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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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forderte Parry ihn auf. »Dafür gibt es einen guten Grund. Wenn du weggetreten bist … kann Ryan dich konservieren. Du bleibst, wie du bist, bis wir wieder zu Hause sind.«
    »Ich wäre tot«, sagte er matt.
    »Du wärst in Stasis«, sagte Axford, der bereits den Frostengel-Tank aus dem Arztkoffer holte. »Es geht darum, dass es dann immer noch die Chance gibt, dich zurückzuholen.«
    »Was für eine Chance?«
    »Eine wesentlich bessere als der Versuch, dich hier rauszuschneiden. Das ist das Einzige, das ich mit Sicherheit sagen kann.«
    »Er hat recht«, sagte Parry. »Nur so kann es funktionieren, Mike.«
    »Es muss noch etwas anderes geben, das ihr ausprobieren könnt, bevor wir diesen Weg einschlagen«, sagte Takahashi verzweifelt.
    »Es gibt nichts anderes«, sagte Axford. »Und die Zeit wird schon jetzt knapp. Das weißt du, Mike. Wenn unsere Rollen vertauscht wären, würdest du dich darauf verlassen, dass die anderen dich rausschneiden?«
    »Ich würde es versuchen.«
    »Aber ich würde es nicht zulassen«, sagte Parry. Er schob seinen Helm so nahe wie möglich an Takahashi heran. Sein Gesicht sah erhitzt und feucht aus, als würde er sich im Innern eines Treibhauses aufhalten. »Ryan braucht dein Einverständnis. Du musst das hier lesen und unterschreiben.«
    »Nein.«
    Parry drückte den Magic Marker in Takahashis Handschuh und presste seine Finger zusammen, bis sie ihn hielten. »Unterschreib einfach das verdammte Ding, Mike.«
    Takahashi ließ den Stift los. »Ich kann nicht.«
    Parry fing ihn auf und zwang ihn wieder ins Takahashis Handschuh. »Unterschreib das, verdammt noch mal! Unterschreib und überlebe!«
    »Ich kann nicht.«
    Überall auf Takahashis Brusttornister blinkten rote Lichter. Der Anzug stand kurz vor dem endgültigen Versagen und konnte seinen Insassen nicht mehr schützen. Parry schloss seine Hand um Takahashis und dirigierte die Spitze des Stifts zum Unterschriftsfeld.
    Sie brauchten nur irgendein Zeichen … zumindest den Versuch einer Unterschrift.
    »Mike, tu es für mich. Für all deine Freunde.«
    Ein weiteres rotes Lämpchen leuchtete auf. Dann blinkten plötzlich alle Lichter auf einmal und gingen ganz aus. Irgendwo tief im Anzug hatte gerade ein kritisches System versagt. Parry drückte den Stift auf die Karte und setzte zum ersten Strich eines ›M‹ an. Dann spürte er – oder er hoffte es –, wie sich Takahashis Hand aus eigener Kraft bewegte. Der Stift glitt über das freie Feld und hinterließ eine Spur, die man beinahe als Takahashis Unterschrift deuten konnte.
    Beinahe.
    Parry ließ Takahashis Hand los, sodass der Stift herausfiel, und wandte sich zu Axford um. »Jetzt bist du an der Reihe, Ryan.«
    Axford scheuchte Parry mit einem Wink zur Seite und gab Befehle in die Tastatur des Brusttornisters ein. Die Lichter gingen wieder an, auch wenn sie jetzt etwas schwächer leuchteten. Axford tippte weitere Anweisungen ein, und als Takahashi offenbar klar wurde, was geschah, versuchte er Axford wegzudrängen, damit er nicht mehr an die Kontrollen gelangen konnte. Axford kippte nach hinten um.
    »Hilf mir«, sagte er zu Parry. »Halt seine Arme fest.«
    Parry sah seinen Freund an und erkannte deutlich die Angst in seinem Gesicht hinter der beschlagenen Helmscheibe.
    »Ich glaube nicht, dass er jetzt noch damit einverstanden ist«, sagte Parry.
    »Es spielt keine Rolle, was er jetzt will«, erwiderte Axford. »Ich habe das Einverständnis.«

 
Sechs
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    Es war nicht das erste Mal, dass jemand während einer Mission der Rockhopper gestorben war, und Bella bezweifelte, dass es zum letzten Mal geschehen war. Aber das bedeutete nicht, dass von nun an wieder Normalbetrieb herrschte. Bella hatte erlebt, dass ihre Besatzung schon einen oder zwei Tage nach einem Todesfall weitermachte, aber manchmal dauerte es länger. Die Erholungsphase hatte offenbar nichts mit der Beliebtheit des betreffenden Besatzungsmitglied oder den Todesumständen zu tun. Dafür waren subtilere Kräfte verantwortlich, die Bella nicht einschätzen konnte.
    Sie verarbeitete den Zwischenfall auf ihre Weise. Takahashis medizinischer Zustand mochte nicht eindeutig sein, aber tief drinnen war Bella überzeugt, dass der Tod dauerhaft und unumkehrbar war, und genauso behandelte sie ihn auch. Sie verfasste Kondolenzbriefe, versuchte das richtige Gleichgewicht zwischen respektvoller Förmlichkeit und persönlichem Ton zu finden. Bei manchen Toten war es leichter. Mike Takahashi hatte keine engen

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