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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Gott, Ryan! Etwas Besseres hast du nicht anzubieten?«
    »Wenn er in diesem Anzug verbrennt und einen Herzstillstand erleidet, werden in den folgenden vier bis sechs Minuten kritische Gehirnstrukturen zerstört. Ich will ihm eine Überlebenschance geben.«
    »Eine tolle Chance.«
    »Es ist eine sehr riskante Prozedur, die genau für solche Fälle gedacht ist.«
    »Und du weißt genau, was du tust?«
    »Alle Details sind ausgearbeitet. Operation Frostengel.«
    Nach einer Weile entsetzten Schweigens sagte Parry: »Wie oft hast du das schon gemacht?«
    »Er wird mein erster Fall sein.«
    »Und nun willst du die Gelegenheit nutzen, es an Mike auszuprobieren?«
    »Tu nicht so erschüttert, Boyce. Ich versuche ihm das Leben zu retten.«
    Es war das erste Mal, dass er Axford wütend erlebte. Parry wurde klar, dass er soeben die professionellen Fähigkeiten eines anderen in Frage gestellt hatte. Es wäre genauso gewesen, als hätte Axford ihm einen Vortrag über die beste Methode gehalten, eine Grube für einen Massentreiber auszuheben. »Es tut mir leid. Es ist nur ein …«
    »Klinischer Tod? Ja, genau darum geht es.«
    Parry stellte fest, dass er seine eigene Atmung unter Kontrolle bringen musste, bevor sich sein Anzug überhitzte. »Wie lange haben wir noch, bis du damit anfangen musst?«
    »Je früher, desto besser. Es wird eine Weile dauern, bis er wegtritt … Man sollte ihn auf keinen Fall dem Schwefelwasserstoff aussetzen, solange er bei Bewusstsein ist. Dann wäre da noch ein anderer Punkt. Das könnte der schwierigste Teil werden.«
    »Was?«
    »Es geht nur mit Einverständnis.«
    Parry schloss die Augen und wünschte sich, er wäre ganz woanders. »Ich erteile es dir, wenn es keinen anderen Ausweg gibt.«
    »Nicht von dir«, sagte Axford. »Von Mike. Ihm muss klar sein, worauf er sich einlassen würde.« Er griff in seinen Arztkoffer und zog eine laminierte Mappe in der Größe einer Speisekarte heraus. Er öffnete sie und gab sie Parry. Auf der Karte standen Textzeilen in dicken Lettern und daneben ein paar vereinfachte medizinische Diagramme in Primärfarben. Es sah wie das aus, womit in Flugzeugen auf die Notausstiege hingewiesen wurde. Die Zahlen in den Diagrammen erweckten den gleichen Eindruck stumpfer, fatalistischer Gelassenheit. An der Karte war mit einer Nylonschnur ein Magic Marker befestigt, klobig genug, um mit dem Handschuh eines Raumanzugs geführt werden zu können.
    »Oh nein«, sagte Parry.
    »Oh doch«, sagte Axford. »Nur so bekommt er das Rückflugticket nach Hause.«
    »Und wenn er wieder zu Hause ist – was dann?«
    »Wir übergeben ihn den Chinesen. Oder lassen ihn auf Eis liegen, bis wir selbst ihn wiederbeleben können.«
    »Und es gibt wirklich keine andere Möglichkeit?«, fragte Parry nach einer Weile.
    Axford schüttelte den Kopf.
    Parry trennte die Sprechverbindung zum Arzt. »Mike … hörst du mich noch?«
    »Ich bin hier«, sagte Takahashi matt. »Ist das Ryan neben dir?«
    »Ryan ist hier.« Aber damit hätten sich die guten Nachrichten auch schon erschöpft, dachte Parry. »Mike, es gibt da etwas, worüber ich mit dir reden muss. Ryan sagt, es ist zu gefährlich, wenn wir dich mit Schneidbrennern herausholen. Das gefällt mir nicht, aber ich glaube, er hat recht. Niemand von uns könnte garantieren, dass dein Rückentornister heil bleibt oder wir kein Loch in deinen Anzug schmoren. Also werden wir etwas anderes versuchen, wenn du damit einverstanden bist.«
    Takahashi schien irgendetwas in Parrys Stimme gehört zu haben. »Und wenn ich nicht einverstanden bin?«
    »Dann werden wir uns alle Mühe mit den Schneidbrennern geben.«
    »Sag mir, wie Plan B aussieht.«
    »Plan B ist …« Die laminierte Karte in seinen Händen zitterte unkontrolliert.
    »Parry, sag es mir einfach.«
    »Es gibt da eine Notfallprozedur. Ryan wird dich … bewusstlos machen.«
    »Er muss genau über die Fakten Bescheid wissen«, sagte Axford gepresst. »Wir müssen klarstellen, dass wir hier nicht nur über Bewusstlosigkeit reden.«
    Parry hielt die Karte vor Takahashis Helmscheibe und tippte mit dem Finger auf die Zeichentrickfigur, deren Gehirn im Querschnitt dargestellt war, mitsamt rosenförmigen Windungen und Hirnstamm. Waagerechte Linien auf einem gezeichneten Monitor deuteten die Abwesenheit jeglicher Aktivität des ZNS an.
    »Ryan würde dich mit Hilfe deines Anzugs euthanasieren. Es wäre schmerzlos … als würdest du einschlafen.«
    »Nein, ich …«, begann Takahashi.
    »Hör mir zu«,

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