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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Einschätzung war zutreffend – das Schiff der Moschushunde hatte keine Ähnlichkeit mit allem, was sie bisher gesehen hatte. Es sah nicht wie spicanische Maschinerie oder die Technik der Perückenköpfe aus oder wie etwas, das der längst vergangene Kongress des Lindblad-Rings hervorgebracht hatte.
    Es sah eher wie etwas aus, das von einer sehr großen Katze ausgewürgt worden war.
    Das Schiff war länglich, aber schief, als wäre es irgendwann zerbrochen und danach schlecht wieder zusammengewachsen. An einem Ende weitete es sich zu einer porösen Kugel, wie der obere Teil eines Schenkelknochens im letzten Stadium der Osteoporose. Am anderen Ende gab es einen kleineren Klumpen, der entfernt an einen Huf erinnerte. Auf der ganzen Länge war das gebrochene Ding in unregelmäßigen Abständen mit Geschwulsten und warzenähnlichen Verkalkungen übersät. Sehnenartige Stränge hüllten das Schiff wie die Reste von Adern oder Nerven in ein Netzgewebe ein, das stellenweise skierotisch ausgebeult war. Irregulär geformte Gebilde hingen an hauchdünnen Fäden am Hauptkörper. Kleinere Klumpen begleiteten es in geringerem Abstand, ohne dass physische Verbindungen zum Rumpf zu erkennen waren. Das gesamte Objekt wirkte irgendwie obszön, wie etwas halb Verdautes, das unmöglich von vernunftbegabten Wesen konstruiert worden sein konnte. Knorpel, dachte Bella. Das war es. Ein Knorpelschiff.
    Außerdem war es groß, drei Kilometer von einem Ende bis zum anderen und mehrere hundert Meter breit. Und es bewegte sich schnell. Die einhundertfünfzig Lichtsekunden zwischen dem Tor und Janus schrumpften zusehends. Nach den Berechnungen der FI würde es sie in zehn Stunden erreicht haben.
    Sie rief Jim Chisholm an.
    »Falls du Zweifel gehabt haben solltest«, sagte er, »ja, das sind sie.«
    »Was soll ich jetzt machen?«
    »Genau das, was McKinley jedes Mal empfohlen hat, wenn er dich vor den Moschushunden gewarnt hat: nichts tun, sie ignorieren, ganz gleich, was sie sagen. Hör dir nicht einmal ihre Sendungen an, und antwortete auf gar keinen Fall. Es könnte eine Weile dauern, aber irgendwann werden sie es aufgeben.«
    Hinter dem Knorpelschiff stand das Tor immer noch ein Stück offen. Die Lücke war gerade groß genug, um es hindurchzulassen. Die Sensoren hatten nichts anderes bemerkt, das gleichzeitig durch die Öffnung gekommen war, aber nachdem Bella jetzt wusste, dass es so flüchtige Entitäten wie die Flüsterer gab, war das nur ein dürftiger Trost.
    »Es sind nur die Moschushunde«, sagte Chisholm, der offenbar ahnte, was ihr durch den Kopf ging. Sie hoffte, dass sie ihm glauben konnte.
    Bella drückte die Zigarette aus. Sie wusste, dass es am klügsten wäre, sich noch ein paar Stunden Schlaf zu gönnen, aber in ihrem Kopf herrschte bereits zu große Unruhe. Sie hatte den Verdacht, dass in den nächsten vierundzwanzig Stunden niemand allzu viel Schlaf bekommen würde.
    Sie beorderte Liz Shen in ihr Büro, wo sie gemeinsam die zunehmend besser werdenden Bilder betrachteten.
    »Es ist nicht gerade hübsch«, sagte Bella, »aber mir wurde versichert, dass sie uns keine Schwierigkeiten machen werden. Vorausgesetzt, wir ignorieren sie vollständig.«
    »Und wenn wir es nicht tun?«
    »Dann könnte es zu Problemen kommen. In der Zwischenzeit hoffe ich, dass es nicht so weit kommt.« Sie tippte mit einem Finger gegen ihren Flextop. »Ich habe eine Ansprache aufgezeichnet, mit der ich die Menschen beruhige. Ich sage ihnen, dass wir alles unter Kontrolle haben und dass Sie sich keine Sorgen wegen der Moschushunde zu machen brauchen.«
    »Moschushunde«, sagte Shen mit einem widerwilligen Erschaudern. »Nennen sie sich selber so?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Warum Moschus? Was bedeutet das?«
    »Ich hoffe, wir werden es niemals herausfinden müssen.« Bella schob den Flextop über den Tisch zu Shen. »Du darfst dir gerne meine Rede anhören und Änderungen vorschlagen, aber beeil dich. Ich möchte, dass sie auf allen Kanälen des Schiffsnetzes wiederholt wird, bevor sich Crabtree der Tatsache bewusst wird, dass dieses Ding zu uns unterwegs ist. In vier Stunden werde ich mich live zum Thema äußern.«
    Shen betrachtete das Knorpelschiff mit der angewiderten Miene eines Vegetariers, dem man eine halb abgenagte Hähnchenkeule anbietet. »Es sieht ziemlich abscheulich aus. Fast schon zu abscheulich. Glaubst du, dass sie selber wirklich so schlimm sind?«
    »Schau es dir einfach nur an, Liz. Kommt es dir wie das Produkt einer Intelligenz

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