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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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der Wange. Der Vogt war zur anderen Seite des Raumes gesprungen, ohne dass erkennbar war, ob er den Zwischenraum durchquert hatte.
    »Vögte benötigen normalerweise das Überraschungselement, um für eine wirksame Befriedung zu sorgen«, erklärte Chromis. »Er wechselt seine Form, um sich von einem Punkt zum anderen zu bewegen, wie Wasser, das man von einem Glas in ein anderes gießt. Im Vakuum ist er sogar noch schneller. Er könnte in fünf Minuten in Neustadt sein, wenn du es wünschst.«
    Als Bella entsetzt daran dachte, was sie zu tun im Begriff stand, wurde ihr übel. »Wie würde er … vorgehen?«
    »Er kann betäuben oder kampfunfähig machen«, sagte Chromis. »Wenn er auf keinen nennenswerten Widerstand trifft, muss es keine Todesopfer geben.«
    »Aber er wird auf Widerstand treffen. Sie erwarten bereits eine polizeiliche Aktion. Sie werden keine Waffen besitzen – noch nicht –, aber Bohrer, Schneidwerkzeuge, Bergbauschutzanzüge …«
    »Dann könnte es zu Todesopfern kommen. Vögte wissen, dass sie im Fall von Widerstand lieber eine geringe Anzahl von Toten in Kauf nehmen sollten, bevor es viel mehr Tote und Verletzte durch verirrte Schüsse gibt. Aber sie würden niemals unnütz töten.«
    Bella wandte sich an Axford. »Er kann Neustadt einnehmen, aber es wird mit ziemlicher Sicherheit Tote geben.«
    »Es wird viele Tote geben, wenn Svetlana gegen Crabtree aktiv wird«, sagte Axford. »Selbst wenn du ihr gibst, was sie will, selbst wenn du ihr im Austausch gegen den Schlüssel das Verwaltungshabitat überlässt, wird es immer noch Menschen geben, die es nicht einfach so hinnehmen werden. Sie sind dir gegenüber loyal, Bella. Sie werden sich nicht kampflos ergeben, auch wenn Svetlana vielleicht etwas anderes glaubt.«
    »Ich würde lieber kapitulieren, als zu erleben, wie weiteres Blut vergossen wird.«
    Chromis unterbrach sie behutsam. »Deine Hauptsorge ist nicht die politische Kontrolle über Crabtree, Bella, sondern der Zugang zur Schlüsseldatei. Dann musst du alle anderen Baupläne der Moschushunde vernichten, bevor sie Schaden anrichten können.«
    »Ich weiß. Es ist nur so …« Wütend und traurig zugleich schüttelte sie den Kopf. »Wie konnten sich die Dinge nur so schnell verschlechtern? Es scheint erst gestern gewesen zu sein, als Svetlana und ich gemeinsam im Arboretum saßen und die Vergangenheit zu den Akten gelegt haben. Jetzt frage ich mich, wie viele von ihren Leuten ich zu töten bereit bin!«
    »Du hast die Probleme nicht zu verantworten«, sagte Chromis. »Sie ist zu den Moschushunden gegangen, nicht du.«
    »Du kannst mir nicht sagen, was ich tun soll, nicht wahr? Trotz deiner großen Weisheit, trotz der vielen tausend Jahre, die du mir voraus bist, kannst und willst du es nicht tun.«
    »Es tut mir leid«, sagte Chromis. »Ich hoffe, ich war dir eine gute Freundin, wenn auch nur für eine kurze Zeitspanne. Aber ich kann dich nicht bevormunden. Du bist der Captain, Bella Lind. Es ist deine Entscheidung.«
     
    Bella kehrte in ihr Büro zurück, um für ein paar Minuten in Ruhe bei ihren Fischen zu sein, bevor sie sich mit Svetlana auseinandersetzen musste. Im Büro, hinter der verschlossenen Tür, konnte sie so tun, als gäbe es gar keine Krise, und für einen Moment gönnte sie sich diesen Trost.
    Dann klopfte Nick Thale an die Tür und trat ein, ohne auf ihre Erlaubnis zu warten.
    »Ich hoffe, es dauert nicht allzu lange.« Sie wusste, dass der Zug bereits von Neustadt losgefahren war, und sie wusste, dass Thale ihr die Unhöflichkeit verzeihen würde.
    Wortlos reichte er ihr einen Flextop. Bella las, was auf dem Bildschirm stand, dann blickte sie in sein Gesicht eines alten Mannes.
    »Ich verstehe nicht. Warum zeigst du mir Lavastraßen?«
    »Ich zeige dir Verkehrsmuster«, sagte Thale mit einem leichten Unterton des Tadels. »Siehst du, wie sich die Aktivität in den letzten drei Stunden verstärkt hat? Auf den Straßen ist mehr los als während der Zeit, als der Himmel errichtet wurde.«
    Bella wollte gerade etwas sagen, als Thale mit einem Finger auf den Bildschirm tippte und eine neue Darstellung aufrief. »Hier sind seismische Daten«, sagte er. »Und hier ist ein Diagramm mit den Schwankungen in den Schwerkraftfeldern an den Hauptkreuzungen. Jeder Parameter, den wir messen können, schießt um das Fünf- bis Sechsfache über die normalen Werte hinaus.« Nach einer kurzen Pause fügte er ernst hinzu: »Wenn Janus ein Gehirn wäre, das wir mit einem Tomografen

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