Himmelssturz
gelangt, wären da immer noch die anderen zwei Männer. Sie wissen, was Parry getan hat. Glaubst du wirklich, dass sie alles schweigend über sich ergehen lassen werden?«
»Sie haben immer noch Respekt vor Parry.«
»Wenn sie wirklich so viel Respekt vor ihm gehabt hätten, hätten sie Meredith nicht ermordet.«
»Sie werden ihn nicht verraten.«
»Svetlana, er hat sie bereits verraten, als er zu mir gekommen ist. Was mich betrifft, ist längst alles verloren.«
»Du wärst früher oder später sowieso auf Parry gestoßen.«
Der Sake nahm ihren Gedanken die Schärfe. »Ich möchte eins klarstellen: Ich hatte stets und habe weiterhin allergrößten Respekt vor Parry Boyce. In all den Jahren meines Exils …«
»Jetzt geht das schon wieder los!«, sagte Svetlana und verdrehte die Augen.
»Hör dir an, was ich zu sagen haben. Hier geht es nicht um dich, Svieta. Hier geht es nicht einmal um mich. Hier geht es nur um Parry und die Rettungsleine, mit der er mich vor dem Wahnsinn bewahrt hat. Andere waren freundlich zu mir – Axford, Nick … und natürlich Jim –, aber es war Parry, der zu mir rausgefahren ist. Es war Parry, der mir das Aquarium gebracht hat. Es war Parry, der mir geholfen hat, einen winzigen Rest meiner Selbstachtung zu wahren.«
»Er hat dir vertraut«, sagte Svetlana. »Er kam aus freien Stücken zu dir, damit du die Wahrheit erfährst, weil er davon überzeugt war, dass du klug genug bist, sie nicht gegen ihn zu verwenden.«
»Aus meiner Perspektive sah es sehr nach einem Geständnis aus, als hätte Parry sogar erwartet, dass ich ihn auf der Stelle verhaften lasse.«
»So hat er es nicht gemeint.«
»Ich kann nicht herumraten, was seine verborgenen Absichten gewesen sein könnten. Ich ermittle in einem Mordfall. Ich hatte gehofft, denjenigen zu finden, der diese Dateien gelöscht hat, um ihn zu bestrafen. Ich kann nicht einfach darauf verzichten, nur weil sich herausgestellt hat, dass er ein guter Freund ist oder weil er ehrenwerte Motive hatte.«
»Aber du könntest es, wenn du nur wolltest.«
»In den dreizehn Jahren an der Macht scheinst du sehr wenig gelernt zu haben«, sagte Bella und schloss eine Lade des kleinen Fensters der Freundschaft, das sich zwischen ihnen geöffnet hatte. Sie wandte sich dem Phantom zu. »Wir sind hier fertig.«
Der Roboter gab seine Tarnung auf und erhob sich.
»Bella, bitte!«, flehte Svetlana.
Bella schaute sich nicht mehr zu ihr um. Sie verließ das Restaurant und nahm den nächsten Aufzug zum Himmel.
»Welch nette Überraschung«, sagte McKinley und drückte seine Freude mit einem überschwänglichen Schütteln seiner Strähnen aus. Die anderen beiden Aliens – Kangchenjunga und Dhaulagiri – hielten sich wie gewohnt diskret im Hintergrund. »Ich hatte nicht damit gerechnet, dich so kurz nach Mikes Wiederbelebung schon wieder hier oben zu sehen.«
Jim Chisholm sah sie besorgt an. »Es ist doch alles in Ordnung, oder?«
»Mit Mike gibt es kein Problem«, sagte Bella. »Er lebt sich sehr gut ein, soweit ich das beurteilen kann.«
»Die Party war eine ausgezeichnete Idee.« Chisholm hielt die Arme unter den weiten Ärmeln seines Gewands verschränkt. Sein Haar war etwas länger und weißer, als Bella sich von ihrem letzten Besuch erinnerte, sein Bart etwas voller und an den Mundwinkeln mit Weiß durchsetzt. Trotzdem schien es, dass die Zeit in der Botschaft langsamer verstrich als in Crabtree. »Es tut mir leid, dass ich nicht dabei war, aber ich wollte nicht, dass die Leute glauben, ich würde ihm die Show stehlen wollen.«
»Kein Problem. Ich hätte dich gerne gesehen, denn es gibt eine Menge, worüber wir reden müssen. Aber ich sehe ein, dass du gute Gründe hattest.«
»Auf jeden Fall bin ich überzeugt, dass Mike zurechtkommen wird. Und wie ich hörte, war die Party auch in anderer Hinsicht ein voller Erfolg.«
»Falls du Svetlana und mich meinst …«
Er nickte wissend. »Es war eine sehr ermutigende Neuigkeit. Wollen wir hoffen, dass etwas Gutes dabei herauskommt.«
»Ja, das wollen wir«, sagte Bella schroff. Sie wusste, dass es schon wieder vorbei war. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis man auch in der Botschaft davon erfuhr. Eine kurze, trügerische Tauperiode zwischen zwei endlos langen Wintern.
»Möchtest du vielleicht über den Termin für eine weitere Verjüngung sprechen?«, fragte McKinley.
»Frag mich wieder in zehn Jahren.«
Der Alien verknüpfte halbherzig seine optischen Strähnen zu einem Gewebe, das wie
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