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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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der Würfel selbst regeneriert. Allerdings bezweifle ich, dass dazu wirklich die gesamten zweihundert Tonnen notwendig sind.«
    »Das wäre maßlos übertrieben.«
    »Wozu ist also der Rest gut?«
    Chromis zögerte, bevor sie antwortete. »Zu vielen Dingen.«
    »Tatsächlich? Was du nicht sagst!«
    »Es gibt nicht viel, wozu er nicht imstande ist, um die Wahrheit zu sagen.«
    »Das habe ich mir fast gedacht. Warum widerstrebt es dir so sehr, darüber zu reden, Chromis?«
    »Wenn du an meiner Stelle wärst, würde es dir genauso gehen.«
    »Wenn du gewollt hast, dass ich den Würfel finde, warum ist es dann so problematisch, mir zu erzählen, was er eigentlich macht?«
    »Hmm. Das Problem ist …« Chromis setzte eine verzweifelte Miene auf. »Das Problem ist, dass wir die Würfel mit den besten Absichten auf den Weg geschickt haben. Aber im Grunde waren wir gar nicht so fest davon überzeugt, dass es tatsächlich zum Kontakt kommen würde.«
    »Das hast du schon einmal gesagt.«
    »Aber falls der unwahrscheinliche Zufall doch eintreten sollte, gingen wir davon aus, dass es voraussichtlich nach einer sehr langen Zeitspanne geschehen würde.«
    »Es ist wirklich viel Zeit vergangen«, erwiderte Bella ungeduldig.
    »Aber nur nach deinem subjektiven Empfinden, Bella. Wie viele Jahre ist es her, seit ihr auf Janus gestoßen seid? Ein paar Jahrzehnte, mehr nicht. Das ist nichts im Vergleich zu den achtzehntausend Jahren, die zwischen deiner und meiner Zeit liegen.«
    »Uns kommt es trotzdem wie eine lange Zeit vor.«
    Aus ihren Gesprächen hatte Bella ein klareres Bild von Chromis’ Welt und ihrer Geschichte gewonnen, und sie wusste, wie alles mit ihrer zusammenhing. Etwa um 2136 waren verschiedene Entwicklungslinien kollidiert. Die zuvor dienstbaren Schwellen-Intelligenzen hatten plötzlich den Sprung zur echten Intelligenz vollzogen. Die brillanten Maschinen der Transgressiven Intelligenzen waren viel zu clever und eigenständig, um noch Befehlen zu gehorchen.
    Schlagartig war die Menschheit im Besitz von Werkzeugen gewesen, die mächtig genug waren, um gesamte Welten umzugestalten, aber genauso waren sie in der Lage, sie zu Staub zu zertrümmern. Es gab keine Kriege im eigentlichen Sinne mehr, aber es gab schreckliche Unfälle, bedauernswerte Missverständnisse und maßlos übertriebene Vergeltungsaktionen. Am Rand des Systems hatten die Mächte, die nicht an diesen Wandlungen teilhatten, das Geschehen mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Entsetzen beobachtet. Die Thai-Expansion war weniger der Versuch gewesen, der Menschheit den Weg zu den Sternen zu eröffnen, sondern eher das verzweifelte Bemühen, vor diesem Sturm der Veränderungen zu fliehen.
    Die Menschen in Chromis’ Epoche blickten mit dem Gefühl kollektiver Beunruhigung auf diese Zeit zurück, mit einer Art fassungslosem Erschaudern, dass sie diese Phase überlebt hatten.
    Beinahe wäre alles zu Ende gewesen.
    »Ich glaube gerne, dass es euch wie eine lange Zeit vorkommt, aber eigentlich ist es das gar nicht. Ihr habt es geschafft, hier zu überleben, aber mir ist noch nicht klar, ob ihr für die Geschenke des Würfels wirklich bereit seid. Vielleicht in ein- oder zweihundert Jahren …«
    »Sag so etwas nicht!«, rief Bella. »Du hast damit angefangen, als du mir erschienen bist, Chromis!«
    »Das stimmt«, sagte sie reuevoll, »und es könnte sein, dass es ein Fehler war. Nicht weil ich dich nicht mag oder dich nicht bewundern würde – ich bin kaum zu einer anderen Empfindung in der Lage –, sondern weil mir allmählich klar wird, wie schädlich es für euch sein könnte, wenn ihr den Würfel schon jetzt öffnen würdet.«
    »Also möchtest du die Öffnung hinauszögern.«
    »Nicht ganz. Ich bin deine Dienerin, und ich würde einen direkten Befehl nicht verweigern. Aber ich würde mir alle Mühe geben, es dir auszureden.«
    »Weil die Technik, die der Würfel enthält, so gefährlich ist?«
    »Wenn sie in die falschen Hände gerät, ja.«
    Bella dachte darüber nach, während sie weiterging. »Was wäre, wenn du zum Urteil gekommen wärst, dass wir ohnehin in Gefahr schweben? Würde das etwas ändern?«
    »Wie ich bereits sagte, einen direkten Befehl würde ich nicht verweigern.«
    »Aber würdest du eingreifen, um mir in jedem Fall zu helfen, auch wenn ich es dir nicht befehlen würde? Ist dein Drang, mich zu beschützen, so stark ausgeprägt?«
    »Ich würde fast alles tun, um dich zu beschützen«, sagte Chromis.
    »Dann halte ich es für

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