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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Verletzungen.
    Wieder bemühte sich Parry, seine Stimme von jeglicher Panik freizuhalten. »Wir werden etwas gegen deine Schmerzen machen, Mike, aber zuerst musst du mir ganz genau zuhören.«
    Takahashi atmete erneut keuchend ein. »Ich höre.«
    »Du liegst in Sprühstein. Dein Kopf, deine Arme und dein Oberkörper sind frei. Alles andere von dir ist eingeschlossen.«
    »Großartig!«
    »Aber wir werden dich da rausholen«, sagte Parry eindringlich. »Und das ist ein Versprechen, eine in Eisen geschmiedete Garantie. Doch das geht nur, wenn du mit mir zusammenarbeitest. Es ist sehr wichtig, dass du ruhig bleibst. Damit gibst du uns ausreichend Zeit, um dich auszugraben. Verstanden?«
    »Verstanden«, sagte Takahashi mit einem unüberhörbaren Unterton der Panik in der Stimme.
    »Ich meine es ernst.«
    »Kümmert euch um mein Bein. Dann können wir reden.«
    »Wir können uns im Moment nicht um dein Bein kümmern, aber es ist wichtig, dass du trotzdem ruhig bleibst. Ich möchte, dass du Musik hörst, Mike. Geh das Menü durch und such dir etwas Entspannendes aus.«
    »Du willst mich verarschen, Parry.«
    »Nein. Wenn du dir nicht selber etwas aussuchst, werde ich es tun und etwas in deinen Helm pumpen. Du warst nie ein großer Opernfan, nicht wahr?«
    »Toller Witz, Parry.«
    »Wer macht hier Witze? Entweder du suchst dir was aus, oder ich mache es.«
    »Du scheinst völlig …«
    »Such dir was aus. Und dreh es laut, damit wir alle zuhören können. Wenn du in den nächsten zwanzig Sekunden nicht tust, was ich sage, werde ich dich mit Puccini nerven. Vielleicht Turandot. Ich weiß genau, wie wunderbar du ›Nessun dorma‹ findest, Mike.«
    »Du bist ein echtes Arschloch, Parry.«
    »Ich geh das Menü durch. Gleich kommt es. Public Enemy … Puccini. Ich hoffe, du bist bereit dafür, Kumpel. Es wird dir wehtun. Es wird höllisch wehtun!«
    Takahashi war nicht schnell genug. Vielleicht war auch das Audiosystem seines Anzugs beschädigt. Parry war es egal. Er war froh, ihm Puccini aufdrängen zu können. Auch wenn er die Musik wirklich nicht ausstehen konnte, hatte er etwas, das ihn ablenkte.
    Parry rief Bella.
    »Mach den Krach leiser«, sagte sie. »Ich kann kein Wort verstehen.«
    »Tut mir leid«, übertönte er die Stimme von Luciano Pavarotti, »aber der Krach gehört zum Plan. Ich will, dass du das Triebwerk runterfährst, Bella. Mike kann jetzt keinen zusätzlichen Druck auf seinem Bein gebrauchen, und wir können es nicht riskieren, dass hier ein weiteres Trümmerstück runterkommt.«
    »Einverstanden«, sagte sie nach einem winzigen Moment des Zögerns. Dreißig Sekunden später spürte Parry, wie sich die Halteleine entspannte, als er schwerelos wurde.
    »Was noch?«
    »Wir brauchen weitere Leute. Und einen Arzt.«
    »Ich habe Ryan schon informiert.«
    Parry drehte sich nach links herum, bis er am Rand des Gesichtsfeldes seiner Helmscheibe Wolinsky erkennen konnte. »Frida«, sagte er, »kannst du von dort aus die Befestigung meiner Leine erreichen?«
    »Ich glaube schon, wenn man mich etwas weiter runterlässt.«
    Wolinsky beugte sich in seine Richtung, sodass er sie nicht mehr sehen konnte. Er spürte einen leichten Ruck, als sie nach seiner Leine griff.
    »Mach mich los«, sagte Parry und beugte sich zurück, damit sie den Karabinerhaken öffnen konnte.
    Ausnahmsweise hätte sich Parry in diesem Fall mit Leine wohler gefühlt, aber die Seile waren leider nicht länger. Er spürte, wie Wolinsky ihm auf den Rücken klopfte.
    »Du bist frei, Großer. Sei vorsichtig da unten.«
    Parry ließ sich kopfüber zur Oberfläche des Sprühsteins hinunterfallen. Sie hatten etwa anderthalb Meter aufgetragen, als Takahashi abgestürzt war, und das meiste musste inzwischen vollständig ausgehärtet sein. Sprühstein mochte elastisch genug sein, um den Impuls eines Massentreibers abzufedern, aber das würde ihnen nicht helfen, einen Verletzten auszugraben.
    Parry hatte jetzt beide Hände auf den Sprühstein gelegt und stellte fest, dass das Geckoflex keine dauerhafte Verbindung bildete. Beruhigt setzte er ein Knie auf die Kruste, dann einen Fuß. Er nahm den anderen Fuß von der schartigen Metallwand des Tanks und stellte ihn auf den Sprühstein. Nun konnte er zur halb freiliegenden Gestalt des Eingeschlossenen hinüberkriechen. Er erreichte Takahashis Oberkörper und ging vor ihm auf die Knie, wobei er darauf achtete, an drei Stellen Kontakt zur Kruste zu halten. Hinter dem leicht spiegelnden Glas der Helmscheibe waren

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