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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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aushärtenden Sprühstein. Obwohl Parry bereits da war, legten sie Wert darauf, ihn vorsichtig zu testen, bevor sie zu ihm kamen und Takahashi umringten. In Parrys Helm erschienen Namen neben den Anzügen: Chanticler, Herrick und Pagis. Die ersten zwei waren Taucher aus seiner eigenen Bergwerkertruppe, während Pagis zu Svietas Antriebsingenieuren gehörte. Alles Leute mit viel Außeneinsatzerfahrung und gewohnt, unter Druck zu arbeiten.
    Und jetzt würden sie darin noch besser werden, dachte Parry.
    »Ihr seht das Problem«, sagte er.
    Belinda Pagis hatte von den dreien den besten technischen Verstand. Durch ihre Helmscheibe sah Parry, dass sie das Gesicht verzog, als sie sich ein Bild von der Situation machte. »Das ist gar nicht gut«, sagte sie leise, aber laut genug, dass es über den offenen Kanal zu hören war. »Wir werden wohl …«
    »Was ist nicht gut?«, fiel Takahashi ihr ins Wort.
    »Immer mit der Ruhe, Mike«, sagte Parry. »Du lehnst dich einfach zurück und …« Er verstummte, als ihm plötzlich die Worte fehlten.
    »Wir müssen ihn da rausholen«, sagte Pagis. »Der Anzug wird ihn in ungefähr zehn Minuten bei lebendigem Leib rösten …«
    »Leute«, sagte Parry. »Mike hört uns zu.«
    »Tut mir leid«, sagte Pagis schnell. »Ich dachte, du wärst auf einem anderen …«
    »Bin ich nicht«, sagte Takahashi, »aber ihr müsst mir die Wahrheit nicht verzuckern. Ich weiß genau, wie tief ich in der Scheiße stecke.«
    »Deshalb werden wir dich möglichst schnell da rausholen«, sagte Parry und zwang sich, optimistisch zu klingen. »Aber du musst uns dabei helfen. Ich möchte, dass du ganz entspannt atmest.«
    »Machst du dir Sorgen, dass ich ersticken könnte? Deswegen mache ich mir die geringsten Sorgen. Mein Anzug hat noch für zehn Stunden Reserve.«
    »Die Atemluft ist nicht das Problem«, sagte Parry, »sondern der Tornister. Je schneller du atmest, desto mehr Arbeit müssen die Pumpen und Filter leisten. Daran müssen wir denken. Deswegen musst du unbedingt ruhiger werden.«
    »Ich habe ein gebrochenes Bein.«
    »Und ansonsten geht es dir blendend.« Parry hätte Pagis würgen können. Bevor sie den Mund aufgemacht hatte, war er davon überzeugt gewesen, die Lage unter Kontrolle zu haben. Er blickte zu Chanticler und Herrick hinüber, die damit beschäftigt waren, die Ausrüstung auszupacken, dann sah er wieder zu Takahashi. »Wir fangen jetzt an, dich auszugraben«, sagte er. »Ich weiß, dass du so schnell wie möglich hier rauskommen möchtest, aber es gibt nur eine Methode, wie wir es schaffen können. Wir müssen deinen Rückentornister freilegen, und das bedeutet, dass wir unter dir graben müssen.«
    Takahashi sagte nichts dazu. Parry erlaubte sich die Hoffnung, dass er ihn überzeugt hatte. Er winkte Herrick, dass er ihm ein Grabwerkzeug geben sollte, und hoffte, dass die Kelle mit der Diamantklinge hart genug für den Sprühstein war.
    Dann sagte Takahashi mit entwaffnender Beiläufigkeit: »Ich habe hier ein weiteres rotes Licht bei den Tornistersystemen. Ich glaube, die Pumpe ist gerade ausgefallen.«
    »Wir graben«, sagte Parry und stieß die Klinge in die blaugraue Kruste.
    »Hier drinnen wird es wärmer«, sagte Takahashi.
    Chanticler und Pagis gruben nun ebenfalls, mit größeren Versionen des Werkzeugs, das Parry sich ausgeborgt hatte, und in den nächsten trügerischen Minuten sah es danach aus, dass sie es schaffen würden. Die Diamantklingen schnitten mehrere Zentimeter tief in den Sprühstein, der sich in faustgroßen Brocken lösen ließ. Parry glaubte fast daran, dass sie diese Sache hinkriegen würden, ohne einen Mann zu verlieren. Sie kamen langsam, aber stetig voran und legten einen großen Teil der oberen Hälfte des Rückentornisters frei. Dann wurde es schwieriger. Sie hatten ohne allzu große Anstrengung etwa einen Quadratmeter Kruste bis zu einer Tiefe von fünf Zentimetern abgetragen, als die Werkzeuge plötzlich auf härteren Widerstand stießen. Es war, als hätte sich die Masse von Lehm in Granit verwandelt.
    Es dauerte zehn Minuten, um den nächsten Zentimeter auszuheben, und dann wurden die Werkzeuge allmählich stumpf. Sie schnitten mit Diamant durch eine Substanz, die selbst fast die Härte von Diamant erreichte.
    »Seid ihr bald fertig?«, fragte Takahashi. Seine Stimme klang schwächer, wie jemand, der kurz vor dem Eindösen stand.
    Parry legte seine Kelle auf einer Haftfläche ab, die sie an der Kruste befestigt hatten. Es hatte keinen Sinn. Der

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