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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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warf der Perückenkopf ein.
    »Ja. Ein einziges außerirdisches Artefakt in einem einzigen Sternensystem, in einer ganz bestimmten Richtung, zweihundertsechzig Lichtjahre entfernt. Zufällig wurde sie von Wesen erbaut, die wir immer noch nicht zu Gesicht bekommen haben. Wo sind sie, McKinley? Wo sind die Spicaner?«
    Jim Chisholm klatschte in die Hände. »Okay, vielleicht sollten wir die Diskussion hier abschließen.«
    »Ich bin noch nicht fertig«, sagte Bella.
    »Doch, das bist du«, erwiderte Chisholm mit plötzlicher Entschiedenheit, die untypisch für ihn war. »Du hast gesagt, was du sagen wolltest. Du hast nachvollziehbare Bedenken vorgebracht. McKinley wiederum hat klargestellt, dass er nicht ohne weiteres alles offenbaren kann, was du gerne wüsstest. Das musst du respektieren, genauso wie er deinen Standpunkt respektiert. Antwortet ein Erwachsener auf jede Frage, die er von einem Kind gestellt bekommt? Natürlich nicht. Damit könnte großer Schaden angerichtet werden.«
    »Vielleicht hätte ich mit dir anfangen sollen«, sagte sie verbittert, »da du die Dinge offenkundig aus einer erhöhten Perspektive betrachtest.«
    »Von mir hättest du nicht mehr erfahren als von McKinley.«
    »Der Unterschied ist nur, dass ich einem Menschen ansehen kann, ob er lügt. Selbst dir, Jim.«
    Er blickte sie mit einem beinahe mitleidsvollen Ausdruck an. »Wenn ich dich anlügen würde, Bella, glaubst du wirklich, dass ich es nicht ausschließlich zu deinem Besten tun würde?«
    »Ich habe das Recht, die Wahrheit zu erfahren.«
    »Genauso wie die Bürger von Crabtree und Groß-Janus«, konterte er. »Hast du Gabriela Ramos erzählt, was mit Buenos Aires passiert ist? Hast du Mike Pasqualucci erzählt, dass sich sein Sohn in ein Monster verwandelt hat?«
    »Das ist nicht dasselbe«, sagte Bella verletzt. »Du kannst nicht behaupten, dass es vergleichbar wäre!«
    »Es ist ein und dasselbe«, sagte Jim Chisholm. Er wandte sich halb von ihr ab, wie ein Lehrer, der sich von einem vielversprechenden Schüler enttäuscht fühlt. »Ruf mich an, wenn du dich etwas beruhigt hast, Bella. Dann kommen wir vielleicht weiter.«

 
Einunddreißig
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    Bella stürmte in den Bunker. Ungeduldig ließ sie sich durch die zahlreichen Sicherheitsstaffeln schleusen. Martin Hinks hatte Dienst und überwachte die Untersuchungen. Der Würfel drehte sich in einer dichten Staffel aus Analyseinstrumenten. Hinks, der im zehnten Jahr nach dem Kontakt mit den Perückenköpfen geboren worden war, schreckte aus dem Schlaf hoch, als Bella eintrat, und gab sich alle Mühe, so zu tun, als wäre er hellwach.
    »Schlaf weiter, Martin«, sagte Bella beruhigend. »Es ist alles in Ordnung.«
    »Bella …«, begann er.
    Aber Bella hatte bereits die rote Linie auf dem Boden überschritten. Ein Alarmsignal ertönte und warnte davor, dass die laufenden Messergebnisse beeinträchtigt werden könnten. Bella schob die robotischen Scanner beiseite und warf einen um, der nur auf einem dünnen Stativ stand. Die empfindliche Ausrüstung krachte zu Boden. Hinks äußerte seinen Protest etwas energischer. Doch Bella beachtete ihn gar nicht.
    Sie streckte den Arm aus und legte die bloße Hand auf eine glatte schwarze Seite des Würfels. Hätte man sie gefragt, hätte sie nicht genau erklären können, warum sie es tat. Sie wusste nur, dass der Drang, das Objekt zu berühren, überwältigend stark geworden war, als wäre ihr gesamtes Leben nur ein Vektor, der auf diesen einen Augenblick zielte. Als wäre sie nur geboren worden, um den Würfel zu berühren, und der Würfel nur dazu da, um sich von ihr berühren zu lassen.
    Die sich bewegende Oberfläche war kalt wie Eis. Sonst war nichts zu spüren. Ihre Finger kribbelten, aber das war auch schon alles.
    Bella zog sich verwirrt zurück. Nichts war geschehen.
    Sie spannte die Finger. Sie wurden wieder mit jedem Jahr steifer, als würde sie einen unsichtbaren Handschuh tragen, der stellenweise hart wurde.
    Immer noch tönte der Alarm. Sie blickte sich zu Martin Hinks um und erwartete seinen Zorn, weil sie das Experiment gestört hatte. Doch seine Miene zeigte nur Verlegenheit.
    »Es tut mir leid«, sagte Bella. »Ich hätte nicht … ich wollte nur wissen, wie es sich anfühlt.«
    »Kein Problem, Bella.«
    »Es tut mir leid«, wiederholte sie.
    Hinks verließ seinen Schreibtisch und ging zu dem umgestürzten Gerät. Behutsam stellte er es wieder auf. Das weiße Gehäuse hatte eine Beule, wo es aufgeschlagen war, und

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