Himmelssturz
Takahashis ängstliche Augen weit aufgerissen.
»Okay, das war genug Puccini«, sagte er.
»Luciano und ich sind noch nicht fertig.« Parry untersuchte den Mann, nachdem er sich die Sache nun zum ersten Mal aus der Nähe ansehen konnte. Es war schlimmer, als er gedacht hatte. Takahashis Lebenserhaltungstornister war völlig eingeschlossen. Also gab es keine Möglichkeit, den Anzug mit Luft oder anderem zu versorgen. Dazu musste zumindest ein Teil des Rückentornisters freigelegt sein.
Aber der Luftvorrat war im Augenblick gar nicht das Hauptproblem. Parry drehte Puccini einen Tick leiser. »Ich bin jetzt bei Mike, Bella.«
»Wir können alles über deine Kamera verfolgen«, sagte Bella. »Wie schätzt du die Lage ein?«
»Meine Einschätzung …«, begann er, doch dann wurde ihm klar, dass er nicht die Wahrheit sagen konnte, während Takahashi zuhörte. »Mike ist im Großen und Ganzen heil geblieben. Er ist bei Bewusstsein und voll da. Aber wir müssen ihn stabilisieren, bevor wir daran denken können, ihn herauszuholen.«
»Stabilisieren?«
»Wir müssen zuerst seinen Tornister freilegen.«
»Verstanden«, sagte Bella, und an ihrem Tonfall, an der fallenden Betonung, erkannte er, dass sie wirklich verstanden hatte. Im Sprühstein war der Tornister nicht mehr in der Lage, überschüssige Wärme abzugeben. Im Anzug musste es bereits jetzt ziemlich heiß sein.
Aber noch war nichts passiert. Vielleicht blieb ihnen genug Zeit – wenn sie schnell handelten.
»Bella, wie kommen die Hilfstruppen voran?«
»An Schleuse Nummer vier steigen gerade drei Leute aus. Sie haben Rettungsausrüstung und Schneidwerkzeug dabei.«
»Wie sieht es mit der medizinischen Versorgung aus?«
»Ryan ist bereits in Nummer fünf. Er wird in wenigen Minuten draußen sein.«
Parry kramte in seinem Gedächtnis und versuchte sich an das letzte Mal zu erinnern, als Ryan Axford einen Anzug hatte anlegen müssen. Wahrscheinlich während der letzten allgemeinen EVA-Übung, die schätzungsweise achtzehn Monate zurücklag.
»Sag Ryan, dass er vorsichtig sein soll. Ich habe das Gefühl, dass dies nicht das letzte Mal ist, dass wir ihn brauchen.«
»Ryan kennt sich aus, Parry, genauso wie du. Wie geht es dem Patienten? Sprich zu mir, wenn du mich hören kannst, Mike.«
»Mir geht es gut«, sagte Takahashi. »Nur verdammte Kopfschmerzen.«
Hyperkapnie, dachte Parry. Er atmete zu schnell und zu flach, sodass sich eine gefährliche Kohlendioxidkonzentration aufbaute.
»Ganz ruhig, Kumpel.«
»Ich könnte wirklich etwas für mein Bein gebrauchen …«
»Mike«, sagte Bella, »du musst dich wahrscheinlich mit den Schmerzen abfinden, bis wir dich nach drinnen gebracht haben. Wenn du keinen Hartanzug tragen würdest, könnten wir dir Morphin verpassen. Aber so geht es nicht.«
»Bella hat recht«, sagte Parry. »Auf Schmerzmittel musst du vorläufig verzichten. Aber ich weiß, dass du ein zäher Bursche bist und es aushalten wirst.«
»Wenn du es sagst, Parry.«
»Ich weiß auch, dass dich ein gebrochenes Bein nicht umbringen wird. Sieh es auch mal von der positiven Seite. So bleiben dir wahrscheinlich die gefährlicheren Einsätze erspart, nachdem wir Janus erreicht haben.«
»Aber ich habe trotzdem noch Anspruch auf meine Prämien, nicht wahr?«
»Und auf eine Krankenzulage. Und auf Entschädigung für das psychische Trauma, das du durch die wiederholte Beschallung mit italienischen Opern erleiden wirst.«
Takahashi brachte ein zustimmendes Brummen zustande. »Vielleicht sind die Schmerzen doch gar nicht so schlimm.« Dann nahm seine Stimme einen besorgten Tonfall an. »Oh, warte mal.«
»Was ist?«
»Ich sehe hier etwas … auf meinem Helmdisplay.« Er verstummte.
»Rede mit mir«, sagte Parry.
»Mein Anzug sagt, dass ich in Schwierigkeiten bin. Die Wärmeregulierung liegt im roten Bereich.«
»Dein Tornister hat etwas Schwierigkeiten, die Abwärme abzuführen, aber wir haben immer noch jede Menge Zeit, bevor das zu einem Problem für dich werden kann.« Parry sagte es so zuversichtlich dahin, dass er fast selbst daran glaubte.
Er blickte auf, als er eine Veränderung in den Lichtverhältnissen im Schacht zwischen den Tanks bemerkte. Die Leute vom Rettungsteam näherten sich mit umherzuckenden Helmlampen, als sie das letzte Stück des Weges mit Händen und Füßen zurücklegten. Hellgelbe Notfallausrüstung schmückte ihre Anzüge.
»Die Kavallerie ist eingetroffen«, sagte Parry.
Die dreiköpfige Einheit erreichte den
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