Himmelssturz
ihn kurz zuvor ausgeliefert. Er stand im Hintergrund der Gruppe und wurde von einem Roboter bewacht, der wie ein Garderobenständer aussah. Niemand trug einen Raumanzug, wie Bella angeordnet hatte. Sie waren normal gekleidet und hatten auf jeden Schmuck oder Pomp verzichtet, damit offensichtlich war, dass sie keine Waffen trugen.
Aus dem Zug traten drei Gestalten, die weiße Anzüge der Chakri-5-Serie trugen. Sie waren glatt wie Skulpturen aus Speckstein. Es war keine externe Ausrüstung zu erkennen, die man für Waffen hätte halten können. Bella hatte Jim Chisholms Chakri-5 untersuchen lassen. Daher wusste sie, dass der Anzug den Träger zwar vor allen möglichen gefährlichen Situationen schützen konnte, aber selbst nicht in der Lage war, anderen Schaden zuzufügen.
Die drei Gestalten entfernten sich von der gläsernen Abtrennung, und hinter ihnen schlossen sich die Zugtüren wieder. Sie stellten sich im Dreieck auf und näherten sich langsam dem Empfangskomitee. Nach der Hälfte der Strecke blieben sie stehen. An der Gangart erkannte Bella, dass Svetlana an der Spitze des Dreiecks stand.
Bella sprach zuerst. Ihre Kehle fühlte sich ausgetrocknet an, aber sie zwang die Worte heraus. »Danke, dass du gekommen bist. Wie du sehen kannst, sind wir alle unbewaffnet und ungeschützt. Du hast nichts von uns zu befürchten.«
Svetlanas verstärkte Stimme dröhnte aus dem vordersten Anzug. »Du hast Parry mitgebracht. Das ist gut.«
»Wir hatten eine Vereinbarung getroffen«, sagte Bella. »Ich habe die Absicht, meinen Teil zu erfüllen.«
»Also bist du bereit, dich an uns auszuliefern?«
»Sobald du uns den Schlüssel ausgehändigt hast. Wir brauchen ihn jetzt dringender als je zuvor. Ich weiß nicht, ob es dir aufgefallen ist, aber Janus entwickelt eine besorgniserregende Instabilität.«
»Nicht schon wieder diese Geschichte.«
»Es ist die Wahrheit. Die erste Evakuierungswelle ist bereits nach Underhole unterwegs. Wenn du das Kommando übernimmst, möchte ich, dass du die Evakuierung fortsetzt. Überlass Nick die Leitung. Er wird sich um alles kümmern.«
»Du willst mir erklären, was ich machen soll, wenn ich die Macht übernehme?«
»Ich fühle mich verpflichtet, meine Verantwortung bis zur letzten Sekunde zu erfüllen und alles zu tun, um Janus zu retten.«
»Gut. Die Daten kommen gleich.« Svetlanas Tonfall wurde geschäftsmäßiger. »Sie sind in meinem Anzug gespeichert, im üblichen Format für Schmiedekesselprogramme. Wenn du irgendwelche Tricks versuchst, werde ich die Datei löschen. Danach lässt sie sich nicht mehr rekonstruieren.«
»Ich werde keine Tricks versuchen. Ich will nur den Schlüssel. Das Einzige, was mich noch interessiert, ist die reibungslose Evakuierung der Kolonie und die Garantie, dass wir die Menschen durch das Tor aus dieser Kammer bringen können.«
»Sie sagt die Wahrheit«, sagte Mike Takahashi.
Svetlana hob langsam die Hände und öffnete ihren Helm. Sie nahm ihn ab und drückte ihn an die Seite ihres Anzugs, wo er haften blieb. Sie blickte sich zu ihren Begleitern um, die daraufhin ebenfalls die Helme abnahmen. Denise Nadis schüttelte ihre Dreadlocks und ließ sie über den Halsring des Anzugs hängen. Josef Protsenko war das dritte Mitglied der Gruppe. Er nickte Bella ohne Feindseligkeit zu, als wäre das alles nur eine unangenehme bürokratische Notwendigkeit.
»Ich werde dir den Schlüssel geben«, sagte Svetlana, »aber nicht in einem Stück. Ich habe die Datei geteilt. Keine Hälfte ist ohne die andere zu gebrauchen.«
Bella zuckte die Achseln. »Ganz wie du es durchziehen möchtest.«
»Schick Parry zu mir herüber. Wenn ich ihn habe, bekommst du eine Hälfte der Datei.«
Bella gab dem Wachroboter ein Zeichen. Die Maschine führte Parry über den Bahnsteig, bis er genau vor Svetlana stand.
»Lass ihn frei«, sagte Bella. Der Justizausschuss hatte ihr die verbale Befehlsgewalt über diesen Roboter gegeben. Er löste Parrys Handschellen und trat auf seinen dürren schwarzen Beinen zurück. Parry streckte die Arme aus und rieb sich die Handgelenke, wo er gefesselt gewesen war.
»Hat sie dich verletzt?«, fragte Svetlana.
Parry schüttelte den Kopf. »Mit geht es bestens, Baby. Bella hat mich gut behandelt.« Er versuchte sie zu küssen, doch die Masse des Anzugs ließ nicht zu, dass er ihr zu nahe kam. Er gab es auf und blickte sich zu Bella um. »Ich bin freiwillig mit den Beweisen zu dir gekommen«, sagte er. »Ich kann dir deine Entscheidungen nicht
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