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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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gesperrt, von wo aus er einen wunderbaren Blick über Crabtree hatte. Das Zimmer war sauber und komfortabel, aber es hatte trotzdem den Geruch einer Zelle zur Verwahrung von Gefangenen oder psychiatrischen Problemfällen. Die weichen Oberflächen der Wände hatten das gründlich tote Aussehen, das Bella verriet, dass sie nicht mit unterschwelligen Datenmustern flimmerten. Es gab ein Bett und einen kleinen Tisch, auf dem ein Tablett mit einer halb verzehrten Mahlzeit stand. Parry saß auf dem Bett und schien völlig unbeeindruckt von dem zu sein, was möglicherweise mit ihm geschah.
    »Hallo«, sagte er und stand auf, um sie zu begrüßen.
    Sie gab ihm mit einer Geste zu verstehen, dass er sitzen bleiben sollte. »Geht es dir gut?«
    »Man behandelt mich sehr zuvorkommend.«
    Daran hatte Bella keine Zweifel. Parry hatte überall Freunde und so gut wie keine Feinde. »Ich habe Neuigkeiten für dich«, sagte sie. »Die erste Anhörung ist für morgen angesetzt. Deine Anwesenheit ist erforderlich, aber davon abgesehen musst du nicht viel tun oder sagen.«
    »Hmm.« Er kratzte sich unter der Mütze. »Außer ein Schuldeingeständnis ablegen.«
    »Ja«, sagte Bella. »Natürlich nur, wenn du es immer noch tun möchtest. Niemand kann dich daran hindern, jetzt auf unschuldig zu plädieren.«
    »Nur dass ich nie behauptet habe, es nicht getan zu habe. Ich wäre mehr an den mildernden Umständen interessiert.«
    »Wie ich bereits sagte, bin ich überzeugt, dass sie zum Tragen kommen dürften.«
    »Aber es gibt keine Garantie.«
    Bella erinnerte sich an etwas, das sie ihn schon seit längerem fragen wollte. »Parry, du bist ein intelligenter Mann. Du hast viele Bekannte, viele Freunde mit nützlichen Fähigkeiten. Als du wusstest, dass ich Ermittlungen wegen der manipulierten Logbücher angestellt habe, ist es dir niemals in den Sinn gekommen, deine Spuren zu verwischen? Ich traue dir ohne weiteres zu, die Vertuschung zu vertuschen, vor allem jetzt, nach so vielen Jahren. Ich bezweifle, dass es dir große Schwierigkeiten bereitet hätte.«
    »Wahrscheinlich hast du Recht«, sagte er, »und vielleicht ist mir diese Idee tatsächlich gekommen – für etwa fünf Minuten.«
    »Warum hast du es also nicht getan?«
    »Aus verschiedenen Gründen, Bella. Erstens hätte ich dazu noch mehr Leute in diese Sache hineinziehen müssen, und das wollte ich nicht. Es ist mein Problem, für das sonst niemand etwas kann. Zweitens habe ich die ganze Zeit gewusst, dass die Sache irgendwann auf mich zurückfallen würde. Ich habe mir versprochen, dass ich in diesem Fall dafür geradestehen und meine gerechte Strafe erdulden würde.«
    »Das habe ich mir gedacht«, sagte sie. »Und ich bin froh, dass ich es richtig gesehen habe. Ich möchte dir sagen, dass ich nie an deinen guten Absichten gezweifelt habe, keine Sekunde lang, ganz gleich, was noch geschieht, ganz gleich, wie das Gericht entscheidet. Ich werde immer an dich glauben.«
    »Danke«, sagte Parry.
     
    Während eines Besuchs bat Bella um eine Demonstration von Chromis’ körperlichen Fähigkeiten.
    Chromis lächelte geduldig. »Ich besitze keine körperlichen Fähigkeiten, Bella. Ich bin nur ein Geist in deinem Kopf. Ich könnte kein Staubkorn bewegen. Ich könnte nicht einmal dich dazu bringen, ein Staubkorn zu bewegen.«
    »Du weißt genau, dass ich den Würfel meine.«
    »Ach so«, sagte Chromis, als hätte sie als Allerletztes an den Würfel gedacht. »Das meinst du.«
    Bella ging weiter durch den Eistunnel unter Crabtree. Sie war auf dem Weg zum Kindergarten, wo sie vor einer Gruppe von Fünfjährigen sprechen wollte. »Du hast mir gesagt, dass der Würfel mehr als nur eine Botschaft ist. Du hast gesagt, er könnte für mich nützlich sein.«
    »Er könnte sich auch als tödlich erweisen. Nachdem ich nun ein wenig mehr über die Verhältnisse auf Janus weiß, bin ich geneigt, Vorsicht walten zu lassen.«
    »Ich werde dir sagen, was wir zu wissen glauben«, erwiderte Bella. »Der Würfel besteht aus zweihundert Tonnen Replikationsmaterial, das auf acht Kubikmeter zusammengepresst wurde. Es ist keine Nanotechnik, da wir so etwas analysieren können, sondern etwas, das noch mindestens eine Stufe über herkömmlicher Nanotechnik steht.«
    »Sprich weiter«, sagte Chromis, als wäre dies alles nur eine kurzweilige Unterhaltung an einem verregneten Nachmittag.
    »Ein Teil dieses Zeugs muss diese Funktion irgendwie aufrechterhalten, und vermutlich sorgt ein anderer Teil dafür, dass sich

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