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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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dichtem schwarzem Regen treten, und blieb dann stehen. Es war humanoid und nur ein wenig größer als ein Mensch. Die glänzenden, scharfkantigen Flächen seines pechschwarzen Panzers erinnerten an eine eng anliegende Kampfrüstung. Es hatte keinen Kopf, sondern nur etwas, das wie eine bösartig wirkende Axt aussah. Es war zu flach, um einen menschlichen Schädel enthalten zu können. Statt Händen besaß es gezähnte Degen, die tödlich dünn waren.
    Bella wagte es kaum, etwas zu sagen. »Was ist das?«
    »Eine Institution der staatlichen Gewalt«, sagte Chromis. »Wir bezeichnen sie als Vögte. Sie vollstrecken politische Entscheidungen des Kongresses, wenn sie der Vollstreckung bedürfen. Was zum Glück nicht sehr oft geschieht.«
    »Es ist eine Maschine.«
    Chromis nickte. »Kaum mehr als eine hohle Schale aus Femtotechnik. Die gesamte Intelligenz steckt in ein paar Millimetern Haut.«
    »Wozu ist es fähig?«
    »Zu allem. Ein Vogt kann die Form jedes Vollstreckungswerkzeugs annehmen, zu jedem gesetzlich erlaubten Zweck.«
    »Was könnte er gegen Neustadt unternehmen, wenn ich ihn hinschicken würde?« Bella hatte Chromis bereits über die kritische Lage informiert.
    »Nach einiger Zeit«, antwortete Chromis, »würde es Neustadt nicht mehr geben. Aber ein Vogt hat nur begrenzte Kapazitäten. Er kann sich nicht vervielfältigen. Es ist ihm verboten, Materie aus der Umgebung zu verwerten, außer zur Selbstreparatur. Aber der Würfel kann viele Vögte herstellen. Die Einheit hat eine Masse von nur fünfzig Kilogramm. Der Würfel könnte ein Regiment aus eintausend Vögten produzieren, ohne dass seine Masse um mehr als ein Viertel abnimmt. Damit wären sie bereits zahlreicher als die gesamte menschliche Bevölkerung auf Janus. Wenn das noch nicht genügt, könnte ich den Notfall erklären und dem Würfel befehlen, seine gesamte Masse in Vögte umzuwandeln. Dann wären es viertausend.«
    Bella sah den Würfel an. »Was würde mit dir geschehen, Chromis?«
    »Meine Existenz würde von den Vögten aufrechterhalten werden, bis sie in den Würfel zurückkehren. Ich würde keinen Unterschied bemerken, vorausgesetzt, es kommen nicht allzu viele Vögte zu Schaden.«
    »Wie könnte einer von ihnen jemals zu Schaden kommen?«
    »Wahrscheinlich wird es nicht geschehen, jedenfalls nicht hier. Vorausgesetzt, wir agieren schnell, bevor Svetlana von den Moschushunden Waffen erhält, die den Vögten Schwierigkeiten machen könnten.« Chromis hielt kurz inne. »Aber du brauchst dir keine Sorgen um mich zu machen. Ich bin widerstandsfähiger, als du dir vorstellen kannst. Andernfalls hätte ich nicht diese lange Zeit überdauert.«
    »Ich bin froh, dass du mich gefunden hast, Chromis, ganz gleich, wie lange es gedauert hat.«
    »Darüber bin ich ebenfalls froh«, sagte die Politikerin. »Ich wünschte mir nur, es gäbe eine Möglichkeit, eine Botschaft zu den widerspenstigen Narren zurückzuschicken, die das Jubiläumsprojekt beinahe blockiert hätten. Es wären nicht genügend Mittel vorhanden, sagten sie. Eine sinnlose Geste, die von vornherein zur Erfolglosigkeit verurteilt war. Man müsste die Gürtel enger schnallen. Vielleicht in weiteren zehntausend Jahren. Stattdessen sollte man lieber ein Denkmal oder eine öffentliche Institution errichten. Oder einen hübschen Springbrunnen bauen.« Chromis gab ihrer Verachtung mit einem Schnaufen Ausdruck. »Als hätte mich das jemals von meinem Ziel abgebracht!«
    »Es war richtig von dir, Druck zu machen.«
    »Nicht wahr?«
    Axford hustete wie ein kleiner Junge. »Wirst du mir sagen, was das für ein Ding ist, Bella, oder muss ich zwanzigmal raten?«
    »Es ist ein Werkzeug«, sagte Bella. »Ein Roboter. Chromis sagt, dass sich Neustadt damit befrieden und wieder unter unsere Kontrolle bringen lässt. Es besteht eine gute Chance, den Schlüssel durch Gewalt in unseren Besitz zu bringen, wenn Svetlana die Datei bereits in den Schmiedekessel geladen hat.«
    »Nur dieser eine Roboter?«
    »Chromis kann jederzeit mehr herstellen.«
    »Wie viele?«
    »Sehr viele.«
    »Gut. Dann sollten wir ihn losschicken, bevor die Situation noch schlimmer wird. Wir wissen, dass sie einen Schmiedekessel hat, und wir können uns ziemlich sicher sein, dass sie darin etwas Unangenehmes zusammenbraut.«
    Bella sah wieder Chromis an. »Wie lange würde es dauern, bis dieses Ding in Neustadt eingetroffen ist? Sie dürfte in weniger als einer Stunde mit der Magnetbahn hier sein.«
    Bella spürte einen Luftzug an

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