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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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haben die Perückenköpfe versucht, ihre Stellung zu bewahren, indem sie Falschinformationen über andere Zivilisationen ausstreuten, mit denen Sie keinen Kontakt aufnehmen sollten, da es ihren Interessen widersprechen würde. Damit haben wir gerechnet. Wir kennen ihre Methoden und sind bestens damit vertraut.«
    Bella war klar, dass sie das Schiffsnetz abschalten konnte, obwohl so etwas noch nie vorgekommen war. Seit dem Flextop-Sterben war das Schiffsnetz ununterbrochen in Betrieb gewesen, aber es lag innerhalb ihrer Befugnisse, die Abschaltung anzuordnen. Doch damit würde sich nicht verhindern lassen, dass sich das Gift der Moschushunde weiter verbreitete, sei es durch Mundpropaganda oder die zahllosen unkontrollierbaren Netzwerke.
    Sie konnte eine Gegendarstellung bringen, aber darin würde sie nur wiederholen, was sie schon zuvor gesagt hatte, dass man den Moschushunden nicht vertrauen konnte, dass sie wieder verschwinden würden, wenn man sie ignorierte, dass die Verbreitung von Zweifel und Misstrauen genau ihrer Vorgehensweise entsprach. Es war unwahrscheinlich, dass Bella noch etwas bewirken konnte, nachdem das Gift in die gesellschaftlichen Blutbahnen gelangt war.
    Sie wollte es trotzdem tun.
    Die Nachrichtensprecherin kam zum Ende der Sendung. »Wir wissen, dass die Perückenköpfe Ihnen geraten haben, jeglichen Kontakt zu uns zu vermeiden. Auch das war zu erwarten. Sie können ihr parasitäres Verhältnis zu Ihnen nur aufrechterhalten, indem sie ihre Konkurrenten behindern. Hören Sie sich bitte trotzdem an, was wir Ihnen anzubieten haben. Was die Perückenköpfe Ihnen als Gegenleistung zum freien Zugang zu Janus gegeben haben, hätten wir ihnen kostenlos gegeben, als Zeichen unserer guten Absichten. In fünfunddreißig Jahren haben sie Ihnen nur ein paar Bröckchen des Wissens zukommen lassen, das die Menschen bereits zuvor erworben hatten. Wir hätten Ihnen niemals etwas verkauft, was Ihnen bereits gehört hat. Wir hätten es Ihnen freiwillig gegeben, aus Freundlichkeit. Dann hätten wir Sie eingeladen, mit uns in Handelsbeziehungen zu treten, damit Sie Dinge von wahrem Wert erwerben können.« Die Sprecherpuppe hielt inne, raffte ihre Papiere zusammen und klopfte sie zu einem ordentlichen Stapel zusammen. »Aber es ist noch nicht zu spät, alles zu ändern. Die Perückenköpfe haben wahrscheinlich zu Ihnen gesagt, dass wir uns Ihnen nicht aufdrängen würden. Das ist wahr – absolut wahr. Und wenn Sie es wünschen, werden wir uns wieder zurückziehen. Ansonsten müssen Sie nicht mehr tun, als mit uns in Kontakt zu treten. Ein Wort genügt. Dann können wir geschäftliche Beziehungen aufnehmen.« Die Sprecherin lächelte. »Wir freuen uns darauf, von Ihnen zu hören. Wir sind überzeugt, dass wir zu Vereinbarungen gelangen werden, die für beide Seiten von großem Nutzen sind.«

 
Vierunddreißig
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    Bella nahm die Magnetbahn nach Neustadt. Inzwischen gab es viele Neustädte auf Janus, aber dies war die erste und mit Abstand die größte. Hier lebten einhundertzwanzig Menschen, eine Zahl, die nur ein wenig kleiner war als die ursprüngliche Besatzung der Rockhopper. Es war eine Ansammlung von unterschiedlich großen Kuppeln und Mikro-Arboreten, die an den Verteilerkasten angeklebt waren, wie ein Haufen Rankenfüßer am glatten Metallrumpf eines Seeschiffes. In den vergangenen Jahren hatten die Perückenköpfe den Menschen gezeigt, wie sie das Gravitationsfeld unter Crabtree, Underhole und den anderen Siedlungen auf der Eiskappe verstärken konnten, aber zu diesem Zeitpunkt hatten sich die Neustädte bereits etabliert.
    Die Magnetbahn wechselte die Richtung vertikal um neunzig Grad und kam an einer riesigen Farm aus Perpetuum-Mühlen vorbei, die sich langsam und würdevoll drehten, ähnlich wie die großen grauen Windturbinen, an die sich Bella aus ihrer Kindheit erinnerte. Die Ränder der Flügel waren leicht in ein Gebiet mit höherer Feldstärke geneigt, wodurch Kraft auf die Masse ausgeübt wurde, die sich in elektrischen Strom verwandeln ließ.
    Der Zug fuhr langsamer werdend in eine gläserne Bahnhofshalle ein. Bella stieg aus, gefolgt von Liz Shen und dem getarnten Schatten des Phantoms. Links von ihnen bestand Janus aus einer Wand, die sich in schwindelerregende Höhe erhob, bis das Gekrakel aus klaren Details – Symbolen und gewundenen Lavastraßen – in perspektivischer Flucht verwischt wurde. Diese Seite des Verteilerkastens kam einem wie ein flacher Sims an dieser Wand vor.

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