Himmelssturz
damit sie weiteres Zeug einspeisen können, ohne dass wir etwas davon bemerken.«
»Ich hoffe, du hast einen wasserdichten Beweis für deine Behauptungen«, sagte Parry.
»Ich habe jede Menge Beweise«, sagte sie und reichte ihm den Flextop.
Parry senkte den Blick. »Soll mir das etwas Bestimmtes sagen?«
»Ich habe zwei Datenkurven übereinander gelegt, die eigentlich identisch sein müssten. Aber das sind sie nicht. Die Kurven decken sich nicht.«
»Eine davon ist echt?«
Sie nickte. »Die Daten, die ich soeben aus dem Schwitzkasten geholt habe, entsprechen dem, was ich erwartet hätte. Sie zeigen die Druckwerte in den Treibstofftanks, einschließlich der Schwankung, die auf den Zusammenstoß mit dem Massentreiber zurückzuführen ist.«
»Und die andere Kurve?«
»Das sind die Daten, die du siehst, wenn du die Werte über das Schiffsnetz abrufst. Es ist das, was Bella sieht. Es ist das, woran Bella glaubt.«
Parry berührte die Kurve, auf der sich der Zusammenstoß abzeichnete. »Wie kommt es, dass diese Daten nicht ebenfalls verändert wurden?«
»Sie sind gepuffert«, sagte Svetlana, »in einem temporären Cache zwischengespeichert, falls die anderen Schiffssysteme abstürzen sollten. Sie lassen sich nur hier unten direkt aus dem Zwischenspeicher abrufen. Das Programm, das die Schiffsnetzdaten überschrieben hat, kam nicht an diese Version heran. Oder man hat nicht daran gedacht.«
Er gab ihr den Flextop zurück. An seinem Gesichtsausdruck konnte sie erkennen, dass sie ihn zum Grübeln gebracht hatte, auch wenn es noch ein weiter Weg war, ihn vollständig zu überzeugen.
»Warum?«, fragte er. »Ich verstehe es nicht. Warum sollte jemand daran interessiert sein, diese Werte zu ändern?«
Svetlana zeigte ihm noch einmal den Flextop. »Die Kurve mit den echten Daten liegt etwa fünfzig Prozent niedriger als die gefälschte. Das bedeutet, dass der Druck niedriger ist. Das bedeutet, dass in Wirklichkeit viel weniger Treibstoff in den Tanks ist.«
»Und was genau bedeutet das?«
»Die Sache war ohnehin knapp kalkuliert«, sagte Svetlana. »Nach den Zahlen, die wir vor dem Unfall hatten, verfügten wir über genug Treibstoff, um zu Janus zu fliegen, ihn ein paar Tage lang zu beobachten und dann ins innere System zurückzukehren.«
»Und jetzt?«
»Ich muss die Angelegenheit noch einmal mit den realen Daten nachrechnen, aber ich habe das dumme Gefühl, dass ich die Antwort längst weiß.«
Schweigen breitete sich aus. Sie blickte in Parrys vertrauensvolles Gesicht.
»Und wie lautet sie?«
»Wir haben nicht mehr genug Treibstoff, um nach Hause zu fliegen. Das ist die Wahrheit, die sie uns vorenthalten wollen. Sie wollen, dass wir uns Janus aus der Nähe ansehen. Mit den Daten, die wir zurückschicken, wird DeepShaft in jedem Fall ein Vermögen machen.«
»Und wir?«
»Wenn sie die Daten haben, brauchen sie uns nicht mehr.«
Bella war beim Taphead, als der Anruf hereinkam. Thom Crabtree hatte etwas Scheues an sich, seine Augen waren groß und blickten vertrauensvoll, aber er konnte Bella nicht direkt ansehen. Er fixierte einen Punkt hinter ihrer Schulter, als würde er mit jemand ganz anderem sprechen.
»Ich glaube, ich leiste nicht so viel, wie ich könnte«, sagte er.
»In welcher Hinsicht?«, fragte Bella geduldig.
»Es ist mir nicht gestattet, mich nützlich zu machen. Ich könnte mich genauso gut nicht an Bord dieses Schiffes aufhalten.«
»Ich dachte, das hätten wir schon längst besprochen.«
»Stimmt. Aber es hat sich nichts an der Situation geändert.«
Bella warf einen Blick auf eine E-Mail, die sie aus ihrem »Gesendet«-Ordner abgerufen hatte. »Ich habe Saul gebeten, die Integration voranzutreiben. Mir ist es sehr wichtig, dass wir dich auf Kurs gebracht haben, bevor wir Janus erreichen. Ich bin davon überzeugt, dass du eine wichtige Rolle bei der Untersuchung spielen wirst, wenn wir anfangen, Roboter einzusetzen.«
»Das hoffe ich auch«, sagte Crabtree.
»Dann erzähl mir, wie es mit der Integration vorangeht. Arbeitest du schon mit realen Maschinen?«
Crabtree rutschte unbehaglich auf seinem Sitz hin und her. »Nicht ganz«, sagte er. »Wir sind immer noch im virtuellen Stadium.« Damit meinte er die simulierten Maschinen.
»Gab es ein Problem mit dem Übergang?«
»Ja … nein. Ich meine, kein technisches Problem. Aber Saul …« Er wand sich, und seine Augen blickten in alle möglichen Richtungen, nur nicht in ihr Gesicht. Bella fühlte sich genauso unbehaglich.
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