohne zurückzuschauen, als ich all die richtigen Karriereentscheidungen traf. Von der Erde in den Erdorbit, vom Erdorbit zum Mond – ich habe es gehasst. Ich spüre immer noch den Staub in meinen Augen.«
    Svetlana lächelte. »Jeder hasst den Staub.«
    »Also machte ich den Sprung zum Mars. Dann von Big Red in den Weltraum. Und dann passierte es: Plötzlich brach ich zusammen und war ausgebrannt. Ich habe einfach nicht mehr funktioniert. Sie haben mich

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